Erbeeren im Winter?! Klimabildung plus

Mit dem Projekt „Klimabildung+“ stellt sich das NaturGut Ophoven in Leverkusen einer großen Herausforderung: Es gilt, Grundschülern die Notwendigkeit des Klimaschutzes zu vermitteln, ohne sie in eine ausweglose Dilemmasituation zu bringen.

Aufgeregt betritt die Klasse 4 der Remigiusschule aus Leverkusen-Opladen den Seminarraum. Heute steht ein ganz besonderes Thema auf dem Programm: „Erdbeeren im Winter?!“ Doch zunächst geht es gar nicht um Erdbeeren, sondern um den Klimawandel.

Wer kennt das Wort Klimawandel und kann es vielleicht sogar auch erklären? Gar nicht so einfach. Es geht um die Erde und darum, dass viele Abgase aus Fabriken und von Autos CO2 in die Atmosphäre tragen. Dieses CO2 ist gar nicht gut für die Erde, das haben fast alle Kinder schon mal gehört. Davon soll z. B. das Eis am Nord- und Südpol schmelzen und damit den Lebensraum der Eisbären bedrohen. Irgendwie hat das Ganze auch etwas mit der Sonne und ihren Strahlen zu tun. Man spricht vom Treibhauseffekt. Mithilfe von Grafiken aus dem „Klima-Clip“ der Tropenwaldstiftung OroVerde gelingt es gut, den Kindern die Zusammenhänge zu erklären. Sie nennen viele Beispiele, bei denen der Mensch CO2 freisetzt und begreifen, dass unser Handeln hier vor Ort tatsächlich auch Auswirkungen auf den Lebensraum der Eisbären hat. Und dann geht es endlich um die Erdbeere! Als Einstieg ins Thema wird eine Dilemmageschichte vorgelesen. Dilemmata kennen die Kinder – fast jeder kann eine Situation schildern, bei der er mal in einer Entscheidungsschwierigkeit gesteckt hat. Allerdings haben diese Situationen nichts mit der Umwelt oder gar einer Erdbeere zu tun. Es geht vielmehr um Beispiele aus dem Alltag der Kinder – „Zu welcher Freundin gehe ich heute Nachmittag zum Spielen?“, „Welches T-Shirt ziehe ich an?“

Um die Kinder in ein Dilemma mit Umweltbezug zu bringen, wird eine Geschichte vorgelesen: Die Freundinnen Lea und Miri möchten im Winter Rezepte aus ihrem neuen Smoothies-Buch ausprobieren. Im Supermarkt stehen sie vor einem verlockenden Angebot von frischen Früchten. Blöd nur, dass Lea gerade am Vortag einen Bericht im Radio gehört hatte, in dem von schädlichen Auswirkungen des Import-Obstes auf das Klima berichtet wurde. Lange Transportwege und Lagerung tragen dazu bei, dass schädliches CO2 in die Atmosphäre gelangt. Man sollte doch besser auf saisonales und regionales Obst und Gemüse umsteigen, um das Klima und die Umwelt zu schützen. Davon steht aber leider nichts im Smoothies-Rezept. Wie sollen die Freundinnen sich entscheiden? An dieser Stelle endet die Geschichte und die Entscheidung der beiden Mädchen wird den Kindern überlassen. Diese befinden sich zum ersten Mal in einer Dilemmasituation, in der es konkret um die Entscheidung für oder gegen Klimaschutz geht. Zur Bearbeitung des Dilemmas und zur Beschäftigung mit den verschiedenen Lösungswegen sollen die Kinder die Geschichte in einem Rollenspiel weiterspielen. Wichtig dabei: Es gibt kein richtig oder falsch. Die Lösungsvorschläge der Kinder werden gesammelt und nach Klimafreundlichkeit sortiert. Die Entscheidungen der Kinder reichen von „Mit den Erdbeeren sorgfältig umgehen“ über „Schon Obst kaufen, aber nicht zu viel“ bis hin zu „Wenn man das nicht kauft, kommen dann vielleicht weniger Früchte nach Deutschland und immer weniger Abgase werden in die Luft gepustet“. Um aber nicht den Eindruck zu vermitteln, dass man für den Klimaschutz komplett auf den Smoothies-Spaß verzichten muss, erstellen die Kinder saisonale Rezepte mithilfe eines Saisonkalenders und bereiten einen leckeren Smoothie der Saison zu.

Neuartige Unterrichtseinheiten evaluiert

Um sich dem Thema Klimaschutz mit Schwerpunkt Rebound-Effekt und der kognitiven Dissonanz umfassend zu nähern, erfolgte zunächst eine Recherche nach bestehendem Material. Es zeigte sich, dass zahlreiche Materialien zum Thema Klimaschutz existieren, sich aber keine Unterrichtseinheit dem Thema „Kognitive Dissonanz“ und „Rebound-Effekt“ widmet. Genau hier setzt das Projekt „Klimabildung+“ an. Für die Entwicklung der Unterrichtseinheiten wurden in einer Arbeitsgruppe Themenschwerpunkte festgesetzt. Das Institut für Biologie und ihre Didaktik der Universität Köln hat das Projekt fachdidaktisch begleitet.

Erarbeitete Programmthemen für Klassen 3 und 4:

  • Klimaschutz in Tüten?! Klimafreundliches Abfallverhalten
  • Mit dem Fahrrad in die Zukunft?! Klimafreundliche Mobilität
  • Erdbeeren im Winter?! Klimafreundliche Ernährung
  • Ein T-Shirt kommt selten allein?! Klimafreundlicher Konsum
  • Der Rebound-Effekt beim Klimaschutz?! Kennenlernen des Rebound-Effektes

Kernthemen sind: der globale Klimawandel, die Auseinandersetzung mit Dilemmata und die Erarbeitung verschiedener klimafreundlicher Handlungsmöglichkeiten. Die innovative Methode aller Programme: Dilemmageschichten zur Klimawandelproblematik. Die Herausforderung besteht darin, die Kinder mit einem Dilemma zu konfrontieren, welches zwar ihre Lebenswelt betrifft, welches sie jedoch zum ersten Mal in dieser Form betrachten. Das Problem des inneren Konflikts sollen die Kinder anhand von Beispielen aus dem Alltag mit Umweltbezug erfahren und Kompetenz zur Lösung erlangen.

Die e-fect dialog evaluations consulting eG wurde beauftragt, die Evaluation des Projekts „Klimabildung+“ gemeinsam mit dem Projektteam durchzuführen. Zweck der Evaluation war es, fundierte Informationen über die Wirksamkeit der neuen pädagogischen Programme – insbesondere auf das Erleben und Bewältigen von kognitiver Dissonanz – zu erhalten. Auf Basis der Ergebnisse der Auswertung und Erfahrungen des durchführenden Projektteams erfolgte eine Überarbeitung der pädagogischen Programme. Gefördert wird das Projekt durch den Klimakreis Köln aus Mitteln der RheinEnergie AG.

www.naturgut-ophoven.de/kompetenzzentrum-umwelt-und-klima/projekte/klimabildung/

www.regenwald-unterrichtsmaterial.oroverde.de/unterrichtseinheiten/klima/2-klima-clip/