Hochwertige Bildung, Maßnahmen zum Klimaschutz, nachhaltiger Konsum – das sind nur einige der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen. Diese werden aber nicht nur in New York und Genf umgesetzt, sondern auch in Schulen weltweit – so auch an Grundschulen in ganz Hessen. Im Rahmen des „Schuljahrs der Nachhaltigkeit“ des Hessischen Umweltministeriums wird die Schule als Gesamtinstitution in den Blick genommen. Prinzipien nachhaltiger Entwicklung werden zum integralen Bestandteil von Unterricht, Schulleben und Schulentwicklung. Die 3. und 4. Klassen sind mit ihrem gesamten Jahrgang dabei. Die Kinder erfahren, was nachhaltige Entwicklung für ihre eigene und die Lebenswelt anderer Menschen rund um den Globus bedeutet.
„Stopp, hier kommt ihr nicht raus“, rufen die Schüler*innen der dritten Klasse ihren Klassenkameraden zu, die als Wärmestrahlung versuchen, aus der Atmosphäre zurück ins Weltall zu gelangen. Zuvor haben die Kinder in einem interaktiven Legebild den natürlichen und anthropogenen Treibhauseffekt kennengelernt und herausgefunden, dass mehr Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre dazu führt, dass sich das Klima langfristig erwärmt.
Spielerisch wird das Wissen im Anschluss gefestigt: während die „Sonnenkinder“ als kurzwellige Wärmestrahlung ohne Probleme zwischen den Treibhausgasen durchschlüpfen können, haben sie es als langwellige Wärmestrahlung schwer, zwischen immer mehr CO2-Molekülen durchzukommen.
Das Schuljahr der Nachhaltigkeit (SdN) wird seit 2014 im Auftrag des Umweltministeriums durchgeführt. Ausgebildete, außerschulische BNE-Pädagog*innen beraten die Schulgemeinde auf dem Weg zur nachhaltigen Schule, bilden Lehrkräfte zu Themenmodulen fort und führen diese im Tandem mit den Lehrkräften durch. Das Pädagog*innen-Netzwerk wurde mehrfach von der Deutschen UNESCO-Kommission für seine BNE-Arbeit ausgezeichnet.
Angeboten werden acht Module zu Nachhaltigkeitsthemen, die sich wie ein „roter Faden“ durchs Schuljahr ziehen, weil sie miteinander in Verbindung stehen: Das Klima-Modul ist der Einstieg und vermittelt Basiswissen zum globalen Klimawandel. Anschließend können die Schulen aus weiteren Themenmodulen zu biologischer Vielfalt, fairem Konsum, Energie, Abfall und Recycling, Ernährung, Wasser und, ganz neu, Mobilität auswählen. In jedem Modul ist das Thema „Globale Gerechtigkeit“ mit der Weltkugel und dem Blick auf die Lebenssituationen von Kindern in anderen Ländern zentraler Bestandteil.
Am Ende jeder Einheit bekommen die Kinder die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen für nachhaltigeres Handeln zu entwickeln und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Die Ideen werden bildhaft auf Handabdrücken gesammelt. Schon kleine Veränderungen des Handelns einzelner Personen können zusammen genommen auf globaler Ebene etwas bewirken. Die Schüler*innen erfahren, dass sie in vielen Bereichen Einfluss nehmen können. Der Handprint betont das Aktivwerden und ist somit ein positives Symbol für konstruktives und nachhaltiges Handeln.
Zum Abschluss wird mit dem Modul „Aktionsbaukasten“ unter dem Motto „Global denken, lokal handeln!“ der Kreis geschlossen: Kreativ und partizipativ planen die Schüler*innen ein Projekt und setzen es anschließend gemeinsam um.
Ein Beispiel: In einer Grundschule in Nordhessen hatten sich die Viertklässler*innen zunächst intensiv im Rahmen des Moduls Ernährung mit der Klimabilanz verschiedener Lebensmittel auseinandergesetzt. Schnell war klar: „Wir wollen ein klimafreundliches Frühstück organisieren!“ Gemeinsam ging es auf den Wochenmarkt. Dort angekommen, teilten sich die Schüler*innen in Gruppen auf, besuchten die Stände der Anbieter*innen und informierten sich vor dem Kauf über Herkunft und Art der Produktion der jeweiligen Lebensmittel. Die Produkte wurden anschließend umweltschonend in Stofftaschen verpackt und anschließend in der Schule gemeinsam die eingekauften Lebensmittel zubereitet. Ganz im Sinne des Whole School Approachs lernen die Kinder im Schuljahr der Nachhaltigkeit über den Unterricht hinaus globale Zusammenhänge und den Einfluss auf den Klimawandel kennen und erfahren ganz praktisch, dass alle einen Beitrag leisten können, damit unsere Erde lebenswert bleibt, angefangen bei den eigenen Essgewohnheiten am Frühstückstisch.
Das Schuljahr der Nachhaltigkeit ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In dessen Auftrag koordiniert die ANU Hessen e.V. das SdN in Kooperation mit regionalen Partnern Bis Ende 2024 soll das SdN an mindestens 120 hessischen Grundschulen verstetigt werden. Alle Materialien und Arbeitsblätter sind frei zugänglich und können bei Bedarf angepasst werden.
Autorin und Kontakt:
Carmen Maier, ANU Hessen e.V.
Projektkoordinatorin Schuljahr der Nachhaltigkeit im Auftrag des Hessischen Umweltministeriums
carmen.maier@anu-hessen.de