Material & Methoden für die biologische Vielfalt

Seit 2012 setzt die Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umweltbildung (ANU) Brandenburg e.V. mit Partnern Bildungsprojekte zur „Akzeptanzsteigerung für biologische Vielfalt und Natura 2000“ um. Dafür wurden und werden vielfältige Methoden gesammelt, entwickelt und erprobt. Der Fokus liegt darauf, möglichst viele Zielgruppen zu erreichen.

Kooperative Netzwerke von Bildungspartnern machen die Vielfalt menschlicher Vorlieben, Fähigkeiten und Ideen nutzbar. In den Projekten „Natura 2000“ und „gemeinsam unterwegs“ haben sich Mitglieder der ANU vor Ort mit neuen Partnern vernetzt und versuchen, biologische Vielfalt in aller Munde zu bringen. Aktiv sind unter anderem Mitwirkende des Naturschutzparks Märkische Schweiz e.V. und des NaturKosmos e.V. Entstanden ist zum Beispiel das auch touristisch genutzte Wortspiel „Artenreich Märkische Schweiz“, das andere zum Nachmachen anregt(e).

Von Mensch zu Mensch

Das klassische Bildungsformat funktioniert durch die „Ansteckung mit Begeisterung“ von Mensch zu Mensch – auf Wanderungen, Festen, in Schüler-AGs oder mehrtägigen Camps. Erreicht werden meist vor allem diejenigen, die schon Interesse für die Natur zeigen und mehr wollen. Hier finden sie Input und Aktion – ob bei regelmäßigen Treffen, in Wildniswochen, auch zum Beispiel nur unter Jungen & Männern oder im Mädchencamp. Wanderungen zu speziellen Themen wie Geologie, Gesundheit oder Wildkräutern, zu Naturgenuss oder Sternenhimmelbeobachtung, immer kombiniert mit der Bedeutung biologischer Vielfalt, sollen jedoch auch neue Zielgruppen locken. Wichtig: den Begeisterungsfunken füttern und weitergeben, denn nur aus dieser emotionalen Offenheit kann Handlungswillen wachsen.

Medial gesteuert

Allein oder mit Guide – die Faszination per Funkempfang individuell kommunizierender Geräte ist in manchen Zielgruppen die stabilste Brücke in jede andere Welt. Geführte oder unbegleitete GPS- oder Geocache-Touren machen sich dies zunutze und entführen die NutzerInnen im besten Fall in eine Situation, in der sie Natur als etwas Positives, Nützliches und Erhaltenswertes erleben. Der eigens entwickelte „Naturparktracker“ lockt diejenigen, die gerne draußen „etwas Besonderes“ entdecken und der Öffentlichkeit darüber berichten wollen. Artenfunde sollen auf einer digitalen Landkarte sichtbar werden. Eine Schutzgebiete-App für Berlin und Brandenburg lockt vor die Tore der Großstadt, einfach raus „ins Jrüne“, wo’s schön ist – versprochen! Verlaufen unmöglich. Kommentarfunktion wie üblich. Und mit Glück sind auch Begegnungen mit Natura-2000-Gebietsbewohnern drin.

Spielend

Spiele versprechen Spannung & Action, fördern möglichst nebenbei Gemeinsamkeit und vernetztes Denken. Das Kartenlegespiel „Artenreich Märkische Schweiz“ verlockt die 2–6 Teilnehmer, ihre Mücken-Joker zu häufig auszuspielen, anstatt durch die Gestaltung einer artenreichen Landschaft Gewinnpunkte anzuhäufen, orientiert an den Bedürfnissen von Tier- und Pflanzenarten. Im Erweiterungsset wird der gewinnbringende Schutz der Biodiversität durch die Auseinandersetzung mit dem weiten Spektrum menschlicher Ansprüche realistisch erschwert.

Spielen tut gut, ob in der Familie, im Freundeskreis oder im Feriencamp. Kartenspiel für drinnen, Bewegungsspiele für draußen. Die ANU hat eine Sammlung biodiversitätsbezogener Spiele und Bildungsmaterialien abrufbar zusammengestellt [www.anu-brandenburg.de/396.html und www.anu-brandenburg.de/6369.html].

Für dich zum Mitnehmen

Klassische Formate lassen sich möglichst weit streuen, um hoffentlich auch neue Zielgruppen neugierig zu machen: Postkarten, deren Artenreich-Natur-Motive so schön sind, dass sie einfach mitmüssen – und hinten drauf ein Spruch, eine Frage, ein paar Fakten, die zum Nachdenken anregen – sind inzwischen fast schon ein Muss. Super, wenn sie gleich noch handlungsmotivierend als schriftliche Einladung zu einem ehrenamtlichen Landschaftspflegeeinsatz genutzt werden, der körperlich gesunde Betätigung mit Lebensraumerhaltung verbindet! Wanderwegbeschreibungen verlocken mit Fotos und Tipps zur Entspannung vom Alltagsstress, ob beim Barfußlaufen, Stillsein oder einer Meditation zum Geist des Ortes. Die Beschreibungen sind vor allem dann vollständig, wenn sie auch regionale Akteure, zum Beispiel Biohof, Regionalladen, Familiencafé und Galerie empfehlen. Und sie sollen einladen, eine echte Beziehung zu Ort, Menschen und Natur aufzubauen und wiederzukommen. Dasselbe gilt auch für Infohefte wie „gemeinsam unterwegs in Berlin und Brandenburg“, die in mehreren Ausgaben Akteure vor Ort portraitieren, Hintergrundinfos geben und auf Veranstaltungen sowie Mitmachaktionen aufmerksam machen.

Bildung mit Hintersinn

Papier ist geduldig. Ausgefeilte Geschichten, ansprechende Zeichnungen und gut recherchierte Zusammenhänge erlauben es, definierte Zielgruppen ganz gezielt und allen umweltpsychologischen Erkenntnisse getreu anzusprechen. Mimi, die Wespe, hat so viel Spannendes zu berichten, dass wir an der Kaffeetafel tatsächlich staunend davon ablassen, nach ihr zu schlagen, nur weil sie genau wie wir vom süßen Pflaumenkuchen angelockt wurde und ihr Gesumme und Flügelschlagen uns vermeintlich stört.

Wenn wir durch den Wald streifen, bewegen wir uns sozusagen im Wohnzimmer der hier lebenden Tier- und Pflanzenarten. Das erlaubt einen ganz neuen Blick auf deren Welt, mit mehr Respekt. Und nicht zuletzt sind es magische Momente, wenn es uns gelingt, draußen so mit der Natur verbunden zu sein, dass uns die Amsel ganz nahe kommt oder wir ein Reh in der Entfernung ahnungslos vorbeigehen sehen. Trixi die kleine Hexe hilft SchülerInnen, durch stetiges Beobachten zu NaturZauberLehrlingen zu werden. Dass wir Artenvielfalt auch in Schulgarten und Klassenzimmer studieren und schließlich rund um Straßenbäume, auf Balkonen, in Gemeinschaftsprojekten oder per solidarischer Landwirtschaft vermehren können, zeigen die vielen Inspirationen im Heft Gartenklima – Klimagarten.

Alle Materialien stehen öffentlich zur Nutzung und Nachahmung zur Verfügung!

Kontakte:

NaturKosmos e.V., E-Mail: gemeinsamunterwegsnaturkosmosorg,
www.naturkosmos.org,

Verein Naturschutzpark Märkische Schweiz e.V.,
E-Mail: charlotte.bergmanndreichende,
www.naturschutzpark-verein.de