Globales Lernen - Zugvögel verbinden Kontinente

Das Phänomen Vogelzug fasziniert die Menschheit seit ihren Anfängen. Mit den Zugvögeln verbinden viele Menschen in Mitteleuropa seit jeher Ferne, Süden und Reiselust - und Afrika. In der Umweltbildung wurde das Thema bislang noch kaum aufgegriffen.Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) führt nun ein vom Bayerischen Umweltministerium gefördertes Projekt durch. Darin dient der Vogelzug als Modell für die Verbindung von Umweltbildung und Globalem Lernen für Schulklassen, Kindergärten und Kindergruppen darstellen: "Zugvögel verbinden Kontinente".

Schuhkartonaktion für Afrika

Am Projekt des LBV nahmen verschiedene Gruppen teil, darunter auch die Grundschule Treuchtlingen. Zu einem Waisenhaus in Tinderet in Kenia besteht bereits seit mehreren Jahren ein lockerer Brief- und E-Mail-Kontakt. Im Jahre 2002 stellte die Schule Afrika in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Eltern und Schüler füllten 200 Schuhkartons mit Weihnachtsgeschenken für die Waisenkinder in Afrika. Diese schickten einen selbstgebastelten Fußball aus Plastiktüten und andere einfachen Spielsachen zurück. Die Treuchtlinger Schüler zeichneten Plakate zu Pflanzen, Tieren und dem Lebensalltag in Afrika oder bastelten ein afrikanisches Dorf aus Lehm und Vasen mit afrikanischen Mustern.

Faszination Vogelzug

Das "Zugvogelprojekt" des LBV führte die Partnerschaft auf einer anderen Ebene fort. Zunächst beobachtete die dritte Klasse der Schule unter sachkundiger Leitung des LBV mit dem Fernglas die Vogelwelt des Altmühlsees. Die Kinder fertigten Zeichnungen der gesehenen Zugvögel und schickten sie im Herbst ihren Freunden nach Tinderet. Dabei baten sie darum, dass die Tindereter Ausschau nach Zugvögeln - insbesondere nach Störchen - halten sollten und davon Zeichnungen zurück zu schicken. Passend zum Frühjahr kamen dann per Post viele Zugvögelbilder aus Afrika. Weiterführende Fragen kamen den Kindern beim Besuch der Ausstellung "Lebensraum Altmühlsee - Faszination Vogelzug" in der LBV-Umweltstation in den Sinn: Wie orientieren sich Vögel auf der langen Reise? Woher kennen sie die Rastplätze? Wie heißt das Land, in dem sie überwintern? Welche Bedeutung haben Zugvögel für Menschen in Afrika? Dazu wurden Bücher über Afrika gewälzt. Richtig Lust auf das Leben in Afrika bekamen die Kinder durch Spiele und kleine Aktionen: Zum Beispiel Wassertragen, Bau von Musikinstrumenten, Zubereitung afrikanischer Mahlzeiten und Körperbemalung.

Störche als Botschafter

Solche Projekte sind leider noch selten, ein Beispiel ist die Grundschule Laatzen bei Hannover. Dort arbeitet die 5. Klasse als Forscherklasse mit interkulturellem Schwerpunkt fachübergreifend in Weltund Umweltkunde, Biologie, Deutsch und Englisch. Den Anlass, sich mit dem Thema "Störche als Reisende durch Europa und Afrika" zu befassen, gab eine Störchin, die mit ihren drei Jungen in der Umgebung der Schule brütet. Die Schüler suchten Kontakte zu Schulen und Hochschulen in den Ländern auf den Zugvogelrouten von Störchen. Darunter sind die Türkei, der Tschad und Südafrika. Über Briefe, Zeichnungen oder E-Mails findet inzwischen ein reger Austausch auch über Lebensweise und Kultur statt.

Auch das Städtische Gymnasium Haan in NRW hat durch Zugvögel eine Brücke nach Afrika geschlagen. Bereits seit 1996 besteht Kontakt mit dem Mädchengymnasium Lycée Ameth Fall in St. Louis im Senegal. Ausgangspunkt war das Feuchtwiesenschutzprogramm des Landes, durch das brütende Zugvogelarten wie Uferschnepfe und Rotschenkel geschützt werden.Die Überwinterungsgebiete liegen im Senegaldelta bei St. Louis. Mit den Jahren entstand eine intensive Partnerschaft zwischen den beiden Schulen. Zur Unterstützung der afrikanischen Schule wurden Brillen oder Geld für eine Schulkantine gesammelt. Bereits mehrfach fand ein Besuch zwischen Schülergruppen aus beiden Kontinenten statt.

Mitmachen und "life" dabei sein

Schulen oder Projektgruppen, die das Thema gerne aufgreifen möchten, können beispielsweise den Weg unserer Weißstörche nach Afrika mit Hilfe der Satelliten-Telemetrie "life" im Internet verfolgen. Bei dieser Technik werden winzige Sender auf dem Rücken der Weißstörche befestigt. Die ausgesendeten Radiosignale werden über Satelliten zum Beispiel an die Vogelwarte Radolfzell oder den Storchenhof Loburg weitergeleitet und dort wissenschaftlich ausgewertet. Auf der Internetseite der Naturdetektive können die jährlichen Flugrouten mehrerer Störche seit 1998 auf ihrem Weg ins Winterquartier in Afrika verfolgt werden. Zusätzliche Informationen über Zugvögel bieten weitere Websites, darunter das Projekt "Future on wings". Wer eine Partnerschaft mit Afrika aufbauen möchte, aber noch keine konkreten Vorstellungen hat "wohin die Reise gehen soll", kann sich an Partnerschaftsbörsen im Internet wenden, beispielsweise an das Global Partnership Net "gpn".

<i>Heidrun Albrecht / Jürgen Forkel-Schubert</i>

Der Projektbericht "Zugvögel verbinden Kontinente" enthält eine Anleitung zur Durchführung des Projektes, Tipps, Anregungen, Spielideen und Literaturhinweise. Er ist gegen geringe Kostenbeteiligung ab Juni 2005 erhältlich (gedruckt oder als CD-ROM).

Bezug: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Sandra Röhrl, Heidrun Albrecht, Umweltstation Altmühlsee, Fon +49/9831/48 20, E-Mail altmuehlseelbvde

Links:

www.lbv.de/altmuehlsee

www.grundschule-treuchtlingen.de

http://partnerschulen.nibis.de/schulen/59/ziele.php

www.gymhaan.de/ags/senegal.htm

www.naturdetektive.de/2005/dyn/1407.htm

www.future-on-wings.net/

www.gpnet.info/start.htm