Qualitätssicherung - Schweiz bewertet Umweltbildung

Qualitätssicherung und -entwicklung sind auch in der Schweizer Natur- und Um-weltbildung keine Fremdworte. Wel-che Chancen und Probleme damit verbunden sind, diskutierten Fachleute im Januar auf einer Tagung in Wädenswil bei Zürich.

Qualitätsentwicklung wird auch in der Umweltbildung immer wichtiger. Sie trägt dazu bei, dass Lernziele erreicht werden und Angebote langfristig marktfähig bleiben. Doch die vorhandenen Instrumente sind komplex und facettenreich, ebenso die Wege zu ihrer Umsetzung. Das zeigte die Tagung "Qualitätsentwicklung in der Natur- und Umweltbildung" in Wädenswil im Kanton Zürich, organisiert von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), der Stiftung Silviva für Umweltbil-dung und Wald und der Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB).

Rolf Jucker, Mitglied der Geschäftsleitung der SUB, begründete auf der Tagung den hohen Stellenwert von Qualitätssicherung (QS) und Qualitätsentwicklung (QE) in der Natur- und Umweltbildung mit der Notwendigkeit, einerseits den NutzerInnen von Umweltbildungsangeboten eine gewisse Sicherheit über deren Qualität zu vermitteln und andererseits die anbietenden Organisati-onen zu Verbesserungen anzuregen. Dabei sei ein Gespräch oft hilfreicher als eine große Fragebogenaktion. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die in Schulen eingesetzten Methoden oft nur wenig zur Verbesserung des Unterrichts beigetragen hätten, so Jucker.

Lieber Weiterbildung als externe Kontrolle

Was in der Natur- und Umweltbildung unter Qualität eigentlich zu verstehen ist, zeigte Bruno Scheidegger von der ZHAW auf. Besonders wichtig seien eine hohe Kundenzufriedenheit, die Wirtschaftlichkeit des Angebots, zielgruppenspezifische Bildungs-ziele sowie realistische Zielsetzungen, die regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Scheideggers Kollegin Sandra Wilhelm präsentierte die Ergebnisse einer im Auftrag der SUB erarbeiteten Studie über die Um-setzung von QS und QE in außerschulischen Lernorten in der Schweiz. Sie hatte mit Leitfadeninterviews VertreterInnen von 15 Bildungseinrichtungen befragt. Dabei fand sie heraus, dass mit zunehmender Größe der Organisation sich die Instrumente von informellen Befragungen (Feedback) über den Einsatz von Fragebögen hin zu eigentlichen QE-Prozessen bewegen. Wilhelm stellte einen Bedarf an Professionalisierung fest, der allerdings zu keiner wesentlichen Mehrbelastung führen dürfe. Als geeignete Maßnahmen zur Weiterentwicklung nannte sie Kriterienkataloge, Weiterbildung, partnerschaftlich getragene Netzwerke und Coaching. Nicht gewünscht hingegen sei eine externe Kontrolle. Auch gegenüber einer Zertifizierung herrsche große Skepsis.

Vorgestellt wurden auf der Tagung auch Praxisbeispiele außerschulischer Lernorte. Im Naturlehrgebiet Ettiswil im Kanton Lu-zern wird zum Beispiel großer Wert auf die individuelle Vorbereitung jeder einzelnen Exkursion gelegt. Die Reaktionen der Teil-nehmenden werden für die Nachbereitung dokumentiert. Gleiches tut auch die Rucksackschule im Kanton Zürich. Hier kann das Feedback der Teilnehmenden sogar zur Anpassung des Kurskonzeptes führen. In der Wildparkschule Langenberg bei Zürich finden regelmäßig Beratungen und Intervisionen statt, wobei die Erlebnisse einzelner Mitarbeiter als Fallbeispiele von der Gruppe besprochen werden.

Checkliste zur Qualitätsentwicklung

Barbara Sintzel von der Stiftung Silviva stellte ein im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) erarbeitetes Instrument zur Qualitätsentwicklung vor. Eine Checkliste nennt sechs Hauptbereiche: Institution, Entwicklung und Grobplanung, Feinplanung, Durchführung, Beurteilung, Reflexion, Weiterentwicklung. Die Liste umfasst 35 Teilbereiche, die Aussagen über die Qualität von Organisationen ermöglichen. Das Instrument eignet sich laut Sintzel zur Erstellung einer Ist-Analyse und hilft den Qualitätsent-wicklungsprozess zu strukturieren und zu planen. Die Liste soll aufgrund von Erfahrungen und Rückmeldungen weiterentwickelt werden.

Als Prozessbeobachter nahm Peter Lehmann von der Stiftung Sanu teil. Seine Thesen sorgten für lebhafte Diskussionen. Leh-mann zufolge findet bei vielen Schweizer Einrichtungen derzeit ein Prozess des Umdenkens statt: weg vom besserwisserischen Appell umweltbewusster zu leben, hin zum kundenorientierten Marketing.

Weitere Schritte

Der Schweizer Interessenverband für Erleben und Bildung in der Natur will Anfang März auf seiner Generalversammlung ein offenes Forum zum Thema Qualitätsentwicklung durchführen und dabei die Ergebnisse der Tagung nutzen. Für den Herbst ist eine weitere Tagung geplant. Parallel dazu will die Stiftung SUB mit VertreterInnen des staatlichen Bildungssystems sowie des Interessenverbandes qualitative Kriterien für außerschulische Angebote erarbeiten. Angebote, die diese Kriterien erfüllen, sollen dann in der Datenbank "Institutionen und Angebote" im Internet entsprechend gekennzeichnet werden. [Christoph Frommherz]

Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB), Zofingen, Tel. +41 (0)62 / 7468120,

E-Mail: zofingen@sub-fee.ch,

www.umweltbildung.ch

www.silviva.ch

www.sanu.ch

Die Stiftung SUB

Die Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB) wurde von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie Organisationen der Bildung und des Umweltschutzes gegründet, um die Umweltbildung in der Schweiz und in Liechtenstein zu fördern, auszubauen und in den vorhandenen Strukturen zu verankern. Darüber hinaus soll die Stiftung die Zu-sammenarbeit zwischen den Akteuren, mit dem Ausland und mit verwandten Gebieten verstärken, neue Ansät-ze entwickeln und den Zugang zu den Ressourcen erleichtern.

Auf ihrem Internetportal präsentiert die SUB eine Gesamtsicht der Akteure, Angebote und Informationen zur Umweltbildung in der Schweiz. Die Seiten enthalten auch Nachrichten, Informationen zur Aus- und Weiterbil-dung von LehrerInnen sowie eine umfangreiche Linksammlung auch zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

www.umweltbildung.ch