Erfolgskontrolle - Was sind förderungswürdige Projekte?

Nicht nur über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten - auch darüber, wer der Beste, Schönste und Förderungswürdigste in der Umweltbildung in Deutschland sei, gehen die Meinungen weit auseinander. Die Stiftung für Bildung und Behindertenförderung GmbH in Stuttgart wollte es jedoch genauer wissen und begab sich auf die Suche nach geeigneten Kriterien für ihr mögliches, zukünftiges Fördergebiet.

Die Stiftung lud zunächst namhafte Experten zu einem Workshop ein. Diese konkretisierten "Umweltbildung" als eine umfassende "Bildung für nachhaltige Entwicklung", die weg von Moralisierung und Zeigefingerpädagogik positiv erfahrbare Erlebnisse, Handlungswissen und Bürgernähe vermitteln, eine Verbindung zwischen Umweltwissen und Umweltengagement schaffen und unterschiedliche Strategien je nach Zielgruppe verfolgen sollte. Außerdem schlugen sie vor, Umweltbildungseinrichtungen nach "best-practice"-Beispielen zu befragen und daraus die Kriterienliste für zu fördernde Projekte abzuleiten. Beauftragt wurde mit der Expertise die Firma Bosch & Partner GmbH.

Telefoninterviews

Bei einer Anzahl von vermutlich über 1000 Umweltbildungseinrichtungen in Deutschland wurde von einer repräsentativen Befragung abgesehen. Stattdessen wurden in einer ersten Phase der Befragung insgesamt 24 Einrichtungen befragt, die von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Deutschland e.V. (ANU) als besonders innovative Stellen genannt wurden und die auch am Projekt "Evaluation der außerschulischen Umweltbildung in Deutschland" unter Professor Gerhard de Haan (FU Berlin) teilgenommen hatten. Die ausgewählten Einrichtungen erhielten einen Fragebogen zugesandt, mit der Bitte, ein bis zwei besonders erfolgreiche Projekte zu nennen. Der Fragebogen diente zur strukturellen Vorbereitung für ein Telefoninterview, das zwar aufwändig war, aber half, Missverständnisse zu vermeiden. Am Ende stellten 19 Einrichtungen insgesamt 26 Projekte vor, die ausgewertet wurden.

Gründe für den Erfolg

Die Ergebnisse der Umfrage decken sich weitgehend mit den Aussagen aus dem Expertenworkshop. Die häufigsten Gründe, dass Umweltbildungsprojekte ihr Ziel verfehlen sind unter anderem mangelnde Zielgruppenorientierung, Katastrophenpädagogik statt "Lust auf Zukunft", vom "richtigen Leben" abgerückte Umweltbildung und fehlende Langfristigkeit der Projekte. Auf die Frage, worin denn nun eigentlich der Erfolg der als "erfolgreich" gemeldeten Projekte bestand, antworteten viele wegen meist fehlender Evaluationsinstrumente nur zögerlich. Genannt wurden beispielsweise der Erfolg im lokalen Agenda-Prozess, bleibendes Interesse am Angebot über mehrere Jahre hinweg, große Nachfrage und großes öffentliches Interesse, Reflektion es Alltagshandelns von TeilnehmerInnen, neue Kontakte und Kooperationen, Professionalität und gutes Marketing.

Kriterien für die Förderung

Bereits die Tatsache, dass Umweltbildung zwar immer wichtiger, aber zugleich auch immer stärker zur Arbeit gegen die öffentliche Meinung wird, sollte die Stiftung in ihrem Vorhaben, sich künftig mehr für die Umweltbildung einzusetzen, eigentlich nur bestärken. Obwohl die große Bandbreite im Bereich der Umweltbildung im Rahmen dieser ersten Projektphase nicht abgedeckt wurde, weil Schulen zum Beispiel nicht befragt wurden, konnten erste Kriterien für die Fördertätigkeit und die Evaluation von Projekten formuliert werden. Hier eine Auswahl:

Eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung erfordert zusätzliches "Know-how"; der Weiterbildung von UmweltpädagogInnen muss damit ein hoher Stellenwert eingeräumt werden (Beispielhaftes Projekt: "Weiterbildung Umweltpädagogik" / Ökoprojekt MobilSpiel München). Um den Bekanntheitsgrad einer "Nachhaltigen Entwicklung" zu erhöhen, sollten mehr partizipative Projekte gefördert werden (Beispiel: "Agenda 21 Bürgerforum" / VHS München). Allerdings wurden für die wichtigen Themenfelder "Luftreinhaltung", "Verkehr / Mobilität" und "Konsum/Ernährung/Lebensstil" noch keine Projekte genannt. Die Projekte sollten auch durch öffentliche Auftakt- und Abschlussveranstaltungen begleitet werden (Beispiel: "Der aktive Schulgarten" / DGG) und am Puls der Zeit sein (Beispiel: "Solargarten Karlshöhe" / Hamburger Umweltzentrum). Gleichzeit muss aber auch die "klassische Umweltbildung" weiterhin eine Förderung erfahren (Beispiel: "Sehnsucht Wildnis" / Bund Naturschutz Bayern). Schon in die Projektplanung müssen Informationen über die Zielgruppe einfließen und die Ergebnisse der Milieuforschung berücksichtigt werden (Beispiel: Befragung vor Besuch / Schulbiologiezentrum Hannover). Viele "erfolgreiche" Projekte zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie eine Übertragbarkeit von Gelerntem in den Alltag ermöglichen (Beispiele: Obstwiesenprojekte / Weilbacher Kiesgrube und Naturschutzstation Malchow). Projekte sollten auch gewährleisten, dass sich die Teilnehmenden über einen längeren Zeitraum mit dem Thema beschäftigen und dabei wichtige Schlüsselkompetenzen erwerben (Beispiel: "Uns gehört die Zukunft" / Ökoprojekt MobilSpiel München). Auch die Fortführung von bereits geförderten Projekten und ihre Absicherung zum Beispiel bei Wegfall von ABM-Stellen, könnten Förderkriterien sein. Nicht zuletzt muss großer Wert auf Methodenvielfalt, Ganzheitlichkeit und ein breites Repertoire an Naturerfahrungen gelegt werden, da der Dreiklang "Umweltwissen schafft Umweltbewusstsein schafft Umwelthandeln" offensichtlich als überholt anzusehen ist. (jfs)

Der vollständige Bericht "Befragung von Umweltbildungseinrichtungen nach "best-Practice"-Projekten" kann unter www.stiftung-sbb.de/okumente/best-practice.pdf komplett aus dem Internet heruntergeladen werden.

Kontakt: Stiftung für Bildung und Behindertenförderung GmbH, Heidehofstr. 33, D-70184 Stuttgart, Fon ++49/(0)711/48064-40, Fax -45, E-Mail kontaktstiftung-sbbde