Nord-Süd-Arbeit - Fairhandeln lernen

Die Bereiche Umwelt und Entwicklung zu vereinen und als Gradmesser für eine globale soziale Gerechtigkeit zu nehmen, ist das Ziel der Agenda 21. Allerdings liegt diese Vorstellung nicht im Trend der weltweiten, neoliberalistisch orientierten Konzerne, die hauptsächlich dem Profitgedanken folgen. Aber auch bei den Mainstream-PädagogInnen ist das Interesse für einen nachhaltigen Handel noch nicht geweckt.

"Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte...Wir erleben eine zunehmende Ungleichheit zwischen Völkern, ...immer größere Armut, immer mehr Hunger, Krankheit und Analphabetentum sowie eine fortschreitende Schädigung der Ökosysteme ... Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, ...die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, ...eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte ...Zukunft zu erreichen...: In einer globalen Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist. (Präambel zur Agenda 21, 1992)

An Beispielen mangelt es nicht

In der globalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es durchaus soziale, gerechte und faire Vorbilder. Unter der Bezeichnung "Fair Trade" existieren Zusammenschlüsse von ProduzentInnen, HändlerInnen und Aktionsgruppen, die sich folgende Ziele gesetzt haben: Soziale und umweltverträgliche Produktionsweisen, Transparenz der Ziele, Finanzen und Organisationsstrukturen, Mitbestimmung aller MitarbeiterInnen, Non-Profit statt Gewinnmaximierung, langfristige Zusammenarbeit zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen sowie umfangreiche Informationsund Bildungsarbeit. Bekannte Organisationen sind die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbh (Gepa) mit immerhin 56 Millionen Mark Umsatz (1998) und fast 90 MitarbeiterInnen oder der Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt (Trans-Fair). Die Produkte mit dem TransFair-Siegel - insbesondere Kaffee, Kakao und Bananen - erzielten 1998 einen Umsatz von 125 Millionen Mark.

Was ist fair?

Eine ausgezeichnete Broschüre mit einer Übersicht der wichtigsten Produkte, Firmen und Organisationen hat der Verein zur Förderung von Gerechtigkeit im Welthandel (Fair Trade e.V.) herausgegeben: "Im Zeichen der Nachhaltigkeit - Verknüpfung von Öko- & Fair Trade-Initiativen". Diese Broschüre erläutert nicht nur die Abgrenzung zu ähnlichen Standards wie denen des alternativen Handels und ökologischen Landbaus. Sie beleuchtet auch die Nachhaltigkeit verschiedener Produkte und Lebensbereiche (Essen, Waschen, Kleidung, Wohnen, Spielen, Reisen, Energie und Geldanlage) und führt Beispiele zur Einkaufspolitik kommerzieller Unternehmen auf, wie zum Beispiel des Otto-Versands. Besonders spannend sind die aufgezeigten Kampagnen wie die Blumenkampagne von Food First Information and Action Network (FIAN), die Soja-Kampagne des AK Agrarkoordination des Bundeskongresses entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO) oder die Kampagne gegen die Landminen von Medico International. Sie sollen anregen, sich zu beteiligen, neue Netze zu knüpfen und Politik und Lobbyarbeit nicht der Wirtschaft und den PolitikerInnen zu überlassen.

Umweltpädagogik soll mitmischen

Hier können UmweltpädagogInnen ansetzen. Sie müssen keine EntwicklunghelferInnen werden, aber die Schnittstelle zwischen der globalen Ökonomie, Ökologie und Entwicklungszusammenarbeit sehen und in ihre Arbeit einbauen. Das heißt, sie sollten sich als Einzelperson, Nichtregierungsorganisation, Jugendgrupppe oder Frauenverein in den Diskurs über die Zukunft unserer globalen Zivilgesellschaft einbringen. Themen wie Arbeitsschutzgesetze, Beteiligungsmöglichkeiten, Vertretungsrechte, Versammlungs- und Meinungsfreiheiten sollten zur Diskussion stehen und zum Handeln anregen. Erst der Blick zu den Kindersklaven in Indien oder den entrechteten Ingenas Lateinamerikas gibt den Blick frei auf die Notwendigkeit einer globalen Bürgerrechtsbewegung. Für die pädagogische Arbeit bieten sich hier vielfältige Aktionsmöglichkeiten, die vom Sammeln von Produktinformationen bis hin zum Dialog mit den Unternehmen reichen. Hier könnte ein Lernen fürs Leben mit weitreichenden Folgen für den Alltag stattfinden. (jfs)

"Im Zeichen der Nachhaltigkeit", November 1999, Fair Trade e.V. (Hrsg.), GewerbeparkWagner, Bruch 4, D-42275 Wuppertal, Fon ++49/(0)202/6489-221, Fax -235, E-Mail infofairtradede, www.fairtrade.de

"Fairer Handel", Medieninformation Nr. 30, Nordelbisches Zentrum für Weltmission und Kirchlichen Weltdienst, Agathe-Lasch-Weg 16, D-22605 Hamburg, Fon ++49/(0)40/88181-0, Fax -20, Broschüre mit einer Zusammenstellung der wichtigsten Filme und Medien für die Schule, Erwachsenenbildung und Gruppenarbeit