Umweltbildung kann Klimaschutz auf vielen Ebenen voranbringen

Die Post versendet Briefe klimaneutral, Fluglinien bieten Kompensationszahlungen für Urlaubsreisen an – soll die Umweltbildung auch auf diesen Zug aufspringen? Bisher zeigt sie sich zurückhaltend. Doch Umweltzentren und auch freiberufliche Akteure der außerschulischen Bildung können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie die Klimaneutralstellung ihrer Veranstaltungsangebote als Qualitätsmerkmal und zugleich als Lerngegenstand begreifen.

In den meisten Umweltbildungseinrichtungen werden in Bildungsangeboten inzwischen vermehrt Bezüge zum Klimaschutz hergestellt. Die Erfassung der eigenen Treibhausgasemissionen und die Durchführung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen in den Einrichtungen selbst kann jedoch oft noch optimiert werden. Einen möglichen Weg zeigt das Projekt „Klimaschutz als Aufgabe der außerschulischen Umweltbildung“ der ANU Hamburg. Es wurde von 2011 bis 2013 im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt durchgeführt und aus Mitteln des Hamburger Klimaschutzplans finanziert. Klimaschutz und Klimawandel noch stärker in Bildungsveranstaltungen aufzugreifen war ein wichtiger Baustein des Projekts. Dies ist den fünf projektbeteiligten Umweltbildungseinrichtungen in Hamburg gut gelungen.
Praktischer Klimaschutz
Bei Arbeitseinsätzen im Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook im Nordosten Hamburgs tragen SchülerInnen dazu bei, die CO2-Speicherfähigkeit von Mooren zu erhalten. Das Naturschutzinfohaus Elbe-Tideauenzentrum in der Hansestadt verbindet Exkursionen an die Elbe mit politischen Fragestellungen: Was haben Entscheidungen zur Elbvertiefung mit dem Klimawandel zu tun? GrundschülerInnen der Draußenschule probieren aus, wie man ohne Strom Wasser zum Kochen bringen kann und erfahren, warum es gut für das Klima ist, ab und zu Muskelkraft statt elektrischer Energie einzusetzen. Das eigentlich Neue daran ist: Die Angebote werden klimaneutral durchgeführt, das heißt die in Zusammenhang mit der Veranstaltung entstehenden Treibhausgasemissionen werden erfasst und kompensiert.


Klimafreundliche Veranstaltungen
Die ANU Hamburg hat eine Online-Planungshilfe für klimafreundliche Veranstaltungen entwickelt und auf ihrer Homepage veröffentlicht, um auch anderen Umweltbildungseinrichtungen den Einstieg in eine klimaneutrale Bildung zu erleichtern. Die größten Einsparpotenziale von Treibhausgasen liegen im Bereich Heizung, Strom und Mobilität. Schon bei der Veranstaltungsplanung auf Klimafreundlichkeit zu achten, ist der wichtigste Schritt. Dabei werden auch die TeilnehmerInnen frühzeitig einbezogen, indem zum Beispiel um eine klimafreundliche Anreise mit dem ÖPNV gebeten wird.
BildungsanbieterInnen können so selbst einige Kilo Kohlendioxid einsparen. Mindestens genau so wichtig ist es, dies auch als Inhalt des Bildungsangebots aufzugreifen und in die Lerninhalte zu integrieren. „Mach mit beim Klimaschutz und rede darüber“ sollte ein selbstverständliches Motto in der Umweltbildung werden. Bei der Veranstaltung „Wie schmecken die Jahreszeiten“ der ANU Hamburg beispielsweise wird das Thema Ernährung und Klimaschutz praktisch mit Kindern erprobt. Bei erwachsenen VeranstaltungsteilnehmerInnen entsteht ein wichtiger Multiplikatoreneffekt, wenn Veranstaltende bei eigenen Tagungen vegetarisches, regionales, saisonales und deshalb klimafreundliches Essen anbieten und das auch kommunizieren.


Kompensation
Der letzte Schritt auf dem Weg zu klimaneutralen Bildungsangeboten ist die Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen. Auch dieser Schritt sollte transparent gestaltet sein. Es gibt inzwischen die Möglichkeit, Briefe und Pakete „klimaneutral“ zu verschicken oder Flyer „klimaneutral“ drucken zu lassen. Hier kann die Umweltbildung ansetzen, indem sie den Prozess der Klimaneutralstellung als Qualitätsmerkmal und zugleich als Lerngegenstand versteht und in die Angebote integriert. VeranstaltungsteilnehmerInnen erfahren, wo Emissionen entstehen, wie sie gemindert und letzten Endes kompensiert werden können. So kann ein geschärftes Bewusstsein für Klimaschutz erreicht werden.


Klimaneutrale Bildungsorte
Die ANU Hamburg hat im Rahmen des  Projekts gezeigt, wie Bildungseinrichtungen Klimaschutzmaßnahmen umsetzen können. Auch wenn nicht gleich jede Einrichtung dem guten Beispiel von NaturGut Ophoven als erstem klimaneutralen Umweltinformationszentrum Deutschlands folgen kann, sind einzelne Maßnahmen doch mit überschaubarem Aufwand durchführbar. Das Kerngeschäft der Umweltbildung, die Bildungsangebote selbst in den Blick zu nehmen, ist eine weitere Möglichkeit, vor allem, da hier die Teilnehmenden besonders gut am Klimaschutz miteinbezogen werden können. Die ANU Hamburg plant gemeinsam mit den beteiligten UmweltpädagogInnen, ihr Bildungsprogramm auf Gut Karlshöhe langfristig komplett klimaneutral anzubieten.

Silvia Schubert und Lore Otto,
ANU Hamburg

www.anu-hamburg.de
www.klima-kollekte.de
www.naturgut-ophoven.de
www.gut-karlshoehe.de
www.moorfutures.de