Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kita

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist in aller Munde. In den Bildungsplänen für Kitas und Schulen des Landes Hessen ist sie festgeschrieben, die Nachhaltigkeitsstrategie Hessen verfolgt ihre strukturelle Verankerung in den Institutionen und auch durch das UN-Entwicklungsziel SDG 4.7 soll BNE vorangebracht werden. Doch ist BNE im Elementarbereich überhaupt machbar und wenn ja wie?

Die Kita ist der perfekte Lernort, um sich auszuprobieren und mit Spaß und Neugierde Herausforderungen anzugehen. Das gilt auch für die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Denn BNE bedeutet unter anderem:

  • Fragen zu Nachhaltigkeitsthemen stellen und Antworten finden;
  • forschen, experimentieren, ausprobieren, spielerisch lernen;
  • Veränderungen anstoßen und andere dafür zu begeistern mitzumachen;
  • verstehen, dass wir unsere Erde für uns und andere weltweit schützen müssen;
  • Begleitung, Unterstützung und Stärkung erfahren;
  • eine Haltung einnehmen und lernen, diese zu vertreten.

Wenn man sich diese Punkte vergegenwärtigt, dann wird klar, dass Kinder all diese Aspekte wollen und einfordern, wenn wir Großen ihnen einen guten Rahmen dafür bieten. Ich möchte Ihnen zwei Einrichtungen vorstellen, die sich auf den Weg gemacht haben, eine nachhaltige Kita im Sinne der BNE zu werden.

Die Kita Regenbogenland bei Frankfurt liegt an einer viel genutzten Straße. Jeden Tag fanden die Kids der Kita viel Müll vor ihrer Tür. Sie ärgerten sich sehr darüber und beschlossen irgendwann, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Sie befestigten einen Mülleimer an ihrem Tor und baten eine Erzieherin, ein Infoschild zu schreiben, das die PassantInnen dazu auffordert, den Abfall bitte dort hineinzuwerfen. Das funktionierte sehr gut. Weiterhin beschlossen die Kinder, eine Müllpolizei zu gründen. Jeden Mittwochmorgen gingen zwei kleine „MüllpolizistInnen“ mit einer Mitarbeiterin nach draußen, um auf den Gehwegen rund um die Kita den Müll aufzusammeln. Der Müll-Sammeleimer war dann mit ganz unterschiedlichem Abfall gefüllt und die Frage kam auf, in welche der vier Mülltonnen man diesen nun werfen sollte. Da keiner eine umfassende Antwort wusste, befragten die Kids die Männer der Müllabfuhr, die gerne Auskunft gaben. Daraufhin bastelten sie Schilder, indem sie die jeweiligen Gegenstände auf Bilderrahmen klebten. Diese Schilder wurden als Sortierhilfe über den Mülltonnen befestigt. Um noch weiter das korrekte Mülltrennen in der Kita zu üben, entwickelten sie gemeinsam ein Gesellschaftsspiel aus Tetrapacks, gesammeltem und gesäubertem Müll und dazu passenden Fotokarten. Mit diesem Spiel bewarben sie sich bei einem Frankfurter Nachhaltigkeitswettbewerb und gewannen! Die Kids erschienen im Fernsehen und in der Zeitung und waren sehr stolz. Das ließ die Idee aufkommen, noch viel mehr Kinder und Erwachsene über das Projekt „Müllpolizei“ zu informieren. So wurde im Gemeindehaus eine Lernwerkstatt mit über zehn Stationen zum Thema Abfall & Recycling zusammengestellt. Es kamen andere Kitas, die nahe gelegene Grundschule, Eltern und Interessierte zu Besuch. Mittlerweile ist das Projekt in die Struktur der Kita eingegangen und entwickelt sich seit fünf Jahren immer weiter. Ein hervorragendes Beispiel für BNE in der Kita!

Die Kita Zeisigweg in der Nähe von Frankfurt ist ebenfalls sehr rege in Bezug auf BNE und hat sich auch räumlich im Laufe der Jahre verändert. Es wurde ein großer Obst- und Gemüsegarten angelegt. Hier werden Zutaten für das selbst zubereitete Frühstück und Mittagessen angebaut. Die Samen für das Gemüse werden im Vorjahr selber gewonnen. Es wird ausgesät, gegossen, ins Freiland gepflanzt, gepflegt, geerntet und weiterverarbeitet. Damit die Kita-Kids in der Küche mithelfen können, wurden die Schubladen in den Unterschränken mit Brettern versehen, damit die Kleinen größer werden und im Suppentopf rühren oder Waffeln backen können. Diese Speisen werden dann im hauseigenen Restaurant „Zur goldenen Kelle“ serviert. Auch das Außengelände ist anders gestaltet als in den meisten Kitas. Es gibt keine Spielgeräte „von der Stange“. Einzelne Spielbereiche sind mit Backstein-Mäuerchen umgeben. Diese Backsteine wurden von den Eltern eines Kindes zur Verfügung gestellt, da sie bei einem Bauvorhaben nicht zum Einsatz kamen. Überall auf dem Außengelände gibt es selbst gebaute Nisthilfen für Insekten und Vogelhäuschen aus Tetrapacks, die tatsächlich bewohnt werden. Alle Kids haben zusammen mit den Erzieherinnen einen Barfußpfad angelegt, der gut gepflegt und im Sommer häufig benutzt wird. Die Kita Zeisigweg hat sich zum Vorzeige-Objekt der Stadt Dreieich entwickelt. Benachbarte Kitas holen sich Anregungen und können sich auch inhaltlich zu BNE-Themen beraten lassen. Beide Kitas haben in ihrer Entwicklung Beratung und Unterstützung durch das Netzwerk „Nachhaltigkeit lernen in der Kita Rhein-Main“ (gefördert durch die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Hessen) erfahren, welches sich jederzeit über neue Mitglieder freut. 

Netzwerk „Nachhaltigkeit lernen Kita Rhein-Main“, c/o Umweltlernen in Frankfurt e.V.,
Tel. +49 (0)69 / 21240332,
E-Mail: katja.buehring-uhlestadt-frankfurtde,
www.bne-frankfurt.de