Bedeutung der Weiterbildungen steigt

In der außerschulischen Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden Weiterbildungen zunehmend wichtiger. Dies stellen die AutorInnen eines neu erschienen Buches, das zum Abschluss einer Studie der Universität Bremen in Kooperation mit der ANU erschienen ist, fest. Ein Vorschlag lautet, mehr Transparenz zur Vergleichbarkeit der Angebote zu schaffen, damit potenzielle AbsolventInnen den Wert einer Weiterbildung für die eigene Berufslaufbahn einschätzen können.

 Für ihren Beruf sollen UmweltpädagogInnen sowohl ökologisches und an nachhaltiger Entwicklung orientiertes Fachwissen als auch pädagogische Kompetenzen mitbringen. Fachwissen verändert sich im Nachhaltigkeitskontext schnell und erfordert selbst für Alltagsentscheidungen das Durchdringen komplexer Zusammenhänge, wenn sie fundiert begründet sein sollen. Pädagogische Kenntnisse und didaktisches Geschick sind nötig zum Verfassen pädagogischer Konzepte und für den Umgang mit Gästen und TeilnehmerInnen. Dabei sollen Bedarfe der Zielgruppen verschiedener Altersstufen, Milieuhintergründe und sich verändernder Lebenswelten ebenso beachtet werden wie politische Zielsetzungen wie die UN-Sustainable Development Goals (SDGs). Nur in den seltensten Fällen bereitet darauf eine einzige Berufs- oder Hochschulausbildung vor. Woran orientieren sich also Leitungskräfte bei der Auswahl des Nachwuchses oder Menschen mit Interesse am Arbeitsfeld Umweltbildung bei der Wahl von Aus- und Weiterbildung? 

Studie erforscht Bedarf und unterstützende Maßnahmen

Zusammen mit der ANU und Masterstudierenden hat das Institut Technik und Bildung (ITB) der Universität Bremen zwischen 2015 und 2017 eine Studie zur Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Umweltbildung durchgeführt, um Bedarfe im Bereich Aus- und Weiterbildung zu ermitteln und erforderliche Unterstützungsmaßnahmen vorzuschlagen. Die Befragungen von Leitungspersonen von Umweltbildungszentren zeigten, dass bei der Einstellung von neuen MitarbeiterInnen vorab absolvierte Weiterbildungen ein wichtiges Auswahlkriterium sind. „Um die Professionalisierung des Bildungspersonals innerhalb der Umweltbildung/BNE zu fördern und somit eine beständige Qualität der Bildungsangebote zu erreichen, nehmen Weiterbildungen zunehmend eine wichtige Rolle in der Qualitätsdebatte ein“, berichtet Lilith Wilkening, die als Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Bremen an der Studie beteiligt war.(1)

So verwundert es nicht, dass auch die Beteiligung an Weiterbildungen laut der Erhebung hoch ist: Über 80 Prozent der Befragten gaben an, an einer Weiterbildung mit Zertifikatsabschluss in den Bereichen BNE (über ein Viertel), Natur-, Wald-, Wildnis- oder Erlebnispädagogik teilgenommen zu haben. Gleichzeitig ermittelte die Studie auch den Bedarf der Befragten für die Weiterbildungen zu den Themen Pädagogik, Konfliktmanagement, Umgang mit Sicherheitsfragen und -vorgaben, Finanz- und Projektmanagement sowie speziellen Fachinhalten.

Zahlreiche Verbandsinstitutionen, staatliche Akademien oder Hochschulen sowie viele Privatanbieter stellen ein umfangreiches Angebot berufsbegleitender Weiterbildungen bereit. Für die Bekanntmachung nutzen viele den E-Mail-Newsletter „ANU-Infodienst“ der an 3.500 AbonenntInnen versendet wird. Im Jahr 2017 wurden darin über 40 mehrtägige Weiterbildungen angekündigt, viele von ihnen mit einem Zertifikatsabschluss. Inhaltlich bieten die meisten der Angebote Natur- und Wildnisbildung, wenige sind explizite BNE-Angebote. Management-orientierte Weiterbildungen werden nur selten überregional und spezifisch für die Umweltbildung angeboten. Eine Liste von Aus- und Weiterbildungen, die von Hochschulen angeboten werden, findet sich bei Ökoprojekt MobilSpiel e.V.(2) 

Empfehlung: Mehr Transparenz und mehr Struktur

Die Universität Bremen empfiehlt, mehr Transparenz in die Angebote zu bringen, um den Weiterbildungssuchenden Orientierung zu bieten. Sie schlägt Ordnungskategorien zu Inhalten, Dauer, Preis, Bekanntheit/Abschlusszahlen, Abschluss/Zertifizierung, Organisation, Didaktik, Vergleichbarkeit, Anerkennung, regionaler Verbreitung oder der Zertifizierung der Maßnahme beziehungsweise des Anbieters vor. Forschungsbedarf besteht noch zu der Frage, anhand welcher Indikatoren Teilnehmende erkennen können, inwieweit Weiterbildungen sie zu ihrer Tätigkeit als BNE-MultiplikatorInnen befähigen. Zu einer besseren Orientierung für BerufseinsteigerInnen oder QuereinsteigerInnen und einer besseren Vorstellung von möglichen Karrierewegen würde zudem beitragen, wenn typische Stellenprofile und Niveaustufen für die Tätigkeit einer Umweltpädagogin/eines Umweltpädagogen beschrieben würden.

Anmerkungen

(1) Wilkening, L. (2017): Weiterbildungsbedarf in einem vielfältigen Sektor. In: Blings, Jessica (2017): Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Umweltbildung. Status, Potentiale und Vielfalt. oekom, München

(2) www.oekoprojekt-mobilspiel.de/service/weiterbildungen-und-studiengaenge-naturpaedagogik,-umweltbildung,-bne 

Annette Dieckmann, Vorsitzende ANU-Bundesverband e.V., E-Mail: dieckmannanude, www.umweltbildung.de/qualitaetsentwicklung