5. Definitionen

Zum Begriff der Interkulturalität

Unter “interkulturell“ verstehen wir anzuerkennen, dass Menschen verschieden sind, dass sie sich unterscheiden in Sprache und Verhalten, darin, wie sie sich darstellen und verständigen, wie sie leben und arbeiten. Das macht die Kultur eines jeden Menschen aus.1

Interkulturalität beschreibt das Verhältnis zwischen unterschiedlichen Lebensweisen. Dabei geht es darum, die Perspektive des jeweils anderen einzunehmen, ohne vorschnell Schlüsse zu ziehen. Das Fremde soll nicht in das eigene Selbstverständnis angegliedert, sondern erstmal nur bewusst zur Kenntnis genommen werden. Um das Andere zu verstehen, muss man sich seines eigenen Blickwinkels gewahr werden. Die fremde und eigene Kultur treten damit in eine produktive Beziehung des gegenseitigen Austausches.2

Den Begriff Interkulturalität verwenden wir im Projekt und im Fragebogen als Klammer über die Begriffe interkulturelle Öffnung und interkulturelle Kompetenz.

Interkulturelle Öffnung verfolgt das Ziel, Zugangsbarrieren für Minderheiten abzubauen, um ihre Teilhabechancen in der Gesellschaft und in Institutionen zu erhöhen.

Interkulturelle Öffnung ist ein Organisationsentwicklungsprozess, in dem Einrichtungen die eigenen Strukturen kritisch betrachten, Zugangsbarrieren aufdecken und Bedürfnisse von Teilnehmenden und Mitwirkenden berücksichtigen. Dies führt schließlich auch zu einer Stärkung der Organisation und sichert ihren Fortbestand. Auf individueller Ebene zielt der Prozess der Interkulturellen Öffnung darauf ab, Mitarbeitende für kulturelle Vielfalt zu sensibilisieren und gemeinsam Handlungsstrategien zu entwickeln sowie diese konstruktiv mit all ihren Potentialen zu nutzen.3

Interkulturelle Öffnung bezieht sich auf den generellen Abbau von Barrieren, nicht nur im Hinblick auf Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch im Hinblick auf Geschlecht, Behinderung, Alter, sexuelle Orientierung oder andere Aspekte. Die Erfahrung zeigt, dass der Abbau von Barrieren, an denen zum Beispiel Geflüchtete scheitern, letztlich allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommen.4

Interkulturelle Kompetenz umfasst die Akzeptanz von Verschiedenartigkeit und die Fähigkeit alltägliches „Schubladendenken“, ggf. vorhandene Klischees oder Vorurteile zu identifizieren und zu hinterfragen. Durch eine vorurteilsbewusste Haltung wird eine Ausgrenzung aufgrund vorgefertigter Denkmuster aktiv vermieden. Es geht auch um die Fähigkeit, sich einzumischen und neben persönlichen Verhaltensweisen auch institutionelle Praktiken, die Diskriminierung und Unterdrückung aufrechterhalten, zu verändern.

Menschen mit Migrationshintergrund
Unser Projekt zielt insbesondere darauf, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund bei Angeboten zur non-formalen (außerschulischen) Umweltbildung teilnehmen oder mitwirken. Nach der Definition des statistischen Bundesamtes hat eine Person dann einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Menschen mit Migrationsgeschichte machen rund 20 % der Einwohner*innen Deutschlands aus. In Bezug auf Lebensstile und Milieuzugehörigkeit sind sie sehr heterogen und keineswegs als einheitliche Zielgruppe anzusprechen.5

Migrantenorganisationen bzw. Migrantenselbstorganisationen (MSO)
werden allgemein als Verbände verstanden, deren Ziele und Zwecke sich wesentlich aus der Situation und den Interessen von Menschen mit Migrationsgeschichte ergeben und deren Mitglieder zu einem Großteil Personen mit Migrationshintergrund sind und (3) in deren internen Strukturen und Prozessen Personen mit Migrationshintergrund eine beachtliche Rolle spielen. Hinsichtlich ihrer Ziele und Zwecke können MSOs also auf den Prozess der Migration selbst wie auch auf die Fragen der hiermit zusammenhängenden gesellschaftlichen Teilhabe in den Herkunfts- und in den Ankunftsregionen der Migrierenden (sowie ihrer Vorfahren und Nachkommen) bezogen sein.6

Literatur:
www.migranet.org/images/Publikationen/lidia_ikoe_broschuere.pdf, S. 3
www.ikud.de/glossar/multikulturalitaet-interkulturalitaet-transkulturalitaet-und-plurikulturalitaet.html
3 Vgl. Fachstelle Interkulturelle Öffnung: www.fs-ikoe.de/interkulturelle-oeffnung
4 Panesar R. (2017): Wie interkulturelle Öffnung gelingt. Leitfaden für Vereine und gemeinnützige Organisationen. Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbH. Essen: 72 Seiten. S.8
5 Panesar R. (2017): Wie interkulturelle Öffnung gelingt. Leitfaden für Vereine und gemeinnützige Organisationen. Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbH. Essen: 72 Seiten. S.11 f.
6 Hier wurde die Definition der Bundeszentrale für Politische Bildung übernommen. www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/158870/was-sind-migrantenselbstorganisationen