Weltaktionsprogramm startet in Japan

Im November 2014 fand die UNESCO-Weltkonferenz „Learning Today for a Sustainable Future“ in Aichi-Nagoya statt. Unter den rund 1200 Teilnehmenden aus 150 Ländern waren über 70 MinisterInnen vertreten. In der deutschen Delegation nahm Annette Dieckmann, Vorsitzende der ANU, als eine von drei NGO-VertreterInnen teil.

Die Konferenz ermöglichte zunächst einen ausführlichen Rückblick auf zehn Jahre BNE. Mit der Verabschiedung der Aichi-Nagoya-Deklaration leitete die Konferenz zum Weltaktionsprogramm (WAP) der Bildung für nachhaltige Entwicklung über, das der Dekade ab 2015 folgt.

Klare Worte

Irina Bokova, die Generaldirektorin der UNESCO, eröffnete die Konferenz und erinnerte an die Zielsetzung von BNE: „To achieve sustainable development - technology, political regulations and financial incentives will not suffice. We need to change the way we think and act, as individuals and as societies.“ Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, hob in seiner Videobotschaft die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung hervor: „Sustainability is the only way we can protect our precious planet. There is no Plan B. – because there is no Planet B.“

Für einen Überblick auf die BNE in Europa und Nordamerika war das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingeladen worden, vertreten durch Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen. Für sie gilt: „Veränderung beginnt im Kopf. Sie beginnt mit der Fähigkeit, kritisch und selbstkritisch zu denken."

Verständnis für BNE weltweit verbreitet

Die Rückschau auf zehn Jahre BNE-Dekade zeigte, dass seit der internationalen Halbzeitkonferenz 2009 in Bonn die weltweiten Aktivitäten zu BNE deutlich an Fahrt aufgenommen haben. Ende 2014 hatten 80 Prozent der Länder und Staaten Ansprechstellen für BNE, 66 Prozent eine Strategie, 50 Prozent ein Koordinierungsgremium und 29 Prozent regelmäßige Fortschrittsberichte eingeführt. Das Verständnis qualitätsvoller BNE, die auf interaktive und lerngesteuerte Bildung abzielt, ist inzwischen weit verbreitet. Es sind große Erfolge erzielt worden, sehr unterschiedliche Partner zu integrieren. Details dazu veröffentlichte die UNESCO im Abschlussbericht zur UN-Dekade unter dem Titel „Shaping the future we want“. Grundlage waren Reports einer Expertengruppe unter Leitung von Daniella Tilbury von der University of Gloucestershire. Der ansprechend aufbereitete Bericht stellt auf 200 Seiten unter anderem zehn Schlüsselergebnisse, Trends und Herausforderungen für die Bildungsbereiche, pädagogischen Ansätze und die Rollen der Akteure zusammen. Erwähnung finden das deutsche Projekt der ANU Tochtergesellschaft Leuchtpol als eines von drei großen Projekten der Elementarbildung oder auch das GIZ- Leadership-Training für junge Menschen.

Als wichtigste Herausforderungen für die Zukunft sieht die UNESCO die folgenden drei Aspekte: die engere Verbindung der Sektoren Bildung und Nachhaltigkeit, vermehrte Aktivitäten, um BNE zu institutionalisieren, sowie die Verbesserung von Monitoring und Evaluation.

Die Aichi-Nagoya-Erklärung

Die von den Teilnehmenden einstimmig verabschiedete Aichi-Nagoya-Erklärung fasst gut zusammen, in welchen politischen Rahmen BNE seitens der UN weltweit ein- gebettet ist. BNE wird als Mittel zur Umsetzung der Vereinbarungen zu folgenden Themen gesehen:

  • Klimawandel
  • Biodiversität
  • Katastrophenvorsorge
  • Nachhaltigkeit in Konsum und Produktion
  • Kinderrechte


Wichtiger Kontext ist außerdem die Post 2015-Agenda. Nachdem 2015 der zeitliche Horizont für die Millenniumsentwicklungsziele (MDG) der Vereinten Nationen erreicht ist, sollen erstmals die Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsagenden für alle Staaten verbindlich zusammengeführt werden. Im kommenden Herbst werden die Vereinten Nationen über die Sustainability Development Goals (SDG) abstimmen, die Nachhaltigkeitsziele für reiche wie für arme Länder bis zum Jahr 2030 enthalten. Im vorliegenden Entwurf wurde im Ziel 4, das die Bildung behandelt, unter 4.7. BNE als „integraler und transformativer Bestandteil einer qualitativ hochwertigen inklusiven Bildung“ aufgenommen. Damit wird – soweit dieser Vorschlag Bestand hat – BNE zukünftig Teil des verbindlichen UN-Berichtswesens sein. Das Weltaktionsprogramm BNE wird dann auch der Umsetzung der SDG dienen.

Grundlagen für die Zukunft

Die Teilnehmenden ersuchen die Regie- rungen, die der Bildung zugrunde liegen- den Zwecke und Werte auf systemübergrei- fende ganzheitliche Ansätze hin zu über- denken und auf Partnerschaften zwischen den Akteuren im Bildungsbereich und der Zivilgesellschaft zu setzen, um die erfolg- reiche Einbindung von BNE zu gewährleisten. Dazu sind substanzielle Ressourcen bereitzustellen und zu mobilisieren.

Prioritäre Handlungsfelder

Durch die Annahme der Erklärung ver- pflichteten sich die anwesenden Staaten, die fünf Handlungsfelder des WAP auf- zunehmen und auszubauen. Diese prioritären Handlungsfelder sind:

  • Politische Unterstützung: BNE in Bildungs- und in Nachhaltigkeitspolitik verankern
  • Gesamtinstitutionelle Ansätze: Prinzipien der Nachhaltigkeit in die gesamte Lernumgebung integrieren
  • Bildungsverantwortliche: Die Fähigkeit von BNE-Lehrenden stärken
  • Jugend: Empowering für 15- bis 24-Jäh- rige durch BNE
  • Lokale Gemeinschaften: Nachhaltige Lösungen auf der lokalen Ebene durch BNE beschleunigen

Die anwesenden Regierungen erklärten sich bereit, sich diesbezügliche Ziele zu setzen, bereichsübergreifende Aktivitäten zu erarbeiten, diese zu unterstützen und umzusetzen sowie Plattformen für den Erfahrungsaustausch zu schaffen und zu den fünf Handlungsfeldern Begleitungs- und Bewertungsansätze zu stärken.

Die UNESCO wird gebeten, die Fe- derführung im Weltaktionsprogramm zu übernehmen und ihre Netzwerke wie das Schulnetzwerk ASP-net, die UNESCO- Lehrstühle oder das Weltnetz der Biosphärenreservate für BNE zu mobilisieren. Sie soll dabei deutlich machen, wie wichtig es ist, angemessene Ressourcen für die BNE sicherzustellen.

Zum Ende der Konferenz legte die UNESCO eine Roadmap mit konkreten Vorschlägen zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms vor. Im Dezember 2014 wurde das WAP dann von den Vereinten Nationen noch formal beschlossen. Nun steht dem Start nichts mehr im Wege. Die blauen, nach oben geschwungenen Pfeile, die das Logo der Konferenz in Aichi- Nagoya zierten, finden sich auf dem Titel der Roadmap wieder. Es bleibt zu beweisen, dass dieser Schwung nach oben die tatsächliche zukünftige Entwicklung der BNE treffend symbolisiert.

Annette Dieckmann
Vorsitzende ANU Bundesverband

www.umweltbildung.de
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