"Schuljahr der Nachhaltigkeit" - global orientiert

In einem Programm zur Verankerung von BNE in Grundschulen begleiten Referentinnen und Referenten aus Umweltzentren 22 hessische Schulen. Sie führen mehrere Themenmodule in den Klassen durch und begleiten die Schulprogrammentwicklung. Der „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“ (OR) leistet dabei wertvolle Unterstützung.

Drei Jahre „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ (SdN) in Hessen haben gezeigt: Es gibt bei den LehrerInnen ein großes Interesse an Themen nachhaltiger Entwicklung. Bei ihren Bemühungen, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowohl im Schulalltag als auch in die Schulcurricula aufzunehmen, stehen den Schulen die Umwelt- und Nachhaltigkeitszentren unterstützend zur Seite. Sie führen im Laufe eines Jahres fünf bis sechs Module in den Klassen durch, bilden die LehrerInnen fort und planen mit ihnen gemeinsam die Weiterführung der Inhalte im Unterricht. Nach einer Pilotphase des Vereins Umweltlernen in Frankfurt e.V. führen seit 2014 sechs Umwelt- und Nachhaltigkeitszentren das „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ (SdN) als Teilprojekt der Hessischen Bildungsinitiative Nachhaltigkeit durch.

Das Schuljahr der Nachhaltigkeit greift Themen auf, die sowohl für Natur- und Umweltbildung als auch für den Lernbereich Globale Entwicklung von Bedeutung sind, zum Beispiel: Konsum, Fairer Handel, Klimawandel, Energie und Biodiversitätsverlust. Über das Jahr verteilt finden hierzu Lernwerkstätten und Exkursionen statt. Sie werden von LehrerInnen und ReferentInnen gemeinsam durchgeführt. Die BNE-Themen, vorher unzusammenhängend über das Grundschulleben verteilt, erfahren durch das SdN eine übergeordnete Verknüpfung. Auf der Ebene der Schule entwickelt sich BNE mehr und mehr dazu, als Ganzes Aufgabe der Schule zu werden. Die Kapitel des Orientierungsrahmens zur Umsetzung in der Grundschule und zur BNE als Aufgabe der ganzen Schule eignen sich im Schuljahr der Nachhaltigkeit als gute Grundlage für die Beratungsgespräche mit Schulleitung und Kollegien.

Erkennen – Bewerten – Handeln

Der Orientierungsrahmen gliedert in die Kompetenzbereiche Erkennen – Bewerten – Handeln. Die SchülerInnen sollen im Bereich der Erkenntnisgewinnung das Anstellen von Vermutungen und Formulieren von Fragen erlernen. Für sie geht es darum, Erkenntnisse zu prüfen, zu bewerten und Konsequenzen für das eigene Handeln abzuleiten und zu beschreiben. Formuliertes Ziel im Kompetenzbereich der Bewertung ist es, dass die Kinder gesellschaftliche und naturwissenschaftlich-technische Sachverhalte und Zusammenhänge benennen und hinterfragen können. Kinder bringen ihre eigenen Meinungen und Weltvorstellungen in der Schule ein. Aufgabe der pädagogisch Tätigen ist es, handlungsorientierte Lernprozesse anzustoßen, die es den Kindern ermöglichen, diesen vorgefassten Urteilen und Weltbildern mit großer Offenheit zu begegnen und sie gegebenenfalls neu zu bewerten.

Beispiel Papier: Ein Schulkollegium hatte sich das Wahlmodul „Papier“ ausgesucht, weil es unmittelbaren Bezug zum Alltag der Kinder hat und dabei eigene Handlungsmöglichkeiten bietet. Am Thema Papier wird die Vernetzung zwischen hier und anderswo sowie die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft deutlich. In der Lernwerkstatt erarbeiteten sich die Kinder lokale und globale Aspekte des Papierkonsums. Danach nahmen sie im Unterricht ihren Papierkonsum in der Schule unter die Lupe und recherchierten in Geschäften nach Recyclingpapier. Die Kinder lernten Projekte aus anderen Schulen kennen, vom Recycling- Einkaufsführer bis zum Verkaufsstand von Recyclingheften in der Schule und bewerteten sie. Aufgrund ihrer Recherchen planten sie ihren eigenen Verkaufsstand. Seitdem ist das Thema Papier und Recycling im Schulalltag dauerhaft präsent und der Verkauf von Recyclingpapier wird fortgeführt.

Beispiel Ernährung: In der Lernwerkstatt Ernährung werden Expertenteams z. B. zu Gerechtigkeit, Mobilität oder Tierschutz gebildet. Die Gruppen beschäftigten sich mit der Lebenswelt von Kindern in Kakaoanbauländern, Saisonalität und Regionalität, Obst und Gemüse aus aller Welt, Fleischkonsum und Klima, Verschwendung von Lebensmitteln, Vergleich von Ernährung in verschiedenen Kulturen. Mit diesem Wissen gingen die Kinder einkaufen und planten das nächste Klassenfrühstück klimafreundlich und fair.

„Ein großer Gewinn“ – Motivationsschub für Schulentwicklung

Die Besuche der ReferentInnen aus den Umwelt- und Nachhaltigkeitszentren und die kontinuierliche enge Zusammenarbeit im Schuljahr der Nachhaltigkeit wirken für die Schulen motivierend und regen an, die Modulthemen in den Regelunterricht aufzunehmen: „Das Schuljahr der Nachhaltigkeit war für unsere Kinder ein großer Gewinn. Die Unterstützung für uns LehrerInnen, Themen unter nachhaltigen Aspekten zu bearbeiten, war sehr groß! Besonders gut haben uns die didaktischen Prinzipien gefallen, an denen sich alle orientiert haben!“, sagte eine Lehrerin einer Pilotschule von Umweltlernen in Frankfurt e.V.

Zusammen mit den Fortbildungen wirkt dies als „Türöffner“ zur Schul- und Curriculumsentwicklung in Richtung nachhaltiger Entwicklung. Über die Gestaltung des Unterrichts hinaus beschreibt auch der Orientierungsrahmen globale Entwicklung als Aufgabe der ganzen Schule, also das Ziel einer Gestaltung und eines Managements von Schulen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Dieses Ziel entspricht dem Handlungsfeld 2 des Weltaktionsprogrammes BNE, das auf eine ganzheitliche Transformation der Lehr- und Lernumgebungen abzielt. Damit geht der Orientierungsrahmen Hand in Hand mit dem Weltaktionsprogramm und gibt für die Arbeit den wichtigen Impuls, eine Unterstützungsstruktur und Beratungsangebote zur Transformation für Schulen bereitzustellen. Die am Schuljahr der Nachhaltigkeit beteiligten Umwelt- und Nachhaltigkeitszentren werden diesen Impuls für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit aufgreifen.

www.anu-hessen.de/6868.html

www.bne-frankfurt.de/angebote/schuljahr-der-nachhaltigkeit/

www.engagement-global.de/globale-entwicklung.html