Freiwilliges Ökologisches Jahr - Wohin geht die Reise?

Seit über 15 Jahren ist das Interesse junger Menschen am Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) ungebrochen groß. Die Zahl der angebotenen Plätze stieg im laufenden Jahr auf etwa 1.800 Plätze bei nahezu 50 verschiedenen Trägern. Was macht das FÖJ für viele Jugendliche interessant? Wo gibt es Nachbesserungsbedarf?

Nach einer Modellphase in den Bundesländern Niedersachsen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein sowie allen neuen Bundesländern wurde 1993 erstmals ein gesetzlicher Rahmen für das Freiwillige Ökologische Jahr geschaffen, analog dem des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). Etwa 80-90 Prozent der Teilnehmenden an FÖJ und FSJ sind Frauen.

Dienst im Ausland

Am 1. Juni 2002 trat eine Novellierung beider Gesetze in Kraft. Erstmals konnte daraufhin ein FÖJ weltweit geleistet werden. Der Träger muss allerdings seinen Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben. Dieses Zugenständnis ist der kleine Rest eines ursprünglich im Koalitionsvertrag der vorigen Bundesregierung vereinbarten "Internationalen Freiwilligendienstgesetzes". Kleiner Rest deshalb, weil die gleichgewichtige Aufnahme und Entsendung von Freiwilligen aus und in das Ausland ebensowenig gesichert ist wie das Einhalten der Rahmenbedingungen. FÖJ-lerInnen aus Deutschland müssen zum Beispiel die volle Sozialversicherung abführen. Mit der Folge, dass beispielsweise ein ausländischer Naturschutzverein ein "Arbeitgeberbruttogehalt" in Höhe von 700 Euro im Monat für einen deutschen FÖJ-ler aubringen muss. Zu diesen Konditionen als Deutscher eine Einsatzstelle im Ausland zu finden ist verständlicherweise gleich Null.

Längerer Dienst

Seit der Novellierung kann das FÖJ über 18 Monate geleistet werden. Damit ist ein sechs Monate längerer Einsatz als bisher möglich. Diese im Prinzip sinnvolle Regelung wird nur kaum genutzt, denn von Bundes- oder Landesseite gibt es über zwölf Monate hinaus kein Geld für den freiwilligen Dienst. Bei Auslandseinsätzen, wo eine längere Dauer vor allem sinnvoll wäre, gibt es die 18-Monats-Regelung generell nicht. Die den zwölf Monaten vorangestellte Vorbereitungszeit verkürzt den Einsatz sogar noch gegenüber früher.

Zivildienst als FÖJ

Erstmals wird seit 1. August 2002 in der deutschen Geschichte die Möglichkeit geschaffen, statt zehn Monaten Pflichtdienst zwölf Monate Freiwilligendienst in der Form eines FÖJ oder FSJ zu leisten. Dies wurde durch die Änderung des Zivildienstgesetzes und der Neueinfügung des §14c möglich. Es ist bemerkenswert, wieviele junge Männer diesen Freiwilligendienst nachfragen, obwohl er schlechter als der Zivildienst vergütet wird. Hier treten jedoch gleich mehrere Probleme auf. Der 14c-Freiwilligendienst gilt nur für Männer, er wird jedoch durch den Bund analog zum Zivildienst und deshalb höher bezuschusst. Aus diesem Grund ergibt sich eine Konkurrenz zwischen Männern und Frauen zulasten der bisher erfreulich hohen Frauenquote im FÖJ. Dem soll dadurch entgegengewirkt werden, dass Männer, die ihren Zivildienst als FÖJ ableisten wollen, nur auf neu geschaffenen Plätzen eingestellt werden dürfen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Entwicklung sich auswirkt.
Bis heute entschieden sich kaum 50 Einsatzstellen mit ihren Trägern 14c-Stellen einzurichten. Dem gegenüber steht nach Schätzungen eine mindestens 10fach höhere Nachfrage. Auf der anderen Seite halten sich die Bundesländer mit der Kofinanzierung für §14c-Bewerber völlig heraus und zwar mit gutem Grund. Letztlich ist der Freiwilligendienst über 14c immer Zivildienst und damit Leistungsgesetz, bei dem der Bund zahlen muss.

Immer jünger möglich

Bereits nach der Vollzeitschulpflicht, das heißt mit 15 Jahren, kann jetzt mit einem FÖJ begonnen werden. Hier ist eine besondere Fürsorgepflicht bei den Trägern zu erwarten. Durch die Verschiebung in der Geschlechter- und Altersstruktur kommen auf Einsatzstellen und Träger Neuerungen zu, die auch die Arbeit in den Einsatzstellen und während der 25 Seminartage entscheidend beeinflussen. Viele Jugendliche wünschen sich eine Einsatzstelle im Ausland. Bei einem derzeitigen Angebot von etwa zehn Plätzen außerhalb Deutschlands wird dies jedoch weiterhin meistens ein Traum bleiben.
Was bleibt ist ein Aufruf an alle, sich weiterhin für neue Einsatzstellen im In- und Ausland einzusetzen. Ein am 31. Mai 2001 neu gegründeter Bundesarbeitskreis der FÖJ-Träger (BAK-FÖJ) will für eine verbesserte Förderung kämpfen und sich dafür einsetzen, dass mindestens die erreichte Qualität der Arbeit in Einsatzstellen und Seminaren erhalten bleibt.

<i>Hinrich Goos, Sprecher BAK-FÖJ</i>

Kontakt: E-Mail oekojahrt-onlinede
Weitere Informationen: www.foej.de, www.foej.net