Streuobstwiesen bieten einen faszinierenden Naturraum zum Entdecken und Lernen und sind somit ein idealer Ort für die Umweltbildung mit Menschen jeglichen Alters. Diese Kulturlandschaft eignet sich in besonderem Maße, um die Beziehungen zwischen Natur und Mensch zu erkennen.
Der Lebensraum Streuobstwiese Streuobstwiesen sind ein ganz besonderer Lebensraum – sogenannte Hotspots der Biodiversität und eines der artenreichsten Biotope Mitteleuropas. Streuobstwiesen bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, unter ihnen auch viele bedrohte Arten. Grund für diesen Artenreichtum sind die unterschiedlichen Strukturen, die Lebensräume für diverse Arten bieten können, wie z.B. Baumhöhlen oder im Geäst. Zudem bieten sie unterschiedlichste Nahrungsquellen in Form von z.B. Pollen, Nektar, reifem Obst oder Insekten.
Streuobstwiesen sind in der heutigen Zeit von besonderem Wert. Während die Landwirtschaft mit Monokulturen und unter dem Einsatz von Pestiziden intensiviert wird, gehen des Weiteren vielfältige Strukturelemente und Landschaftsbestandteile verloren. In Städten stellt der hohe Anteil an Flächenversiegelung nach wie vor ein großes Problem dar. Gerade deshalb ist der Erhalt von naturnahen, geschützten Rückzugsräumen wichtiger denn je. Und das nicht nur für Tiere und Pflanzen – sondern auch für uns Menschen!
Streuobstbestände sind ein Teil der Kulturlandschaft. Sie sind vom Menschen geschaffen und ihr Weiterbestand kann nur gesichert werden, wenn sie gepflegt und bewirtschaftet werden. Streuobstwiesen-pflege ist daher aktiver Natur- und Artenschutz, trägt zur Erhaltung alter Obstsorten bei und erfreut uns und viele Tier- und Pflanzenarten mit einem wundervollen Naturraum. Außerdem wird die Pflege und der aktive Naturschutz in diesem Falle mit einer besonders schmackhaften Ernte belohnt.
Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den Streuobstwiesen Indem sie das Bewusstsein für dieses Ökosystem schärfen und den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen fördern, können Bildungsangebote auf den Streuobstwiesen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung beitragen. Streuobstwiesen bieten als Lernort die Möglichkeit, vielfältige Bildungsmethoden anzuwenden.
Durch das Erkunden des Lebensraums und durch praktische Arbeiten gewinnen die Teilnehmer*innen dabei nicht nur neue Kenntnisse über Streuobstwiesen und deren Bewohner, sondern bauen auch soziale und persönliche Kompetenzen sowie vorausschauendes Handeln aus.
Auf Streuobstwiesen ist eine Sensibilisierung und eine aktive Beschäftigung mit mehreren der Sustainable Development Goals (SDGs)1möglich.
Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
Streuobstwiesen verbessern die Gesundheit auf mehrere Weise: nicht nur durch die Möglichkeit, gesundes Obst frisch zu ernten und zu verarbeiten. Streuobstwiesen erfüllen bedeutende ökologische Funktionen, stabilisieren Landschaft sowie lokales Klima und stärken unser Wohlbefinden mit einem abwechslungsreichen, erholsamen Landschaftsbild.
Ziel 4 - Chancengerechte und hochwertige Bildung
Streuobstwiesen bieten niedrigschwellige Bildungsmöglichkeiten für alle Lern- und Lebensformen, sei es frühkindliche Bildung, inklusive Bildung oder die Möglichkeit des lebenslangen Lernens z.B. von fachlichen Fähigkeiten. Mit dem Konzept „Grünes Klassenzimmer“ wird der Lernort ins Freie verlegt und bietet die Möglichkeit, Abläufe in der Natur mit allen Sinnen zu erfahren und eigenständig zu entdecken. Die Teilnehmer*innen lernen, sich für eine vielfältige, artenreiche Lebenswelt (politisch) einzusetzen.
Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Eine nachhaltige Nutzung von Streuobstwiesen ermöglicht eine nachhaltigere Gestaltung unserer Lebensstile in unserer Gemeinde. Auf den Wiesen finden sich viele Beispiele und Ideen, was man tun kann, um die Welt ein Stück nachhaltiger zu machen. Auf den Streuobstwiesen können wir erfahren, wie regionale und saisonale Versorgung aussehen kann. Wir verringern unseren globalen Fußabdruck, indem wir Streuobstwiesen als wichtigen Bestandteil unserer Ernährung nutzen. Mit Ernteaktionen und anschließender Lagerung, Verwertung und Haltbarmachung der Ernte zeigen wir auf, wie wir uns das ganze Jahr über mit Vitaminen von der Streuobstwiese versorgen können.
Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Eine Vielfalt an Strukturen und Lebensräumen verbessert die Resilienz, einschließlich der Wasserspeicherkapazität der Landschaft und der Bodenqualität. Abgesehen von der Bedeutung der Bäume für den Klimaschutz, sind auch die artenreichen Wiesen wichtige CO2-Speicher. Zudem reduziert die Verwendung von lokal wachsendem Obst den CO2-Fußabdruck unserer Ernährung, was einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz darstellt.
Ziel 15: Leben an Land – Biodiversität und Artenvielfalt
Streuobstwiesen sind ein wesentlicher Teil gesunder Landschaften mit einer hohen Biodiversität. Sie bieten wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Viele unterschiedliche Strukturen können erkundet und als Lebensraum erkannt werden. Komplexe Ökosysteme können hier anschaulich und verständlich aufgezeigt und kennengerlernt werden.
Ziel 17: Starke Partnerschaften
Gemeinsam können wir viel erreichen! Viele Personen aus verschiedenen Bereichen arbeiten daran, unsere Streuobstwiesen zu erhalten, tauschen sich aus und lernen voneinander. Denn Streuobstwiesen sind und bleiben Kulturlandschaften – vom Menschen geschaffen und nur dann für die Zukunft gesichert, wenn sie gemeinschaftlich gepflegt und bewirtschaftet werden. Partnerschaften werden auch genutzt, um sich auf politischer Ebene für den Erhalt von Streuobstwiesen einzusetzen.
Bei Bildungsangeboten und Aktionen auf den Streuobstwiesen können eine Vielzahl von Themen aufgegriffen und Kompetenzen gefördert werden.
Ausbildung Streuobst-Pädagogik Seit 2014 arbeiten der BUND Niedersachsen und der Streuobst-Pädagogen e.V. zusammen, um Streuobst-Pädagog*innen auszubilden.2Die Ausbildung soll dazu beitragen, dass ausgebildete Streuobst-Pädagog*innen in Norddeutschland Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Thema Streuobst an Schulen und in Vereinen begeistern. Es wird ein grundlegendes Verständnis für das Ökosystem der Streuobstwiese entwickelt.
Weitere Informationen: BUND Hamburg: www.bund-hamburg.de/bildungsangebote
Autorin und Kontakt: Nora Kolter Projektleitung Streuobstwiesen für Naturschutz und Umweltbildung BUND Hamburg Mail: streuobstbund-hamburgde
1www.bne-portal.de 2https://kurzelinks.de/Streuobstpaeda