Vielfalt nutzen und schützen

In Brandenburg engagiert sich eine Vielfalt von Akteuren für den Schutz der Biodiversität. Dazu gehören u. a. die Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umweltbildung (ANU) Brandenburg e.V. und ihre Mitglieder, das Umweltministerium und auch eine jüngst von Verbänden organisierte Volksinitiative. Bedarf an informeller und praxisbezogener Bildung besteht für alle Menschen, hängt doch die Zukunft vom heutigen Handeln aller ab! Tut sich da inzwischen genug? Wie können mehr Aktive gewonnen werden?

Vom Wissen zum Handeln

Wir wissen es: Alle müssen sich an Erhalt und nachhaltiger Nutzung unserer natürlichen Umwelt beteiligen, damit sie auch künftig nicht nur lebenswert bleibt, sondern überhaupt menschliches Leben ermöglicht. Ebenso, dass Vielfalt in ökologischer, strategischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht besser ist als Einheitlichkeit. Neben „von oben“ verordneten Schutzgebieten und Gesetzen inklusive Kontrolle und Sanktionen bei Zuwiderhandlungen und fehlender Beteiligungsbereitschaft gilt es vor allem, die „breite Masse“ zu gewinnen, nach dem Motto „Was ich liebe, schütze ich“. Die Hoffnung ist, dass die Größe dieser „Masse“ endlich einen kritischen Punkt überschreitet, von dem an die Effektivität ihrer intrinsisch motivierten Aktionen weit größer ist, als Kontrolle und Sanktionen jemals sein können. Einige Personen und Initiativen sind bereits informiert, motiviert und sogar öffentlich sichtbar, wie z. B. die Volksinitiative „Artenvielfalt retten – Zukunft sichern“ in Brandenburg. Nach bayerischem Vorbild haben sich verschiedenste Vereine und Verbände zusammengeschlossen, um Bevölkerung und Politiker zum Handeln zu bewegen. Das Umweltministerium hat einen Maßnahmenkatalog aufgestellt, in dem auch der Umweltbildung eine wichtige Schlüsselrolle zukommt, um Menschen zu motivieren. Wer aber ist „die Umweltbildung“? Dahinter verbergen sich die von innerer Motivation Angetriebenen, die sich berufen fühlen, für ein besseres, harmonischeres Miteinander von Mensch und Natur einzutreten, ungeachtet oftmals fehlender fester Strukturen und Finanzierungen. Dafür setzen sie in der Regel all ihre Flexibilität und Kreativität ein. Mit oft ehrenamtlicher Leidenschaft und dem – wo möglich – Abruf verschiedenster Fördermittel widmen sie sich unermüdlich ihren Ideen zur Mobilisierung der Menschen und zum Schutz der biologischen Vielfalt. Etliche von ihnen schöpfen auch Kraft aus dem Miteinander und sind z. B. in der ANU organisiert.

Die Vermittlung von Möglichkeiten einer zukunftsfähigen Balance zwischen Schutz und Nutzung der Biodiversität ist ein klassisches Thema für die (außerschulische) Umweltbildung mit großem Potenzial für die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und zwar für alle Zielgruppen! Die in Brandenburg von Natur aus abwechslungsreiche und mit Besonderheiten beschenkte Landschaft bietet eine hervorragend geeignete Basis für Bildungsarbeit „vor der Haustür“. Über ein Viertel der Landesfläche wurde als besonders wichtig für den Schutz von Lebensräumen und Arten klassifiziert und ins Natura-2000-Programm aufgenommen. Bundesweit sind es nur 14 Prozent.

Biologische Vielfalt ist das Ergebnis komplexer natürlicher Prozesse, die von Standortfaktoren, speziellen situativen Kontexten und daraus resultierenden Nutzungsarten und -intensitäten abhängen. Ihr Erhalt fordert eine immer engere und umsichtigere Vernetzung verschiedenster Akteure mit unterschiedlichem Fachwissen. Sie fordert gegenseitiges Verständnis, Respekt und Rücksichtnahme, ja, fordert geübte Dialogfähigkeit(en). Dies gilt sowohl bei der Umsetzung von Verordnungen „von oben“ als auch bei der Sensibilisierung der Menschen. Denn „die Masse“ ist ja nicht homogen. Stattdessen nutzen, brauchen und bewahren wir die biologische Vielfalt von der lokalen bis zur globalen Ebene in sehr unterschiedlichem Maß und mit verschiedensten Motivationsgründen.

Die Tatsache, dass wir alle eine ganz offensichtliche Lebensgrundlage trotz besseren Wissens vielerorts zerstören, weist den Weg zur (Umwelt-)Psychologie. Diese kennt das Phänomen der (Gesundheits-)Selbstsabotage und setzt ihre Erkenntnisse ein, um ein Einlenken, Umdenken und neue Verhaltensweisen einzuleiten und zu verankern. Durch gezielte Methoden sollen und müssen in Bildungsveranstaltungen also auch Menschen erreicht werden, die zwar die Schädlichkeit von Handlungen erkennen, aber innerlich noch nicht entschieden sind, an einer Veränderung aktiv mitwirken zu können und zu wollen.

Gleichzeitig sind Input und Betätigungsfelder für diejenigen nötig, die einen nächsten Schritt gehen wollen und aktiv nach Möglichkeiten suchen, im Sinne des Lebensraum- und Artenschutzes wirksam zu sein.

Die ANU vernetzt sich mit entsprechenden Partnern und trägt durch die Umsetzung von Projekten und Weiterbildungen konsequent zur Weiterentwicklung und Vermittlung zielgruppenspezifischer Methoden bei.

Kontakt:

Charlotte Bergmann (Vorstand), Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umweltbildung (ANU) Brandenburg e.V.

Haus der Natur
Lindenstr. 34
14467 Potsdam

infoanu-brandenburgde, www.anu-brandenburg.de