Was können Bildung und Information zum Klimaschutz beitragen? Das ist das Thema der zweiten Konferenz der Norddeutschen Länder zur UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung. Am 22. und 23. November werden Ex-pertInnen aus allen Bildungsbereichen in Hamburg erwartet. Es gilt zu zeigen, welche wichtige Rolle die Bildung für den Schutz des Klimas spielt.
Um eine zukunftsfähige Entwicklung auf den Weg zu bringen, haben die Vereinten Nationen 1992 die Agenda 21 verabschiedet. Zehn Jahre später mussten sie feststellen, dass das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung noch immer kaum bekannt war. Um dies zu ändern, beschloss die Völkergemeinschaft eine UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für die Jahre 2005 bis 2014. Dies hat dazu beigetragen, dass viele Themen einer nachhaltigen Entwicklung heute im Mainstream der Gesell-schaft zu finden sind.
Klimaschutz ist eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen. Klimaschutz kann aber nur gelingen, wenn ein gesellschaftlicher Wandlungsprozess stattfindet. Er muss alle Menschen erreichen und vor Ort gelebt werden. Dies wird ohne Bildung nicht zu erzielen sein. Dennoch tun sich PolitikerInnen schwer, Bildung als wichtiges Instrument in der Klimaschutzstrategie der Bundes-regierung zu verankern.
Neues Regierungsprogramm vernachlässigt die Bildung
Auf der Tagesordnung der diesjährigen Sommerklausur des Bundeskabinetts im August auf Schloss Meseberg bei Berlin standen unter anderem die Themen Klimaschutz, Bildung und Technologien der Zukunft. Das Kabinett beschloss mit seinen Eckpunkten für ein integriertes Energie- und Klimaprogramm einen umfangreichen Maßnahmenkatalog. Dieser enthält jedoch ausschließlich technische und fiskalische Maßnahmen. Begriffe wie Bildung, Lernen, Kinder oder BürgerInnen fehlen. Zwar wird festgestellt, dass für etwa die Hälfte aller deutschen Schulgebäude oder Kindertagesstätten eine energetische Modernisierung dringend nötig sei. Auch will die Bundesregierung im kommenden Jahr hierfür 200 Millionen Euro bereitstellen, wenn Länder und Gemeinden dieselbe Summe beisteuern. Damit könnte man allerdings nur 1,5 Prozent der Schulen und drei Prozent der Kindertagesstätten sanieren. Von begleitenden Bildungsmaßnahmen für Kinder, Hausmeister, Pädagoginnen oder Eltern ist keine Rede - eine verge-bene Chance!
Länder sind Motoren für Klimaschutz im Bildungsbereich
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich viele Jahre lang zum Thema Nachhaltigkeit nicht geäußert. Erst im Juni dieses Jahres verabschiedete die KMK gemeinsam mit der Deutschen Unesco-Kommission einige "Empfehlungen zur Bildung für nach-haltige Entwicklung in der Schule". Aussagen zum Klimaschutz werden darin nicht gemacht. Verwiesen wird lediglich auf die Internetseite des Bundesumweltministeriums (BMU). Dort können eine Reihe ausgezeichneter Unterrichtsmaterialien herunterge-laden werden. Da Bildung aber Ländersache ist, darf das BMU sie nur als Informationsmaterial anbieten, ohne in das Bildungsge-schehen eingreifen zu können.
Die Bundesländer sind im Klimaschutz sehr aktiv und berücksichtigen dabei auch den Bildungsbereich. Die Umweltminister-konferenz formulierte im Mai das Ziel, "den Klimaschutz zukünftig in alle Politikfelder zu integrieren, beispielsweise im Vollzug klimaschutzrelevanter Gesetze und Verordnungen (...) sowie bei Bildungs-, Informations- und Beratungsangeboten." Allerdings sind fachliche und pädagogische Aspekte nicht immer gut miteinander verbunden.
Vorbildlich ist das neue Klimaschutzkonzept der Stadt Hamburg, das ein eigenes Kapitel "Bewusstsein und Qualifizierung" enthält. Im Senatsbeschluss vom August heißt es: "Klimaschutz soll Volkssport werden" und "gezielte Öffentlichkeits- und Bil-dungsarbeit ist dafür unumgänglich." So will Hamburg neben technischen und strukturellen Maßnahmen auch die Klimafor-schung ausbauen, einen zentralen Klimaschutztag in allen Schulen einführen und jährlich zehn neue Klimastationen einrichten. Das Hamburger Umweltzentrum Karlshöhe soll zu einem modernen Lernort für den Klimaschutz werden und die Zahl der Einsatzstellen im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) im Klimaschutzbereich wird aufgestockt.
Norddeutsche Partnerschaft NUN verknüpft Klimaschutz und Bildung
Seit drei Jahren arbeiten die norddeutschen Länder Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gemeinsam an der Umsetzung der UN-Dekade. Bremen nimmt als Beobachter teil. Gemäß ihrem Motto "Voneinander lernen - Miteinander arbeiten - Gemeinsam verändern" findet alle zwei Jahre eine große Konferenz statt, dieses Jahr in Hamburg zum Thema "Klimaschutz und was Bildung und Informationen dazu beitragen können". Hier werden Bildung und Fachebene mitein-ander verzahnt. Nach einem fachlichen Input stellen die Länder Beispiele vor, etwa die Initiative Arbeit und Klimaschutz Ham-burg oder die Klimaschutzagentur der Region Hannover. In Arbeitsgruppen werden die Fachinhalte mit der pädagogischen Praxis verknüpft und auf Exkursionen und in Lernstationen vertieft. Eingeladen sind MultiplikatorInnen aus allen Bildungsbereichen. Das Programm kann aus dem Internet heruntergeladen werden.
[Jürgen Forkel-Schubert]
www.kmk.org/aktuell/kmk-duk-empfehlung.pdf
www.bmu.de/publikationen/bildungsservice/aktuell/aktuell/6807.php
www.nachhaltigkeitlernen.hamburg.de
www.klima.hamburg.de/?id=121
www.nun-dekade.de