Fußball-WM 2006. Fair Play - mehr als nur ein Spiel

Die Fußball-WM bietet auch Akteuren im Bereich der Umwelt- und Eine-Welt-Bildung hervorragende Möglichkeiten, die Begeisterung für diesen Volkssport als Anlass für spannende Projekte mit Kindern und Jugendlichen zu nutzen.

Aus der Welt des Fußballs lassen sich problemlos wichtige Themen zur nachhaltigen Entwicklung ableiten, etwa Integration, Fairness, Konsum und fairer Handel. Denn auch wenn es beim Fußballspiel oft ruppig zugeht: Unsportliches und regelwidriges Verhalten werden bestraft! Zugleich ist Fußball aber auch "big business", die Fans werden durch aufwändige Werbekampagnen dazu angeregt, möglichst viele Fanartikel oder Merchandising- Produkte zu kaufen. Doch welcher Fan denkt daran, dass der angebotene Fußball von Kinderhänden in ausbeuterischer Weise produziert wurde? Ein "sozialer" Regelverstoß, für den es beim Spiel die Rote Karte geben würde. Im "echten Leben" wird dieser Verstoß dagegen kaum geahndet, weil die Umstände vielen Menschen nicht bekannt sind. Nachhaltigkeits-Initiativen greifen dieses Problem erfolgreich auf. Gelungene Beispiele sind das Projekt "Ein Spiel unter Freunden" in Münchens Stadtteil Hachinger Tal oder das Schulklassenprogramm "Fair Play" von Ökoprojekt - MobilSpiel e.V.

Kleine WM im Hachinger Tal

Die Fußballer des 1. FC Unterhaching spielen in der zweiten Bundesliga und haben es sogar schon mal in die erste geschafft. Dennoch dürfen sie nicht an der "Fußball-WM im Hachinger Tal" teilnehmen, denn hier sind nur die kleinen Fußballer gefragt: Kinder und Jugendliche, Deutsche und MigrantInnen, Mädchen und Jungen im Alter von zehn bis 17 Jahren. "Ein Spiel unter Freunden" heißt die Initiative, die im Arbeitskreis "Runder Tisch gegen Gewalt" der Lokalen Agenda 21 von Unterhaching ihren Anfang machte.Dort suchte man nach Wegen, die ausländischen BürgerInnen zu integrieren und damit Spannungen in der Gemeinde entgegenzuwirken. So geriet der Ball ins Rollen. Aus der Idee entstand der Plan, eine Fußball-WM auszutragen.Genau wie bei der großen Fußball-WM gibt es 32 Mannschaften. Jede Mannschaft stellt ein Länderteam der WM 2006 dar und kann sich über Vorrunden für das Finale qualifizieren. Auf dem Platz sollen "die Spieler ihr Spiel selbst regeln", meint Agenda-Sprecher von Taufkirchen und Mitorganisator Dr. Ulrich Pabst. Ein älterer Schüler schreitet im Spiel nur bei Streitigkeiten ein. Und natürlich wird mit fair gehandelten Bällen gespielt. Die SpielerInnen können jedoch nicht nur durch Tore punkten: In den Halbzeiten lösen die Teams Quizfragen über die Kultur des Landes der gegnerischen Mannschaft. Somit haben auch schwächere Mannschaften die Möglichkeit, durch kluge Köpfe in die Endrunde zu kommen. Das Projekt ist inzwischen zu einer Gemeinschaftsaktion geworden, an der viele Akteure des gesamten Hachinger Tals teilnehmen. Das große Finale wird am Samstag, den 2. Juni, auf den Fußballplätzen des SV-DJK Taufkirchen ausgetragen. Dazu gibt es eine besondere Überraschung: An diesem Tag bestreitet die echte Nationalmannschaft aus Paraguay ein Trainingsspiel gegen eine Bayern- Auswahl im Unterhachinger Sportstadion. Und hierzu sind alle kleinen FußballerInnen eingeladen. Danach gibt es ein großes Fest mit Siegerehrung für die kleinen Weltmeister.

Fair Play als Workshops

Im Rahmen des Fußball-Ereignisses im Hachinger Tal haben die achten Klassen der Walter-Klingenbeck-Realschule am Schulklassenprogramm "Fair Play - Kinderarbeit und Konsum" des Vereins Ökoprojekt - MobilSpiel teilgenommen. Marion Loewenfeld und Christine Wölfl organisierten zunächst einen vorbereitenden Workshop für die LehrerInnen der teilnehmenden Klassen und für die SeniorInnen des Taufkirchner Agenda-Kreises. "Das Spannende daran war, dass hier mehrere Generationen aufeinander trafen und ihre Erfahrungen austauschten", berichtet Christine Wölfl. Ein gelungenes Beispiel für eine Lernpartnerschaft! Im Projekt selbst lernten die SchülerInnen durch ein WMQuiz die wichtigsten Fakten zu Fußballproduktion und Kinderarbeit kennen und diskutierten über Ursachen und Auswege. Je nach Begabung und Interesse konnten sie dann in einer Theaterwerkstatt ein Theaterstück erarbeiten, als Werbeagentur eine Werbekampagne entwerfen oder als Pressestudio eine eigene Zeitung produzieren.

Handlungsalternativen kennen lernen

"Projektziel ist, dass die SchülerInnen die Probleme der Kinderarbeit kennen lernen, die globale Dimension ihres Konsumverhaltens am konkreten Beispiel Fußball erfahren und für ihren Alltag Handlungsalternativen erarbeiten", so Christine Wölfl. Zugleich lernen die Kinder,Medien kritisch zu reflektieren und einen komplexen Sachverhalt von unterschiedlichen Seiten zu betrachten. Sie sehen, wie ökologische, ökonomische und soziale Faktoren zusammenspielen und suchen nach zukunftsfähigen (Aus-)Wegen - und sie entwickeln Gestaltungskompetenz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Mai und Juni bieten die MitarbeiterInnen des Ökoprojekts das Schulklassenprogramm "Fair Play" als Fortbildung für Münchner Schulen an.Wer Interesse hat, daran teilzunehmen, findet alle Hinweise auf der Website www.praxis-umweltbildung. de.

[Mareike Haupt]

Weitere Informationen: Ökoprojekt - Mobilspiel e.V.,

Fon +49/89/7 69 60 25,

E-Mail oekoprojekt@mobilspiel.de,

www.mobilspiel.de/oekoprojekt