Umweltzentren haben mitunter Freiflächen oder Räume, die junge Transformationsinitiativen - wie ANU sie im Projekt nennt - zum Experimentieren nutzen können, um kreativ und handlungsorientiert alternative Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsformen in ihrer Stadt oder ihrem Stadtteil auszuprobieren. UmweltpädagogInnen können diese Reallabore des Teilens, Tauschens, Selbermachens initiieren und/oder begleiten, sie können auf der Basis ihrer langjährigen Erfahrung in der Bildung für nachhaltige Entwicklung in Themenfeldern wie z.B. Ernährung, Energiewende oder nachhaltige Mobilität Reflexionen über Ressourcenschutz, Bewusstseins- oder Wertewandel anregen und moderieren. Sie begleiten somit Lernprozesse vom Handeln zum Wissen, wenn z.B. beim gemeinschaftlichen Gärtnern über biologische Vielfalt und saisonale Lebensmittel oder beim Reparatur-Café über Arbeitsbedingungen in der Rohstoffgewinnung für Elektrogeräte diskutiert wird. Die Inititativen und jungen Menschen bringen häufig frische Ideen, viel Tatkraft und hohe Medienkompetenz in den sozialen Medien mit. Was Umweltzentren/-pädagogInnen und Initiativen schon Tolles miteinander machen, lesen Sie in den folgenden Geschichten, die ANU gemeinsam mit Mareike Spielhofen erzählt. Viel Spaß dabei!
Einen Begegnungsraum schaffen, zwischen Geflüchteten und Freiburger Bürgern, ohne Berührungsängste und ganz unbürokratisch – dass ist das Ziel des Vereins zusammen leben. Hierzu wurden verschiedene Formate entwickelt, wie Begegnungen zum Essen in Familien bzw. bei Privatpersonen, internationale Kochevents, Nachbarschaftsfeste und gemeinsames Gärtnern. Der Garten am Dorfbach neben dem Stadtteil Vauban wächst erst seit Juli 2016. Trotzdem ist laut Landschaftsplanerin und Umweltpädagogin Stefanie Koch schon viel passiert.
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Nun schon zum dritten Mal fand 2017 das Saatgutfestival im Münchner Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) statt. Wie alles begonnen hat? Das ist eine spannende Geschichte. Denn im ÖBZ ist es schon eine lange Tradition, mit wandelbegeisterten Freiwilligen zusammenzuarbeiten: Eine Erfolgsstory des Gebens und Nehmens, von Bildungseinrichtung und Graswurzelbewegungen, lange bevor der Ausdruck gesellschaftliche Transformation die Runde machte.
„Wir kommen aus der Graswurzelbewegung, sehen uns jedoch weder auf der einen noch auf der anderen Seite“, so Judit Bartel von der Permakultur-Akademie zu der Frage, ob sie sich nun eher als Bildungszentrum oder als eine wandelbegeisterte Initiative sehen. Die Permakultur-Akademie ist seit 2002 unter anderem der deutsche Anbieter für die Weiterbildung zum/zur Permakultur-GestalterIn mit dem international anerkannten Abschluss "Diploma of Applied Permaculture Design". Außerdem ist sie ein Zentrum der deutschen Permakultur-Bewegung – eine Szene mit eigenem Vokabular, Lebensgefühl und eigener Lebenseinstellung. Von hier aus erwachsen zahlreiche Transformations-Aktivitäten.
Die Kinder der Fanny-Hensel-Grundschule freuen sich über jede Menge Unterstützung. Diese bekommen sie unter anderem durch Anne Kienappel, einer aktiven, wandelbegeisterten Netzwerkerin, die als Halbtagskraft die Lernwerkstatt der Elemente für die Kinder der Schule betreut, die zu etwa 90 Prozent aus Familien mit Migrationshintergrund stammen. Spontane Hilfe erhielt das Regenwasser- und Pflanzprojekt der Lernwerkstatt von Aktiven des interkulturellen Gemeinschaftsgartens „mauergarten“ in Berlin.
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Die Münchner Bevölkerung wird schon seit vielen Jahren von Green City e.V. „aufgemischt“: Bei den bürgernahen Projekten mit niederschwelligem Einstieg stehen Spaß und Freude sowie die Verbesserung der eigenen Lebenssituation im Vordergrund. Wenn damit noch die Umwelt und das Klima geschützt werden – prima! Mit Kleidertauschpartys, Carrotmobs und Urban Gardening greift Green City typische Graswurzel-Aktionen auf. Dass diese ein Selbstläufer werden, ist oft das Ziel.
Auf einer Insel zu wohnen ist etwas Besonderes – und birgt auch eine besondere Verantwortung. Gerade dann, wenn diese Insel - Rügen - eine so außerordentlich große landschaftliche Vielfalt, eine so vielseitige Vegetation und einen so großen Formen- und Artenreichtum, auch an seltenen und speziellen Arten, aufweist. Um BewohnerInnen und BesucherInnen die Schätze der Insel näherzubringen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie dieser einzigartige Naturraum bewahrt werden kann, haben sich kleine und große einheimische Initiativen und Einrichtungen zusammengetan, um eine Woche der Nachhaltigkeit zu organisieren.
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Carrot Mob, Urban Gardening, Fablab, Essbare Schule, Transition Town: Michael Schlecht, Leiter des stadtnahen Vereins Umweltlernen Frankfurt, hat keine Berührungsängste mit jungen Wandelinitiativen und deren neuen, kreativen Formaten. Ganz im Gegenteil, die frischen Ideen werden vom Verein aufgegriffen, um gemeinsam für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Frankfurt einzustehen.
Reparieren statt wegwerfen ist die Devise der „ReparaturwerTstatt“, dem ersten Reparaturtreff in Leverkusen. Hier treffen Menschen mit defekten Geräten auf BastlerInnen und TüftlerInnen. Gemeinsam machen sie sich ans Werk und oft gibt der Erfolg der Mühe recht: Ein nützlicher Gebrauchsgegenstand oder ein kostbares Lieblingsstück konnte wieder fit gemacht werden und erlangte wieder den einstigen „Wert“ für seinen Besitzer. Geld und Ressourcen wurden ebenfalls gespart. Das Umweltbildungszentrum NaturGut Ophoven half dabei, die Wertstatt ins Leben zu rufen und schon beim Auftakttreffen waren 90 Interessierte gekommen.
Verbindungen zwischen der Stiftung WaldWelten und den Studierenden der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde HNEE (FH) sind oft fruchtbar: Aus studentischen Projekten gehen immer wieder sozialökologische Initiativen hervor, die bei der Stiftung Unterstützung erbitten und erhalten. So zum Beispiel eine Garteninitiative, die aus einer Abschlussarbeit einer Studentin in Kooperation mit der Stiftung entstanden ist. Oder ein Stadtführer, der Orte des Wandels in Eberswalde aufzeigt. Einige dieser Initiativen sind kurzlebig, andere entwickeln sich zu festen AkteurInnen in der Stadt.
„Wirtschaftliches Handeln neu (mit)denken“ war das Thema des ersten Zukunftsmarkts CommON!, der Ende Oktober 2015 in Fürth stattfand. Auf Initiative des Eine Welt Ladens wurde dieser rund eineinhalb Jahre lang geplant. Der große Einsatz sowie die lange Vorbereitung haben sich am Ende jedoch für diese große Transformationsinitiative gelohnt: 650 Interessierte besuchten das Bildungs- und Austauschevent, vernetzten sich, diskutierten und lernten Handlungsalternativen für eine sozial-ökologisch nachhaltige Zukunft kennen.
Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe. Kaputte Sachen müssen nicht immer gleich von neuen ersetzt werden“, startete das Reparatur-Café des Umweltbildungszentrums Licherode in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Alheim im neuen Jahr in seine zweite Runde. Das Kooperationsprojekt zeigt, dass eine Reparaturwerkstatt auch in ländlichen Gemeinden funktionieren kann. So soll über diese institutionelle Schiene der informelle Markt der Nachbarschafts- und Reparaturhilfe gepflegt werden.
„Wetterau im Wandel“ ermutigt die Menschen in der Region nordöstlich von Frankfurt am Main, selbst aktiv zu werden. Die NABU Umweltwerkstatt Wetterau e.V. ruft gemeinsam mit verschiedenen regionalen Initiativen und AkteurInnen zu einem Wandel hin zu weniger Ressourcenverbrauch und zu einem nachhaltigeren Lebensstil auf. In zahlreichen Kursen werden die TeilnehmerInnen u.a. dazu befähigt, selbst Nahrung anzubauen, Brot zu backen oder Vorräte anzulegen. Teilweise wird das in Umweltbildungsprogrammen der Umweltwerkstatt erlernte Wissen in der Praxis erprobt. Die Zusammenarbeit der Umweltwerkstatt mit den Initiativen reicht von Beratung und inhaltlichem Austausch über Veranstaltungsorganisation bis hin zu Räumen, die zur Verfügung gestellt werden. Perspektivisch wünschen sich die PartnerInnen, dass in Orten der Wetterau „Stadt im Wandel“ - Initiativen („Transition Towns“) entstehen.
In dem kleinen niedersächsischen Ort Heckenbeck wird eine gemeinsam gestaltete Zukunft groß geschrieben. Sehr viele der rund 500 EinwohnerInnen sind mehr oder weniger aktiv an einer der vielfältigen alternativen Initiativen und kreativen Projekte des Dörfchens beteiligt. Eine der Initiativen ist der Verein Heckenrose, Umweltbildungsträger und Motor von Transformationsinitiativen in einem.
Der Fürstenacker ist ein gutes Beispiel für ein gelungenes „Top-Down-Bottom-up“-Projekt: Nachdem einige Stimmen aus der Bevölkerung Fürstenfeldbrucks Interesse an einem Gartengrundstück bekundeten, machte sich die Stadtverwaltung nach einem Antrag einer städtischen Planungsreferentin auf die Suche. Eine geeignete kommunale Fläche wurde dann 2014 aus einer Pacht frei. Aus dem rund 4.000 m², durch Bus und Radwege verkehrsgünstig angeschlossenen Acker zauberten eifrige GärtnerInnen ihren Garten Eden – den Fürstenacker eben. Der zunächst städtisch betreute Garten ist seit 2015 in BürgerInnenhand.
Von Stadtbienen über urbane Gärten bis zum Filmfestival – die Ökostation Freiburg hat viele Geschichten gelingender Kooperationen mit jungen Nachhaltigkeitsinitiativen zu erzählen. Die mittlerweile 30 Jahre junge Ökostation unterstützt die Initiativen mit Know-how, räumlichen und finanziellen Ressourcen. Drei beispielhafte Kooperationen - die Freiburger BienenCoop, Urban Gardening in der Schule und das Greenmotions Filmfestival wurden in der ökopädNEWS im März 2016 vorgestellt.