Aktuelle Herausforderungen für die Bildungsarbeit

Prof. Dr. Beate Jessel, Bundesamt für Naturschutz

Präsentation

Zusammenfassung

Prof. Dr. Jessel ging in ihrem Einführungsvortrag zunächst auf die Ziele der NBS in Bezug auf gesellschaftliches Bewusstsein ein. Diese sind:

o Im Jahre 2015 zählt für mindestens 75 % der Bevölkerung die Erhaltung der Biologischen Vielfalt zu den prioritären gesellschaftlichen Aufgaben.

o Die Bedeutung der Biologischen Vielfalt ist fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Das Handeln der Menschen richtet sich zunehmend daran aus und führt zu einem deutlichen Rückgang der Belastung der Biologischen Vielfalt.

Anhand der Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudien des BfN aus den Jahren 2009, 2011 und 2013 zeigte Prof. Dr. Beate Jessel, dass sich insgesamt das Bewusstsein der Deutschen für biologische Vielfalt in den letzten Jahren nicht auffällig verändert hat. Der Gesamtindikator hat sich von 22 % im Jahr 2009 auf 25 % im Jahr 2013 lediglich gering verbessert und ist damit vom angestrebten 75 % - Wert für 2015 noch weit entfernt. 2013 gaben mehr Menschen als zuvor an, von dem Begriff gehört zu haben, aber nicht zu wissen, was er bedeutet. Bei denen, die den Begriff erklären können, dies sind 40 %, sind die gut gebildete Ober- und die obere Mittelschicht überrepräsentiert.

Mit Blick auf die Rolle der Medien beklagte Prof. Dr. Beate Jessel eine häufig oberflächliche Berichterstattung, die Meldungen über gefährdete Tierarten als Verhinderer von Bauvorhaben bevorzuge, statt die komplexen Zusammenhänge der Erhaltung und der nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt angemessen darzustellen. Mehr und bessere Bildung sowie spezifische Zugänge für die verschiedenen Zielgruppen der Gesellschaft hält die BfN-Präsidentin daher für unabdingbar. Nur so könnten Menschen die Relevanz der Handlungsbereiche Konsum, Produktion und Politik für den Erhalt der Biologischen Vielfalt verstehen, im privaten und beruflichen Alltag gestalten und den nötigen grundlegenden Wandel zu einem Trend werden lassen.

Als relevante Themenschwerpunkte für die Bildungsarbeit schlug Prof. Dr. Jessel u.a. Wildnis, Hochwasserschutz, nachhaltiger Konsum und Ernährung, Artenvielfalt in der Stadt und ehrenamtliches Engagement vor. In den Bildungsangeboten sollen zudem neue Kommunikationswege erprobt, auf unterschiedliche Wertorientierungen eingegangen und neue Partnerschaften geknüpft werden. Als Beispiele, in denen die Themen der NBS mit den Alltagsbedürfnissen verknüpft werden können, nannte Prof. Dr. Jessel Freizeitangebote, Naturbildungsaktivitäten, Nutzgartenprojekte oder Grünflächen im Siedlungsbereich. Dabei auch bildungsferne Milieus zu erreichen, sei nicht nur geraten, um die 75 % Marke zu erreichen, sondern auch eine Frage von Gerechtigkeit. Die schon vielerorts praktizierte Zusammenarbeit der Akteure aus Naturschutz und Bildung solle zukünftig weiter vertieft werden. Als ein innovatives Beispiel für ein Projekt, das aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch BMUB und BfN gefördert wird, nannte Prof. Dr. Jessel „Beach Explorer“. Hier können Besucher via Smartphone Informationen zu Tieren und Pflanze abrufen, ihre Strandbeobachtungen bestimmen und in eine Datenbank eintragen. Das BfN selbst trägt u.a. durch Nationale Foren, Dialogforen, Jugendkongresse und die Naturbe-wusstseinsstudien seinen Teil zur Weiterentwicklung der Informations- und Bildungsangebote bei.