Naturbewusstseinsstudie 2013

Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Bundesamt für Naturschutz, Bonn

Präsentation

Neben der Messung des „Gesellschaftsindikators“, über die die BfN-Präsidentin bereits berichtet hatte, dienen die Naturbewusstseinsstudien einer repräsentativen Erhebung einer breiten Palette an Schwerpunktthemen des Naturschutzes, wie z. B. Energie, Wildnis, Konsum oder Hochwasserschutz. Die Studien haben die Ergebnisse auf Basis der sozialen Milieus des Sinusinstituts ausgewertet und Korrelationen zur sozialen Lage sowie zur Grundorientierung zwischen Tradition und Neuorientierung sichtbar gemacht.

Prof. Dr. Karl Heinz Erdmann griff zunächst die Ergebnisse zum Thema Wildnis auf. 42 % der Menschen sind der Meinung, dass es mehr Wildnis geben solle, weitere 42 % halten es für gut so, wie es ist. Die Verbreitung wilder Säugetierarten wie Biber, Luchs und Wildkatze findet bei rund zwei Drittel der Bevölkerung Zustimmung - insbesondere in den sozial gehobenen Milieus. Allerdings sinkt die Zustimmung zur Ausbreitung der Arten Waschbär und Wolf auf 48 % bzw. 44 %. Die Zustimmung zur Verbreitung des Wolfs ist insbesondere in den sozial niedrigen traditionellen und prekären Milieus besonders gering. Als weiteren bemerkenswerten Befund stellte Prof. Erdmann heraus, dass der Schutz von Wildnisge-bieten eine hohe Zustimmung erfährt. 16 % sprechen sich gegen jeden Zugang durch Besucherinnen und Besucher aus, 33 % befürworten eine Beschränkung auf den Zugang mit Führung sowie 35 % die Zugänglichkeit auf Wegen. Einen ungehinderten Zugang zu Wildnisgebieten befürworten 11 %. Die Ergebnisse seien, so resümierte Prof. Erdmann, vielversprechend für die Nutzung des Begriffs der Wildnis in der Kommunikation und zeigten auch das Bedürfnis von Menschen nach Zugang zur Wildnis, dem nachzukommen sei. Die grundsätzliche hohe Zustimmung solle in der Diskussion um Nationalparke durch Argumente wie Schaffung von Arbeitsplätzen und Aufwertung der Region unterstützt werden.

Hinsichtlich der Ergebnisse zum nachhaltigen Konsum gab Prof. Dr. Erdmann die Empfehlung, das hohe geäußerte Wissensdefizit der Bevölkerung hinsichtlich der Naturverträglichkeit von Produkten zu beheben. Labels und Zertifizierungen seien dabei nur dann empfehlenswert, wenn sie verlässlich und übersichtlich sind.

Zur Energiewende gibt es laut Studie von 2013 weiterhin eine große Zustimmung. Im Detail überwiegen beim Thema Hochspannungsleitungen und Holzeinschlag in Wäldern allerdings die negativen Bewertungen. Prof. Dr. Erdmann empfiehlt zum Thema Leitungsnetze partizipative, mit der Bevölkerung zu entwickelnde Wege. Er appelliert zudem dafür, die unweigerlich anstehenden Konflikte fair auszutragen - ohne den Naturschutz als Verhinderungsinstrument zu instrumentalisieren.

Aus den Ergebnissen zum Thema Hochwasserschutz hob Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann den Aspekt der wahrgenommenen Schönheit der Flüsse und Überschwemmungsflächen hervor. Schönheit und Eigenart sollen bei der Kommunikation neben den ökologischen Funktionen in gleicher Weise herausgestellt werden.

Im abschließenden Resümee zu den bislang vorliegenden drei Naturbewusstseinsstudien gab Prof. Dr. Erdmann noch folgende Empfehlungen: Die Begriffe „Natur“ und „Biologische Vielfalt“ müssten auch weiterhin in der Bildungsarbeit durch „Geschichten“ mit Leben gefüllt werden. Es sei zudem aufzuzeigen, dass auch einzelne Personen Beiträge zum Schutz der Biologischen Vielfalt leisten könnten (u. a. durch naturverträglichen Konsum). Es sei aber auch deutlich zu machen, dass der Schutz der Biodiversität politisches Handeln erfordere.