Deklarationen haben immer hehre Ziele

Die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung hat das Ziel, dass die UN- Mitgliedstaaten das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Bildung verankern. Aber können wir hier alle Menschen im Blick haben und erreichen?

Thomas K. hat die Schule und auch die Ausbildung mehr schlecht als recht geschafft. Er ist glücklich, dass er in seinem gelernten Handwerk als Schreiner/Tischler arbeiten kann; nach seinem Willen soll sich bis ins Rentenalter daran nichts ändern. Er ist stolz, dass Fachkräfte wie er gebraucht werden, weil die Menschen sonst keine Möbel hätten.„Bildung“ ist nicht sein Ding.

Bildung zu den Menschen bringen

Es gibt viele Menschen wie Thomas K., junge und ältere Menschen, die mit dem traditionellen Bildungsangebot nichts anfangen können, niemals einen Kurs bei der Volkshochschule oder einer Umweltstation besuchen würden. Das Thema Um- weltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung ist sehr akademisch belegt, es betrifft aber alle Personengruppen und wir können uns es eigentlich nicht leisten, einen (nicht unerheblich großen) Teil nicht zu erreichen. Wir müssen auch die er- reichen, die sich in der traditionellen Bildungslandschaft nicht wohlfühlen. Auch diese Menschen konsumieren und wählen.

Es stellt sich schnell die Frage, wie denn diese „schwierige“ Zielgruppe angespro- chen werden kann, wenn sie nicht von sich aus den Weg zu Bildungsangeboten findet. Die optimale Berufssparte, die mit diesen Menschen Kontakt hat, sind die MitarbeiterInnen in der sozialen Arbeit. Sind es Schwierigkeiten in der Schule, Probleme beim Einstieg ins Berufsleben. Fachkräfte der sozialen Arbeit sind nahe an den Menschen.
Es ist Zeit, dass sich die BNE noch mehr als bisher auf den Weg macht zu diesen Menschen, insbesondere zu den jungen.

Nachhaltige Jugendsozialarbeit

Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist das Projekt „Umweltbildung/Bildung zur Nachhaltigkeit in der Jugendsozialarbeit“ in Bayern. Mit finanziellen Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz werden Mikroprojekte gefördert, die Jugendsozialarbeit und Nachhaltigkeitsbildung ge- meinsam durchführen. Begleitet, vernetzt und beraten werden die Fachkräfte von einer Projektstelle bei der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern.

Die Nachhaltigkeitsbildung erreicht mit den Mikroprojekten eine bisher nicht ausreichend präsente Zielgruppe.
Die jungen Menschen lernen in der praktischen Arbeit mit Umweltthemen wie Amphibienschutzaktionen oder Upcycling neue Freizeitmöglichkeiten kennen, überdenken ihre Konsummuster und beschäftigen sich intensiv und nachhaltig mit Umweltthemen in ihrer direkten Umgebung. Wichtige Prinzipien in diesen Projekten sind möglichst hohe Partizipation der Teilnehmenden, Handlungsorientierung und Aktivität in der Lebenswelt der Teilnehmenden.

Profit für alle

Die soziale Arbeit und ihre Mitarbeitenden profitieren ebenfalls von diesem Projektansatz. Sie bekommt eine neue Methode an die Hand und lernt ihre „schwierige“ Zielgruppe auf einer anderen Ebene kennen. Sie alle wollen erreichen, dass diese jungen Menschen sich selbst eine Meinung bilden, kritisch und aufrecht werden. Die Arbeit in multiprofessionellen Teams wird als besonders wertvoll empfunden. Die Fachleute freut es vor allem, dass diese jungen Menschen ein außergewöhnliches Engagement an den Tag legen, wenn sie sich mit ihren eigenen Formaten mit Themen der Nachhaltigkeit auseinandersetzen dürfen.

Es wurden bereits Juniorlandschaftspfleger ausgebildet, Permakulturgärten angelegt, Biberburgen gebaut, Sinnespfade entwickelt, Quellen freigelegt, LandArt-Kunstwerke hergestellt, Insektenhotels gebaut, Fledermäuse beobachtet, Walderlebnisse genossen, T-Shirts upgecycelt, Fährräder repariert, kreativ gekocht, Flächen draußen gestaltet, Weidenbühnen errichtet, Streuobstpfade wiederbelebt, Mittelalterkräutergärten angelegt, Bienen beobachtet und unterstützt und vieles andere mehr.

Man sieht, Bildung für nachhaltige Entwicklung ist für alle Menschen möglich, eventuell aber nicht auf dem direkten und traditionellen Bildungsweg zu erreichen.

Sonja Gaja

Umweltbildung/ Bildung zur Nachhaltigkeit in der Jugendsozialarbeit

www.lagjsa-bayern.de/nachhaltigkeitsprojekt