Mithilfe attraktiver Werbemaßnahmen sollen im Projekt „Klimafreundliche Gastronomie“ die Gäste von Bildungseinrichtungen angeregt werden, klimafreundliche Gerichte zu bestellen. Das Naturerbe Zentrum Rügen (NEZR) hat dafür zahlreiche Maßnahmen ergriffen und wurde nun als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit ausgezeichnet.
Im Projekt „Klimafreundliche Gastronomie“ des Netzwerks „BildungKlima-plus: BildungszentrenKlimaschutz“ optimieren Restaurants, Imbisse und Bistros von außerschulischen Bildungseinrichtungen ihr Marketing. Sie verfolgen damit das Ziel, dass Gäste motiviert sind, ein klimafreundliches Gericht zu bestellen.
Am 11. August 2019 wurde das Naturerbe Zentrum Rügen (NEZR) als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit durch die NUN-Zertifizierung ausgezeichnet. Die NUN-Zertifizierung ist eine Bildungsinitiative, die eine Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg vorantreibt und strukturell verankert. Die Kriterien für eine Zertifizierung sind vielfältig.
„Das Engagement bei BildungKlima-plus half uns auf dem Weg zur NUN-Zertifizierung“, erklärte Oliver Thaßler, Leiter des Umweltinformationszentrums. „In allen Bereichen wurde geschaut, wo wir noch nachhaltiger und damit klimafreundlicher werden können. Auch in der Gastronomie machte sich die Projektaktivität bemerkbar.“ So nahm das Gastro-Team im Rahmen des Projektes BildungKlima-plus im November 2017 am Aktiven-Workshop „Klimaschutz voranbringen im Naturerbe Zentrum Rügen“ teil. Hier entstanden erste Ideen der Optimierung, zum Beispiel sollte mehr Werbung für die Fairtrade-Produkte gemacht werden und bei den Lieferanten gezielt Bioprodukte angefragt werden. Erste Erfolge auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Gastronomie zeigten sich im Frühjahr 2018. Es gab mehr vegetarische und vegane Gerichte, das Biosortiment sowie der Anteil an Biozutaten in den angebotenen Gerichten wurden erweitert und es wurde komplett auf Biomilch umgestellt. Als Nächstes wurde die lange Kreidetafel über der Essensausgabe, auf der sämtliche Gerichte stehen, umsortiert. Wenn die Gäste sich nun ihr Essen auswählen, sehen sie zuerst die klimafreundlichen Gerichte. Erst ganz zum Schluss werden sie auf die fleischlastigen und klimaunfreundlichen Gerichte aufmerksam gemacht. Dies war der erste Schritt, die Gäste zur Wahl eines klimafreundlichen Gerichtes zu animieren. Folgerichtig bewarb sich das Naturerbe Zentrum Anfang 2019 für die Teilnahme am Projektsegment „Werben für klimafreundliches Essen in Bildungsort-Restaurants“.
Beim Kreativtreffen im Mai 2019 erhielt das NEZR von Gastromarketing-Experten weitere Tipps. Komponenten erfolgreicher Werbung wurden analysiert, wichtige Aspekte des Wordings und der Gestaltung erörtert sowie ein Einblick in die Psyche des Menschen vorgenommen. In den Bereichen Onlinemedien, Printmedien und Sonderveranstaltungen wurden zahlreiche Ideen gesammelt. Ab Juni begann die Zeit des Experimentierens und Testens, um herauszufinden, welche Strategien die Kunden dazu bewegen, sich für ein bestimmtes Gericht zu entscheiden.
In einer ersten Maßnahme wurde die Wirkung eines „Tipp des Tages“ getestet. Drei Wochen lang stand die Gemüsepfanne mit gebratenen Schupfnudeln genau wie die anderen Gerichte auf der Karte. Anschließend wurde sie weitere drei Wochen unter gleichem Namen und zum gleichen Preis als Tipp des Tages präsentiert. Die Verkaufszahlen konnten dadurch gesteigert werden. Auf ähnliche Weise testete das NEZR, wie sich Farben auf das Kaufverhalten der Kunden auswirken. Dafür wurde ein klimafreundliches Gericht in einer auffälligen Farbe und mit kleinen Grafiken optisch hervorgehoben.
Bei einer weiteren Maßnahme der Rügener Bildungseinrichtung wurde der Mehrwert eines klimafreundlichen Gerichts durch eine Sonderaktion getestet. Die Zielgruppe hierbei waren Kinder. Wenn sie das Gericht „Spaghetti mit Tomatensauce“ bestellt haben, erhielten sie ein großes Gummibärchen dazu. Die Kinderkarte wurde dafür mit dem Hinweis auf das Geschenk versehen.
Zusammenklappbare Tisch-Aufsteller in Postkartengröße mit Informationen zum Thema klimafreundliche Ernährung unterstützen die oben beschriebenen Aktionen. Die Gäste sind eingeladen, die Aufsteller mit nach Hause zu nehmen. Das Gastro-Team, erst skeptisch, ob der Fokus auf klimafreundliche Gerichte bei den Gästen gut ankommt und nicht den Umsatz gefährdet, hat letztlich Gefallen an den Methoden gefunden und plant schon weitere Maßnahmen.
Auch die anderen Projektteilnehmer haben in den vergangenen Wochen Werbemaßnahmen umgesetzt. Das NABU-Erlebniszentrum Blumberger Mühle in Brandenburg überarbeitete das Wording und Design seiner Speisekarte. Auf Sylt erprobt das Erlebniszentrum Naturgewalten den Gebrauch von Tischsets sowie Rezept-Postkarten als Anregung für Gäste, um auch zu Hause klimafreundliche Gerichte zu kochen. In der Jugendherberge Lindlar wurde der Buffetbereich umgestaltet, um klimafreundliche Produkte besonders hervorzuheben. Und das NaturGut Ophoven prüfte unter anderem die Wirkung von Probehäppchen auf Großveranstaltungen.
Weitere Informationen zu den Ergebnissen sind demnächst auf der Projekthomepage zu finden.
Links: www.16bildungszentrenklimaschutz.dewww.baumwipfelpfade.de/nezrwww.nun-zertifizierung.de
Das Projektsegment „Klimafreundliche Gastronomie“ ist Teil des Projektes BildungKlima-plus³. Unter dem Motto „Gemeinsam voneinander lernen“ formen hier verschiedene außerschulische Lernorte ein bundesweites Netzwerk, das die Vielfalt an Klimabildungsaktivitäten widerspiegelt und gemeinsam weiterentwickelt. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
Andrea Wegner und Christoph Hoppe (NaturGut Ophoven) in Zusammenarbeit mit Dr. Oliver Thaßler (NEZR)E-Mails: andrea.wegnernaturgut-ophovende,christoph.hoppenaturgut-ophovende,oliver.thasslernezrde