BLK-Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung"

Wenig bemerkt von der Öffentlichkeit verabschiedete die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) am 8. Juni 1998 nach Einholen der Stellungnahmen der Umweltministerkonferenz einen 70-seitigen Orientierungsrahmen "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" ("BfnE") und leitete ihn den Regierungschefs von Bund und Ländern zu. Die Chefs der Staatsund Senatskanzleien sowie der (neue) Chef des Bundeskanzleramtes nahmen den Orientierungsrahmen im September bzw. Oktober 1998 "zur Kenntnis". Punkt. Bleibt abzuwarten, was damit geschieht. Zur Erinnerung sei hier bemerkt, daß der letzte Beschluß der KMK zur Umweltbildung ("Umweltbildung als fächerübergreifendes Prinzip", 1980) in einigen Bundesländern erst nach über 10 Jahren im Amtsblatt im Originaltext abgedruckt wurde und so die Lehrerschaft offiziell erreichte. In den "Empfehlungen zur Umsetzung" des nun vorgelegten Orientierungsrahmens heißt es im schönen Amtsdeutsch: "Bund und Länder werden daher im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel bis zum Jahres 2003 folgende Maßnahmen ergreifen". Im Klartext: Wer nicht will, muß nicht! Als Maßnahmen werden genannt (hier gekürzt): Einrichtung eines Netzwerkes bestehender Clearingstellen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in den Bildungseinrichtungen, Einrichtung von Modellregionen unter Beteiligung der Bildung, Konzeption und Durchführung eines Innovationsprogramms der BLK, Veröffentlichung der Ergebnisse, auch über die elektronischen Medien, Durchführung von nationalen Kongressen in den Jahren 2000 und 2003 sowie ein Bericht der BLK an die Regierungschefs im Jahre 2001. Die BLK plant, noch 1999 ein Programm "BfnE" zu starten und wird voraussichtlich hierfür 25 Mio DM (verteilt auf 5 Jahre) für "Einzelvorhaben" (das sind die totgeglaubten Modellversuche) zur Verfügung stellen. Im Unterschied zu früheren Modellversuchen, soll nun von vornherein großer Wert auf eine gleichzeitige Übertragung der Ergebnisse gelegt werden. Die Grundfrage für Bund, Länder und Kommunen wird im Vorwort des Orientierungsrahmens formuliert: "Wie lassen sich Bildungseinrichtungen ermutigen und in den Stand setzen, sich selbständig und innovativ zu entwickeln und ihren Beitrag zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in Verantwortung für die kommenden Generationen zu leisten?" Dabei wendet sich das Papier ausdrücklich nicht nur an die Bildungspolitik und -verwaltung, sondern auch an alle mit "BfnE" befaßten Bildungsinstitutionen. Inhaltlich gibt der Orientierungsrahmen einen nur teilweise zutreffenden "Stand der Umweltbildung" über Schule und Hochschule hinaus wieder. In einigen Bereichen, wie z.B. Kindertagesstätten oder der allgemeinen Weiterbildung (hierzu gehören die Umweltzentren) liegen "keine Informationen" oder nur eine "unbefriedigende Datenlage" vor. In der beruflichen Bildung wird der Stand der Umsetzung des Leitbildes völlig überschätzt. Dennoch kann die Lektüre des Materials nur empfohlen werden. Es enthält viele Aussagen zum gesamten Bildungsgeschehen in der Republik und versucht Zusammenhänge aufzuzeichnen. Die KMK sieht den Stand der Umweltbildung insgesamt als "nicht befriedigend" an und erachtet das Leitbild "Nachhaltige Entwicklung" als wichtigen Anstoß für eine vorsorgende Umweltpolitik. Neben der Darstellung der Grundlagen (z.B. Umweltbildungs- und Umweltbewußtseinsforschung, Serviceeinrichtungen, Wettbewerben, Medien) formuliert der Orientierungsrahmen didaktische Prinzipien und Schlüsselqualifikationen einer "BfnE" (z.B. System- und Problemorientierung oder Selbstorganisation) und beschreibt ausführlich die Aufgaben, die sich in den einzelnen Bildungsbereichen zur Umsetzung des Leitbildes "BfnE" stellen. In der allgemeinen Weiterbildung postuliert die BLK eine zunehmende Spezialisierung der einzelnen Einrichtungen und fordert deshalb verstärkte Zusammenarbeit untereinander. Zugleich müßten die Lernangebote dezentral z.B. am Arbeitsplatz der Erzieherinnen stattfinden. Qualifizierungsmaßnahmen zu Moderationsmethoden, Organisationsentwicklung, den neuen Medien, globaler oder geschlechtsspezifischer Aspekte usw. sowie die Darstellung von "best practice"-Beispielen sollen zu "lernenden Organisationen" führen. Als Unterstützungsstrukturen werden u.a. ANU, DGU, GbU, DIE usw. genannt, bei den Netzwerken reichte es allerdings nur zu GREEN und GLOBE, das ANU Netzwerk fehlte, ebenso ökopädNEWS bei den Publikationen - und das obwohl alle zuständigen ReferatsleiterInnen in Umwelt- und Kultusministerien über ein kostenloses VIP-Abo verfügen. Es muß deshalb eine Aufgabe aller Umweltbildungsverbände und UmweltpädagogInnen sein, diese "Arbeitsebene" in den Länderministerien anzusprechen und sie zu einer (finanziellen) Beteiligung am BLK-Programm zu bewegen.

Kostenloser Bezug: BLK, Friedrich-Ebert-Allee 39, 53113 Bonn, Tel: 0228/5402.0, Fax: .150, e-mail: blkblk.bn.shuttlede