"TAT-Orte": Beispiele ungewöhnlicher, aber zukunftsfähiger Umweltzentren

Wer sagt denn, daß Umweltzentren immer so aussehen müssen, wie ein Schulbiologiezentrum oder ein Naturinformationszentrum? Daß es auch ganz andere "Umweltzentren" gibt, zeigt der jährlich stattfindende Wettbewerb der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): "TAT-Orte. Gemeinden im ökologischen Wettbewerb", an dem sich Verwaltungen und Initiativen (also auch Umweltzentren jeder Art) aus Gemeinden der neuen Bundesländer (bis 10.000 Einwohner) beteiligen können. Der Wettbewerb zeichnet innovative Ideen und persönliches Engagement von Gemeinden aus, die durch Eigeninitiative, Phantasie und Tatkraft beispielhafte Umweltideen in die Tat umsetzten und so zur Verbesserung der Lebensqualität in der Region beitragen.

Ziel ist es, durch positive Beispiele Mut zu machen und zugleich zu dokumentieren, daß bei konsequenter Berücksichtigung von Umweltbelangen auch ökonomische und soziale Vorteile erzielt werden können. Am 6.September 1998 wurden im Rahmen einer Festveranstaltung in Dessau die fünf Preisträger von Generalsekretär Fritz Brickwedde (DBU) und Prof. Dr. H. Mäding (Deutsches Institut für Urbanistik) ausgezeichnet. Durch eine reich bebilderte Buchdokumentation und einem Videofilm werden die Wettbewerbsteilnehmer jährlich einem breiten Publikum bekannt gemacht. Im Jahre 2000 sollen aus allen Preisträgern der vergangenen fünf Jahre dann die besten "TAT-Orte" ermittelt werden. Die im folgenden vorgestellten Jahressieger 1998 können als Anregung und zur konstruktiven Eigenkritik für Umweltzentren in West und Ost dienen: Ausgezeichnet wurde die Gemeinde Retzow (381 Einwohner, Kreis Parchim, Mecklenburg-Vorpommern), die aus ABMProjekten mehrere eigenständige Unternehmen ausgegründet hat und dauerhafte Arbeitsplätze einrichten konnte. Der "Verein für Angemessene Lebensverhältnisse" (FAL) ist Träger verschiedener Projekte in den Bereichen Naturschutz, Landschaftspflege, Tourismus und Umweltbildung. Das reetgedeckte Zentrum "Ülepüle" in Retzow z.B. beherbergt eine Textilwerkstatt mit Laden und ist zugleich dörfliche Begegnungsstätte. Ein "Internationales Zentrum für Innovation, Qualifizierung und Gewerbeförderung e.V." hat die Gemeinde Hedersleben (1863 EW, Sachsen- Anhalt) im ehemaligen Kloster St. Gertrudis eingerichtet.

Nach dem (baubiologischen und umweltfreundlichen) Wiederaufbau der riesigen Anlage soll eine Wiederbelebung über die Durchführung von Bildungsmaßnahmen (Umwelttechnik, Ökolandbau usw.) erfolgen. Ein "ÖW-Ökozentrum Werratal/Thüringen GmbH" entstand in Vachdorf (Landkreis Schmalkalden, Thüringen). Die rund 50 MitarbeiterInnen des Ökozentrums erzeugen und verarbeiten hochwertige Bioprodukte, z.B. Käse, die nach den Richtlinien des Gäa-Anbauverbandes auf einer Fläche von ca. 1800 ha ökologisch hergestellt werden. Naturschutzmaßnahmen, wie z.B. die Wiederherstellung und Neuanlage von Feldhecken und Streuobstwiesen, werden ebenso berücksichtigt wie die Verbindung von Produktion, Vermarktung und Tourismus, z.B. durch ein regelmäßig stattfindendes Ökofest. Die Stadt Ostritz-St.Marienthal (Sachsen) liegt im ehemaligen Braunkohleabbaugebiet ("Schwarzes Dreieck" Deutschland-Polen-Tschechien) und hat sich nach der Wende zur "Energieökologischen Modellstadt" mit einer autarken Energieversorgung durch regenerative Energien (Biomasse-Heizkraftwerk, Solartechnik, Windpark, Wasserkraft) gemausert. Hier bietet das "Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal" länderübergreifende Umweltbildung an. Fünftes ausgezeichnetes Zentrum ist die "Bioland Ranch Zempow" in der 135 Einwohner starken Gemeinde Zampow (Landkreis Ostprignitz- Ruppin, Brandenburg), die auf 850 ha ertragsschwacher Böden neben extensiver Bioland-Rinderhaltung eine Vielzahl touristischer Angebote, wie Reitkurse oder Wanderungen, aber auch Umweltbildung und regionalen Erfahrungsaustausch über Umwelttechnik betreibt.

Weitere Infos: DBU, Pf. 1705, 49007 Osnabrück, Tel: 0541/96330 oder DIFU, Cornelia Rösler, Tel: 030/39001.244, http://www.difu.de/tatorte