Forschungsprojekte am Wuppertal-Institut. Nachhaltige Events

Wie können Messen, Konzerte und Sportveranstaltungen nachhaltiger gestaltet werden? Und wie kann Nachhaltigkeit den BesucherInnen erlebnisreich vermittelt werden? Antworten hat das Forschungsprojekt "Eventkultur und Nachhaltigkeit" gefunden.

Der Trend zum Event ist mehr als eine Modeerscheinung. Er spiegelt den gesellschaftlichen Wertewandel zur Selbstverwirklichung und Individualisierung wieder. Der Trend führt weg vom passiven Konsum hin zum aktiven und emotionalen Miterleben und Mitgestalten. Darauf abzielende Veranstaltungen belasten dabei möglicherweise die Umwelt, aber sie bieten auch neue Chancen für die Umweltbildung und -kommunikation. Lediglich Wissen und Informationen zu vermitteln, verändert nicht zwangsläufig das Verhalten. Viele Menschen assozieren mit Umweltbildung auch oft moralische Appelle zur Verantwortung. Hingegen können Events hervorragend genutzt werden, um Menschen zu aktivieren,wenn sie Nachhaltigkeits- und Umweltthemen "positiv verpackt" präsentieren. Anregungen, Beispiele und Tipps, wie Events nachhaltiger gestaltet und die Nachhaltigkeit erlebnisreicher vermittelt werden kann, gibt das virtuelle Handbuch "Eventkultur-Lab". Es fasst zugleich die Ergebnisse eines dreijährigen Forschungsprojekts zusammen, das vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und verschiedenen Partnern aus Forschung und Praxis durchgeführt wurde. DieRelevanz des Themas zeigt auch das aktuelle Projekt "Green Goal" des Öko- Instituts zur Fußballweltmeisterschaft. Das Ziel ist, eine klimaneutrale WM durchzuführen, die um 20 Prozent weniger Ressourcen verbraucht.

Nachhaltigkeits-Ziele "positiv verpacken"

Bei der Präsentation des Handbuchs diskutierten Marketing- und Kommunikationsexperten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft besonders die Frage, wer den ersten Schritt in Richtung nachhaltige Events machen sollte:Viele Unternehmen, die sich in ihren Stakeholder-Dialogen zur nachhaltigen Entwicklung bekennen, haben noch keine Konsequenzen für ihre Marketingaktivitäten gezogen. "Den Event-Agenturen und anderen Veranstaltungsdienstleistern fehlen oft die eindeutigen Vorgaben seitens der Auftraggeber, so Klaus Schäfer von der Agentur Max. Sense. Die anwesenden Praktiker sahen aber auch positive Anknüpfungspunkte. Bei der Frage nach Effizienz und Wirkung der Marketinginstrumente müsse auch der Einsatz der Mittel kritisch hinterfragt werden.Hier sei zu beachten, dass Veranstaltungen ständig größere Ausmaße annehmen und dies zu einem Gefühl der Sättigung bei den BesucherInnen geführt habe. Einer neuen "Ökologie der Aufmerksamkeit" komme daher einer große Bedeutung zu.

Events zielführend organisieren...

Eindrucksvoll legte Tilman Henke, Geschäftsführer des Deutschen Evangelischen Kirchentages dar,wie eine mehrtägige Großveranstaltung mit mehr als einer Million BesucherInnen umweltfreundlich geplant werden könne. Einige wichtige Parameter seien Zielort sowie Organisation der An- und Abreise der BesucherInnen. Damit auch weniger umweltbewusste Zielgruppen erreicht würden, sollten die Veranstalter den Zusatznutzen einer umweltfreundlichen Anreise mit Bus und Bahn deutlich herausstellen, empfahl Holger Dalkmann, Verkehrsexperte am Wuppertal Institut und stellte Anregungen dazu aus dem Handbuch vor. Sascha Lafeld von der 3C climate change consulting GmbH berichtete darüber, dass einige der großen deutschen Unternehmen klimaneutrale Veranstaltungen durchführen wollten, in dem sie die Kohlendioxid-Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen ausglichen. "Wichtig hierbei ist", so Lafeld, "dass Umweltengagement und Unternehmenskultur zusammenpassen und das Unternehmen glaubwürdig bleibt." Ingesamt waren sich Theoretiker und Praktiker auf den Podien der Veranstaltung einig, dass das Thema Nachhaltigkeit für Veranstaltungen inzwischen relevant für deren Wertschöpfung geworden sei.

... und wie das Eventkulturlab dabei hilft

Ein Ergebnis des Projekts "Eventkultur und Nachhaltigkeit" ist, dass klassische Systeme des Umweltmanagements bei Events an ihre Grenzen stoßen. Es geht eben nicht nur darum, weniger Ressourcen einzusetzen, sondern auch darum, mehr Wirkung zu erzielen: Emotionalität,Kommunikation, Interaktion und Qualität sind wichtige Aspekte einer solchen nachhaltigen Eventkultur. Noch kommt den Sportevents dabei eine Vorreiterrolle zu. Doch auch Agenturen und Dienstleister, die innovative Angebote für nachhaltige Events entwickeln, haben die Zeichen der Zeit erkannt. Carina Bloom von der IMEX Frankfurt bestätigt diesen Trend: "Die Organisatoren und Zulieferer von Veranstaltungen beginnen nun allmählich, die Umweltproblematik ernst zu nehmen. Veränderte Anforderungen zu ignorieren könnte sich schon bald als handfester Wettbewerbsnachteil erweisen. Daher unterstützt das Projektteam Veranstalter von Messen, Sportevents und Stadtmarketing- Experten, um Erkenntnisse aus dem Projekt in ihren Eventalltag umzusetzen.

[Rainer Lucas]

Weitere Informationen:Wuppertal Institut für Klima,Umwelt, Energie,

Fon +49/202/2 49 22 60,

E-Mail Rainer.Lucas@wupperinst.org

www.eventkulturlab.de

www.eventkultur.net