Umweltbildungsstudie in Bayern - Umweltstationen und Schulen für nachhaltige Entwicklung

Vor zahlreichen bayerischen Umweltstationen stehen Schulklassen Schlange, um ein paar Stunden lang eine andere Form von Unterricht zu Themen wie Wald, Wiese, Wasser oder Bildung für nachhaltige Entwicklung zu erleben. Doch weitergehende Kooperationen zwischen Schulen und ihren außerschulischen Partnern wie Umweltstationen, Eine-Welt-Gruppen oder Lokale Agenda 21-Gruppen sind noch Mangelware. Einzelne, oft vom bayerischen Umweltministerium geförderte Kooperationsprojekte sind seltene Highlights.

Das sind einige Kernaussagen einer Untersuchung der Ökologischen Akademie in Linden. Die Studie hat die Erfahrungen und Erwartungen von Schulen und ihrer außerschulischen Partner bezüglich ihrer Zusammenarbeit untersucht. Insgesamt wurden 71 FachberaterInnen und LehrerInnen für Umweltbildung aus unterschiedlichen Schulformen, 32 Umweltbildungseinrichtungen sowie 22 Agenda 21-Kommunen in Bayern befragt.

Der Trend geht in Richtung BNE

Umweltstationen kennen immerhin etwa 60 Prozent aller FachberaterInnen in Schulen. Doch der Wunsch nach einem Kooperationspartner geht bei vielen Schulen weit über die Umweltstationen hinaus. Dabei ist ihnen vor allem wichtig, dass die Angebote zum Lehrplan passen und möglichst nichts oder nur wenig kosten. Als Grund für die Zusammenarbeit nennt ein Fünftel der Schulen längerfristige Projekte. Ganz oben stehen dabei naturbezogene Themen wie Bachrenaturierungen, Energieprojekte oder Schulhofgestaltung. Auf der Wunschliste für zukünftige Vorhaben findet sich dagegen Bildung für nachhaltige Entwicklung mit fast einem Drittel der Nennungen auf Platz eins.

Aus Sicht der Umweltstationen verschieben sich die Gewichte noch deutlicher. BNE-Themen werden an erster Stelle bei der Kooperation mit Schulen genannt, erst dann folgen die klassischen naturkundlichen Themen. Insbesondere in längerfristigen Kooperationen werden Nachhaltigkeitsthemen vor gestalterischen Maßnahmen oder naturkundlichen Projekten bearbeitet.

Merkmale guter Praxis

Die Studie erfasst auch typische Merkmale für eine gelungene Zusammenarbeit von Umweltstationen und Schulen. Nach Einschätzung der befragten ExpertInnen sollten die Angebote zunächst auf den Lehrplan bezogen und zugleich als Baukastensystem gestaltet sein, woraus LehrerInnen auswählen können. Für Kooperationen mit dem Schwerpunkt BNE finden sich in allen Lehrplänen Ansätze, doch müssen Umweltstationen häufig erst noch den Nutzen der Kooperationen in Lehrerkonferenzen verdeutlichen. Dauerhafte und vom Engagement einzelner LehrerInnen unabhängige Formen der Zusammenarbeit können erzielt werden, wenn die Schulleitung einbezogen werden. Die gemeinsame Planung und Evaluation der Veranstaltungen trägt maßgeblich zur Sicherung einer kontinuierlichen Zusammenarbeit bei.

Neue Chancen für Umweltstationen

Die Sorge um die Ergebnisse der PISA-Studien haben die Öffnung von Schulen und die Aufnahme neuer Partnerschaften bewirkt. Ein Trend, den Umweltbildungseinrichtungen nach Meinung der befragten ExpertInnen nutzen sollten. Außerschulische UmweltpädagogInnen wissen aus ihrer Erfahrung am besten, welche Angebote für Schulen geeignet sind.

Vorbildhaft ist die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Umweltstationen in Hessen. Hier besprechen die VertreterInnen von Umweltstationen, Kultus-, Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sowie dem Amt für Lehrerbildung an einem "Runden Tisch Umweltbildung/BNE" gemeinsam die Zusammenarbeit. Ein Ergebnis ist die auf Schulen zugeschnittene Weiterbildung zur BNE, die von der ANU Hessen mit Förderung durch das Kultusministerium durchgeführt wird.

Blick über die Landesgrenzen

Das österreichische Ökolog-Programm könnte für die deutschen Bundesländer zum nachahmenswerten Vorbild werden, weil es weit über den Umfang des deutschen Programms Transfer 21 hinausgeht. Über 180 österreichische Schulen allen Typs sind inzwischen Teil des Ökolog-Netzwerks. 50 Schulen werden im Zuge eines "Mobilitätsmanagements" mit kostenlosen Informations- und Unterrichtsmaterialien versorgt und ein Jahr lang extern beraten. Gefördert wird das Projekt zu gleichen Teilen vom österreichischen Lebens- und Bildungsministerium.

Empfehlungen für Transfer 21-Schulen

Die bayerische Umweltbildungsstudie zeigt in ihren Empfehlungen auch auf, wie die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Umweltbildungseinrichtungen in Bayern verbessert werden kann. Neben der Förderung eines "kooperationsfreundlichen" Klimas in Schulen wäre eine zusätzliche Beratung und Betreuung von Transfer 21-Schulen durch qualifizierte UmweltpädagogInnen nach dem hessischen oder österreichischen Modell wünschenswert. Der Bericht führt acht Schritte auf, wie die Transfer 21-Schulen in Bayern durch Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen weiterentwickelt werden können.

[Thomas Ködelpeter, Jürgen Forkel-Schubert]

An der vom Bayerischen Umweltministerium geförderten Studie waren die Fachgruppe Schule und Nachhaltigkeit der ANU Bayern, die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen und das Bayerische Landesamt für Umwelt/KommA21 Bayern beteiligt. Download unter www.oeko-akademie.de. Kontakt: Ökologische Akademie e.V., Thomas Ködelpeter, E-Mail oekologische-akademie@gmx.de

www.oekolog.at