Energiebildung im Waldkindergarten

Feuer und Flamme

Die Kinder des Waldkindergartens Langenfeld beschäftigten sich ein halbes Jahr lang mit dem Thema Energie in vielen verschiedenen Facetten.

 

Mit einem Dilemma fing es an

Angeregt vom neuen Lehmbackofen, der seit einiger Zeit im Waldkindergarten genutzt wird, gehen wird der Frage nach, wie wir unsere Pizza oder unser Fladenbrot im Lehmbackofen heiß bekommen. „Natürlich mit Holz!“, wissen die Kinder. Einige Tage später fallen ihnen bei einem Gang durch den Wald farbig gekennzeichnete Bäume auf. Die älteren vermuten gleich, dass diese Bäume gefällt werden müssen. “Wirklich?“, fragen andere Kinder besorgt. „Und was passiert mit unserem Wald?“ Mit diesem Dilemma finden wir einen Einstieg über das Feuerholz in das große Thema Energie, das uns ein halbes Jahr lang im Waldkindergarten Langenfeld begleitet hat.

 

 

Der erste Schritt

Wer denkt beim Wort „Ofen“ nicht an wohlige Wärme oder an das Backen eines leckeren Kuchens? Aber woher kommt diese Wärme? Die Kinder erfahren die Bedeutung von Holz als Energiequelle früher und heute. Sie lernen den umsichtigen Umgang mit Feuer. Ganz wichtig dabei sind für alle die Streichhölzer und das Feuerholz. Für den ersten Projekttag ist noch genug Holz gestapelt, sodass wir den Ofen gleich anfeuern können und probieren können, auf verschiedene Art und Weise Feuer zu entfachen. Wir lernen den sorgsamen Umgang mit Feuer, aber auch mögliche Gefahren kennen. Was ist zu tun, wenn es unkontrolliert brennt? Wir haben neben unserem Lehmbackofen immer eine Löschdecke liegen, um bei einem Brand schnell reagieren zu können. Die Kinder wissen aber auch, dass meistens die Feuerwehr gerufen werden muss, um Schlimmeres zu verhindern. Wir beschließen, mit all unseren Fragen die Feuerwehr in unserem Ort zu besuchen. Die Kinder erfahren vieles zur Arbeitsweise der Feuerwehr und zum Umgang mit dem Feuer. Am nächsten Tag im Kindergarten experimentieren wir weiter: Welches Holz brennt heller, welches brennt länger und welches ist am besten für Rauchzeichen geeignet? Unsere Eindrücke halten wir in „Feuerbildern“ fest. Und das geht natürlich super mit selbst angefertigten Holzkohlestiften.

 

 

Holz – nicht nur zum Backen da

Nachdem wir nun Experten im „Feuern“ sind, wird mit „Feuereifer“ der Teig für das Fladenbrot hergestellt. Dabei fragen wir in die Runde: „Wie backt ihr denn zu Hause?“ Die meisten Kinder haben zu Hause einen elektrischen Backofen. „Aber meine Oma hatte früher einen Holzofen!“, erinnert sich Lenya, „Der steht jetzt im Schuppen“. Der Holzbackofen von Lenyas Oma bleibt Gesprächsthema und führt zu der Frage, wie die Menschen denn früher gebacken haben. Um das rauszufinden, fahren wir mit den Kindern in ein Heimatmuseum. Sie staunen, wie die Menschen früher gelebt haben und erfahren, dass Holz nicht nur zum Kochen und Backen wichtig war. Auch zum Herstellen von Kohle oder von Werkzeugen aus Metall wurde Feuer und damit Holz benötigt. So war es also früher bei uns….

Durch den Kontakt zu einem Kindergarten im Kongo erfahren wir einiges über das fremde Land und sind erstaunt, dass dort Lehmöfen zum Kochen und Backen noch täglich genutzt werden. Ein wichtiger Schritt zum über den Tellerrand schauen ist gemacht.

Und die Fragen der Kinder zum Backen lassen nicht nach. Zur Befriedigung dieser Neugierde besuchen wir eine Bäckerei in unserem Ort. Mit Fotos und in Collagen halten wir die neuen Erfahrungen fest.

 

 

Unser Brennholz aus dem Wald vor der Haustür

Als Waldkindergarten haben wir natürlich täglich unseren Aufenthaltsraum im Blick. Die Kinder bemerken sofort, wenn Bäume mit Farbe gekennzeichnet sind oder finden auch frisch eingeschlagene Stämme. Die Verbindung zum eigenen Konsumverhalten in puncto Holz/Energie wird dabei noch nicht reflektiert. „Das ist einfach gemein!“ Die dürfen nicht gefällt werden!“ sind die spontanen Reaktionen. Gemeinsam mit den Kindern überlegen wir, wofür Menschen Holz brauchen, das konsequenter Weise gefällt werden muss. Aus den Kindern „sprudelt“ es nur so heraus: „ Feuer, Baumhaus, Stühle, Parkett, Papier, ....“  Insgesamt 36 Begriffe werden notiert. Die Sorge der Kinder, dass unser Wald bald keine Bäume mehr haben wird, wächst.

Durch den Kontakt zum zuständigen Forstamt ergibt sich ein Waldvormittag unter forstfachlicher Begleitung. Mit Hilfe von Suchaufgaben, Spielen und Rätseln lernen wir viel über Bäume und auch, nach welchen Kriterien Bäume gefällt werden. Wir erfahren, dass es eine Aufgabe der Forstleute ist, dafür zu sorgen, dass neue Bäume nachwachsen, sei es indem sie gepflanzt werden oder weil sie sich durch heruntergefallene Früchte auf natürliche Art aussähen. Mit großem Eifer wird das Kronenholz einer gefällten Buche zersägt und zum Lehmofen im Kindergarten gebracht.

Um beobachten zu können, wie Bäume entstehen, pflanzen die Kinder im Kindergarten gekeimte Eicheln und Kastanien in Töpfe. Diese jungen Bäume wollen sie später im Wald aussetzen – eine sinnvolle Handlungsoption.

 

 

Energie aus Wind und Sonne

Nachdem wir überlegt haben, welche Heizquellen wir daheim haben und sogar einen Pelletofen bei Felix zuhause besichtigen konnten, machen wir uns Gedanken über weitere, regenerative Energiequellen. Die großen Windräder fallen den Kindern ein, die als alternative Energiequelle genutzt werden. Einige Familien haben Sonnenkollektoren auf dem Dach, die wir uns ebenfalls anschauen. Da diese Technik sehr abstrakt ist, machen wir ein Experiment mit schwarzen und mit durchsichtigen Schläuchen. Schnell wird klar, was die Kollektoren leisten. Und noch etwas ist wichtig, wenn es um Energie geht: Energie sparen! Gemeinsam mit den Kindern überlegen wir, warum das Energie sparen so wichtig ist. Die Kinder entwickeln eine „Energiesparliste“ und schauen anhand dieser Liste, ob sie bei sich zu Hause noch Energie einsparen können. Richtige „Energie-Spar-Detektive“ gibt es in unserem Kindergarten! Ein wichtiger Schritt in den Alltag mit der Botschaft, dass jeder etwas tun kann.

 

Fazit

Die Kinder kennen den fachgerechten Umgang mit Feuer, wissen um die Bedeutung von Holz, heute und früher. Lernen die erneuerbare Energiequelle Sonnenenergie kennen und die Möglichkeiten, Energie zu sparen. Durch den Kontakt zu einem Kindergarten in der Demokratischen Republik Kongo wissen sie, dass die Güter der Welt sehr ungleich verteilt sind und wollen einen Betrag dazu leisten, dass es in der Welt gerechter zugeht.

 

Ute Nolden-Seemann, Wald und Holz NRW Beate Radeke, Waldkindergarten Langenfeld