Diskriminierungssensibilität in der BUNDjugend

Als einer der größten Jugendumweltbände hat sich die BUNDjugend das Ziel gesetzt, dass junge Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten in allen Bereichen des Verbands vertreten sein sollen.Sie sollen sichtbar sein und in Entscheidungs­prozesse einbezogen werden. Denn nur, wenn verschiedene Perspektiven vertreten sind, kann sich eine Organisation weiterentwickeln und verändern. Der Prozess hat 2016 mit verschiedenen Beschlüssen und einem Positionspapier auf der Bundesjugendversammlung begonnen. Rund zwei Jahre lang gab es eine hauptamtliche Koordinierungsstelle, die den Prozess hin zu einer diskriminierungssensiblen BUNDjugend begleitet hat. So wurden viele Veränderungen angestoßen, die nun von einer neuen Ansprechperson fortgeführt werden sollen.

Die BUNDjugend ist eine große Umwelt­organisation für junge Menschen, die aus ehren- und hauptamtlich aktiven Personen besteht. Seit 2020 gibt es einen innerverbandlichen Prozess, um als BUNDjugend diskriminie­rungssensibler zu werden. Die BUNDjugend möchte ein Ort sein, wo verschiedene Lebensrealitäten von jungen Menschen zusammenkommen. Ziel ist es, dass alle in ihren unterschiedlichen Rollen gehört und sichtbar werden.

Seit 2016 gab es aufeinander aufbauende Beschlüsse der Bundes­ju­gend­ver­samm­lung, die sich für eine größere Vielfalt an Perspektiven inner­halb der BUNDjugend einsetzen. Dabei müssen bestehende Strukturen auf Defizite hin überprüft und kritisch hinterfragt werden. Dafür haben wir im Mai 2020 eine Koordinierungsstelle geschaffen, die sich bis Ende 2022 vorrangig mit dem Prozess „Diskriminie­rungs­­sensible BUND­jugend“ auseinan­der­ gesetzt hat. In einer internen Untersuchung, die durch Angela Asomah von der Koor­dinie­rungsstelle durchgeführt wurde, bestä­tigte sich die Notwendigkeit des Prozesses. Die Umfrage, an der 75 Ehren- und 32 Haupt­amtliche teilgenommen haben, ergab, dass im Verband mehrheitlich weiße und cis-weibliche Perspektiven zum Vorschein kommen. Ein Drittel der Per­sonen ga­b an, dass sie sich als queer positionieren. Die Umfrage zeigte auch, dass Schwarze Men­schen, People of Color, Menschen mit Be­hin­derung, indigene Men­schen, Trans und Inter* Personen sowie weitere margi­na­lisierte Perspektiven im Verband unter­repräsentiert sind oder gar nicht vorkommen.

Damit sich Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten im Verband stärker willkommen und ange­sprochen fühlen, haben wir mit der Hilfe von Angela Asomah verschiedene Maßnahmen umgesetzt: die Fort- und Weiterbildung von Hauptamtlichen in der Bundes­geschäftsstelle und Ehren­amtlichen im Bundesvorstand, Beratungs­strukturen innerhalb des Ver­bandes, unterstützt durch die Koor­dinierungsstelle, Vernetzung und Austausch mit anderen Organisationen und Expert*innen sowie das Erstellen von Materialien. Im Detail heißt das: Neben diversen Workshops wie z. B. zu den Themen „Kritisches Weißsein“ oder „Machtkritische Reflexion“ wurde seit Juni 2022 eine regelmäßige Austausch­runde etabliert, die sich an die Teamtage mit einer Dauer von zwei Stunden anschließt. In dieser Austauschrunde werden verschie­dene machtkritische Themen behandelt. Dazu bereitet eine Person aus der Bundes­geschäftsstelle eine Reflexions­run­de vor, meistens mit ausgewählten Texten, die im Vorfeld der Treffen gelesen werden. In den Austauschrunden werden die Texte in Kleingruppen behandelt und daraus weitere Maßnahmen entwickelt. Ein weiteres Aus­tauschformat ist das regelmäßige Treffen „Sharing is Caring“. Es zielt darauf ab, den Prozess gesamtverbandlich voranzutreiben, indem Menschen aus dem gesamten Verband dazu eingeladen werden, ihre Expertise im Bereich Diskrimi­nie­rungs­sen­sibiltät zu teilen. Dazu findet meistens ein kleiner Impulsvortrag mit anschließender Frage- und Austauschrunde statt. Ein Thema, das dort beispielsweise bearbeitet wird, ist die Einfache Sprache. Zudem bieten wir eine Sprechstunde an, in der Menschen, egal ob ehren- oder haupt­amtlich aktiv, im kleinen Kreis Fragen zum Prozess stellen können. Im Jahr 2022 haben wir zudem zwei Workshops angeboten, in denen Hauptamtliche aus den Landesverbänden der BUNDjugend in den Prozess eingeführt wurden. Insbesondere in den letzten zwei Jahren sind außerdem viele Materialien entstanden, die Hilfe­stellung bei Veranstaltungen und im Bereich Social Media leisten. Wie können wir Veranstaltungen so umsetzen, dass sich möglichst alle willkommen und wohl fühlen? Das beginnt bei der Suche nach barrierefreien Räumen, Toiletten anzubieten, in denen alle Ge­schlechts­identitäten Zu­gang finden, Räume nur für FLINTA (FLINTA steht für Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender* und ist der Versuch, einen Ausdruck für eine Personen­gruppe zu finden, die nicht cis männlich ist) oder Hijab tragende Personen zur Ver­fügung zu stellen sowie Bereiche, in denen sich Teil­nehmende zurückziehen können und vieles mehr.

In Bezug auf Social Media haben wir einen Leitfaden erstellt, der unter anderem gendergerechte Sprache und Einfache Spra­­che thematisiert, Stereotypen aufbricht und Diversität auf Bildern veranschaulicht. Auf dem BUNDjugend Instagram Account setzen wir auf Bildbeschreibungen, damit Menschen, die nicht sehen können Zugang zu den Inhalten der Bilder/Share-Pics be­kommen.

Seit Dezember 2022 ist die Koordinierungs­stelle ausgelaufen und der Prozess ist nun in die Verantwortung der politischen Ge­schäfts­führung sowie einer neuen Prozess­begleitung (Dante Davis) über­gangen. Um die Ehrenamtlichen der BUNDjugend wieder mehr in den Prozess einzubinden, wird momentan eine neue Arbeitsgruppe aufgebaut. Dort werden wir uns mit der Fra­ge beschäftigen, wie wir ein systematisches Vorgehen beim Thema Awareness ent­wickeln können, wie wir neue Menschen, die zu uns in den Verband kommen zu dem Thema erreichen können und wie das Thema verstetigt werden kann.

Schon jetzt wird deutlich, wie viel mit dem Prozess in den letzten Jahren bereits erreicht wurde. Reflexionsprozesse und kritisches Denken werden transparenter und öfter thematisiert als in der Vergangenheit. Außerdem erreichen wir offensichtlich immer mehr neue Zielgruppen, die sich für das Thema Klimakrise und die darin eigene gesellschaftliche Positionierung intere­s­sieren. Dennoch erweisen sich be­stimmte Macht- und Hierarchiestrukturen als hartnäckig, sodass damit manchmal neue Rückschläge verbunden sind. Daher ist es wichtig anzuerkennen, dass der Abbau von problematischen Strukturen innerhalb unseres Verbandes nicht zu einem Tag X erreicht werden kann, sondern ein fortwährender Prozess ist, für den wir gemeinsam aktiv werden müssen.

Autor und Kontakt:

Dante Esteban Davis
Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUNDjugend)
dante.davisbundjugendde
www.bundjugend.de