Junge Menschen im kommunalen Klimaschutz

Die Bewegung Fridays for Future zeigt, dass viele junge Menschen interessiert und motiviert sind, sich für Klimaschutz zu engagieren. Wie dieses Interesse am Thema Klimaschutz auf lokaler Ebene durch transformative Lernmethoden aufgegriffen werden kann, zeigen beispielhaft aufgeführte Methoden.

Die Fachtagungen „Klimaschutz in Schule und Kommune – Städte, Gemeinden und Kreise als Lernorte für den praxisnahen Unterricht“ des LeKoKli-Projekts widmeten sich auch der Frage, welche transformativen Lernmethoden für eine erhöhte Beteiligung junger Menschen am kommunalen Klimaschutz besonders geeignet sind. Zwei dieser Methoden werden hier vorgestellt, die jungen Menschen insbesondere politische Entscheidungsprozesse sowie eigene Handlungsmöglichkeiten im Sinne der Vergrößerung des eigenen Hand Prints (www.germanwatch.org/de/handprint) aufzeigen.

Eine dieser transformativen Lernmethoden sind Klimaplanspiele, die SchülerInnen sowohl Wissen vermitteln als auch die Möglichkeit bieten, sich in die Perspektive verschiedener Akteure hineinzudenken und komplexe Entscheidungsprozesse kennenzulernen. Kern der Methode ist es, dass die beteiligten SchülerInnen nach einer Einführungsphase in Gruppen aufgeteilt werden, die dann gruppenspezifische Informationen ihrer Rolle erhalten und sich intensiv mit ihrer Position auseinandersetzen. Anschließend wird im Plenum eine Diskussion zwischen den verschiedenen Gruppen durchgeführt. Zentral ist hierbei, dass die jeweiligen Positionen und Diskussionsgegenstände an reale Entscheidungsprozesse angelehnt sind. So kann beispielsweise eine Weltklimakonferenz simuliert werden, in der SchülerInnen die Perspektive verschiedener Staaten vertreten. Auf kommunaler Ebene kann die Methode Einblicke in politische Entscheidungsstrukturen geben und Anreize der eigenen Beteiligung bieten: So entwickelte das Leverkusener Umweltzentrum NaturGut Ophoven das „Klima-Planspiel – Klimapolitik in Städten und Kommunen“(1), in dem SchülerInnen in die Rolle verschiedener Fraktionen eines Stadt- oder Gemeinderates schlüpfen und Anträge sowie Kooperationsgespräche zum Themenbereich lokale Klimapolitik führen. Besonderes Highlight ist hierbei, dass das Klimaplanspiel in „realistischem“ Umfeld, nämlich im örtlichen Stadt- oder Gemeinderatssaal, unter Einbeziehung aktuell diskutierter Themen und Positionen und unter Beteiligung lokaler PolitikerInnen sowie des/der BürgermeisterIn stattfindet. Der zeitliche Umfang zur Durchführung der Methode „Klimaplanspiel“ variiert je nach Planspiel zwischen ein- und mehrtägigen Veranstaltungen und wird durch thematische Vor- und Nachbereitung in der Schule begleitet. Mit Hinblick auf die Altersstruktur sind viele Klimaplanspiele auf die Sekundarstufe I ausgelegt. Es gibt aber auch Klimaplanspiele, die SchülerInnen aus Grundschulen(2) oder der Sekundarstufe II(3) adressieren. Federführend werden Klimaplanspiele in der Regel von außerschulischen Bildungseinrichtungen entwickelt und angeboten, die eng mit der jeweiligen Schule sowie relevanten Akteuren wie der Kommunalpolitik und Verwaltung zusammenarbeiten.

Auch direkte Beteiligungsformate von SchülerInnen an kommunalpolitischen Prozessen wurden im Rahmen der Fachtagungen vorgestellt: Ein Ansatz sind Jugendklimaräte oder -parlamente. Basierend auf einer häufig auch in kommunalen beziehungsweise städtischen Verfassungen verankerten Richtlinie zur Beteiligung junger Menschen an für sie relevanten Prozessen wurden in den vergangenen Jahren in einigen deutschen Städten Vertretungsorgane junger Menschen zum Thema Klimaschutz geschaffen. Diese sollen auf der einen Seite Ansichten, Bedürfnisse und Ideen junger Menschen in Stadt- oder Gemeinderäte einbringen, andererseits aber auch eigene Projekte initiieren und umsetzen. Um eine Entscheidungsgrundlage für die Jugendlichen zu schaffen, werden zunächst vorbereitende Workshops zum Thema Klimawandel, kommunaler Klimaschutz und kommunale Politik durchgeführt, zu denen LokalpolitikerInnen, Verwaltung und Klimaschutzmanagements sowie lokal ansässige Institutionen wie Universitäten, Fachhochschulen oder Forschungsinstitute beitragen. Ein wichtiger Aspekt ist zudem, den Jugendklimarat beziehungsweise das -parlament auch rechtlich auf kommunaler, städtischer oder Kreisebene zu verankern, um eine feste Beteiligungsstruktur zu schaffen. Beispielsweise wurde in diesem Zusammenhang dem Jugendklimarat in Bremerhaven(4) von der Stadtverordnetenversammlung sowie durch einen Magistratsbeschluss ein Beratungs- und Rederecht bei öffentlichen Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses sowie der Stadtverordnetenversammlung erteilt. Auch wurden eine fortlaufende Unterstützung des Jugendklimarats durch das Klimastadtbüro sichergestellt sowie ein jährliches finanzielles Budget festgelegt, um eigenständige Projekte und Initiativen der Jugendlichen zu ermöglichen. Auch der Klimapakt Lippe verfolgt den Ansatz eines Jugendklimaparlaments(5): Jugendliche gründeten hier 2018, unterstützt vom Masterplanmanagement des Kreises Lippe, ein Jugendklimaparlament, dessen Mitglieder unter anderem am Umweltausschuss teilnehmen, ein Repair-Café durchführen und den Schüler-Klimagipfel 2018 in Lippe filmisch dokumentierten. Adressiert werden Jugendliche der Sekundarstufen I und II. Der zeitliche Rahmen einer Wahlperiode eines Jugendklimarats oder -parlaments ist in den genannten Beispielen auf ein Jahr ausgelegt, wobei sich der Umfang des Engagements der Jugendlichen vor allem nach den von den Jugendlichen entwickelten Projekten richtet. Initiiert wurden die Jugendklimaräte bzw. -parlamente in den genannten Beispielen vonseiten der Verwaltung (Umweltamt beziehungsweise Masterplanmanagement), wobei außerschulische Bildungseinrichtungen inhaltliche Unterstützung boten und SchülerInnenvertretungen sowie Schulen angesprochen wurden, um junge Menschen für diese Beteiligungsmöglichkeit zu begeistern.

Weitere Informationen:

(1) www.kurzlink.de/KlimaPlanspiel

(2) Zum Beispiel: www.kinderklimaschutzkonferenz.de

(3) Zum Beispiel: www.kurzlink.de/plenergy

(4) www. klimastadt-bremerhaven.de/jugendklimarat

(5) www.kurzlink.de/Jugendklimaparlament

Julia Pesch, Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung, ANU-Bundesverband e.V., Frankfurt, E-Mail: peschanude, www.umweltbildung.de