Einblick in die Arbeit der NUN-Zertifizierungskommission in Hamburg

Die NUN-Zertifizierungskommission in Hamburg ist ein Gremium aus Behördenvertreter*innen und nicht-staatlichen Bildungakteur*innen, die gleichberechtigt miteinander arbeiten. Es wird von der Geschäftsstelle, die bei der S.O.F. Save-Our-Future-Umweltstiftung angesiedelt ist, unterstützt. Die Zusammensetzung der Kommission aus Vertreter*innen von Globalem Lernen und Umweltbildung, Weiter-, außerschulischer und politischer Bildung, aus Angestellten und Freiberufler*innen sorgt für eine interessante und bereichernde Arbeit. (Interview: Larissa Donges)

Katharina, du bist Vorsitzende der NUN-Zertifizierungskommission Hamburg. Was ist die Aufgabe der Kommission?
Die Kommision hat mehrere Aufgaben, die über das Jahr verteilt sind. In zwei oder drei Sitzungen entwickeln wir den NUN-Qualitätsrahmens für eine Zertifizierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der non-formalen Bildung weiter und stimmen einzelne Punkte ab. Wir begleiten das Zertifizierungsverfahren von der Antragstellung über den ständigen Qualitätsentwicklungsprozess bis hin zur Vergabe der Zertifikate. Ganz wichtig und zeitintensiv sind die Begutachtungen der (Re-)Zertifizierungsanträge und die Entscheidung darüber. Dafür werden Begutachtungsteams aus zwei Kommissionsmitgliedern und einer Person der Geschäftsstelle zusammengestellt.

Wer ist in der Kommission und wie wird man Mitglied?
Seit 2013 besteht die Kommission aus 15 stimmberechtigten Personen. Es ist eine bunt gemischte Zusammensetzung, um eine Vielfalt an fachlichen Kompetenzen, Sichtweisen und Hintergründen zu gewährleisten. Neben Vertreter*innen der Umweltbehörde (BUKEA) und der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) sind Personen, Verbände und Organisationen aus verschiedenen Bildungsbereichen vertreten (Umweltbildung, Globales Lernen, Bereich mit Bildungs- und oder Qualitätssicherungsauftrag). Ich sitze sowohl als ANU-Mitglied als auch als Freiberuflerin in der Kommission und vertrete damit schwerpunktmäßig die Interessen der zertifizierten Einzelpersonen (=Bildungspartner*innen), die in der Umweltbildung tätig sind. Alle Kommissionsmitglieder, aber auch die NUN-Geschäftsstelle können der Kommission neue Mitglieder vorschlagen, die dann durch einen einfachen Mehrheitsbeschluss in die Kommission aufgenommen werden können.

Wie genau muss man sich die Arbeit eines Kommissionsmitglieds vorstellen?
Sie ist ein sehr dynamischer Prozess. Wir ringen auf den Sitzungen häufig um klare Formulierungen und prägnante Definitionen, sowohl im NUN-Qualitätsrahmen als auch im Zertifizierungsantrag und überprüfen beide immer wieder auf ihre Praxistauglichkeit. Wir passen sie aber auch an aktuelle Entwicklungen an (z.B. BNE 2030). Ich sehe meine Aufgabe auch darin, den Blick von der unübersichtlichen (und teils unverständlichen) Theorie des NUN-Qualitätsrahmens wieder zum praktischen Beispiel des einzelnen Antrags zu lenken. Bei der Begutachtung der Zertifizierungsanträge sehe ich mich als critical friend, die den Antragstellenden in seiner Qualitätsentwicklung fordert und fördert. Zunächst wühlt man sich oft durch den Papierberg des schriftlichen Antrags und versucht, die sehr unterschiedlichen Formulierungen in Leitbild und pädagogischem Konzept nachzuvollziehen, um Kern und Motivation der Bildungsarbeit zu verstehen. Im darauffolgenden Gespräch bekommt man spannende Einblicke in das Arbeitsfeld des Antragstellenden. Bei den Begutachtungen kann es durchaus mal um Grenzziehungen gehen: Ist das auch / noch BNE? Ist das überhaupt Bildung?

Wie viel Aufwand steckt dahinter und wird er vergütet?
Ich will nicht verschweigen, dass es in Hamburg für den oft erheblichen zeitlichen Aufwand der Kommissionsarbeit keine finanzielle Vergütung gibt. Das bedeutet für Freiberufler*innen immer auch einen Verdienstausfall. Ich erhalte allerdings eine geringe Aufwandsentschädigung durch die ANU-Hamburg/Schleswig-Holstein für die Teilnahme an den Kommissionssitzungen.

Was reizt dich besonders an der Arbeit als Kommissionsmitglied?
Als Kommissionsmitglied bin ich Mitglied eines vielseitigen Netzwerks. Gerade als Freiberufler*in ist mir das viel wert. Außerdem lerne ich durch dieses Engagement andere Sichtweisen auf BNE kennen, reflektiere meine Arbeit und entdecke unbekannte Aspekte. Diese Reflexion und der Perspektivwechsel helfen mir wiederum bei der Begutachtung von Zertifizierungsanträgen. In der Hamburger Zertifizierungskommission genieße ich die gegenseitige Wertschätzung. Wir gehen auf Augenhöhe miteinander um und respektieren unsere verschiedenen Hintergründe und Stellungen. Bei mir hat die Kommissionsarbeit zu einer Erweiterung meines Blicks geführt; vom engen, überwiegend ökologischen Schwerpunkt übergreifend zu anderen Dimensionen bzw. von meiner Praxis hin zur Theorie von BNE und allgemeinen Qualitätskriterien. Ich bin motiviert, in der Zertifizierungskommission mitzuarbeiten, weil ich glaube, dass BNE dazu beiträgt, Menschen zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft auf unterschiedlichsten Ebenen zu befähigen und zu motivieren. Für mich ist BNE eine Art zu denken und zu handeln. Außerdem bin ich überzeugt, dass gerade non-formale Bildung durch ihre flexiblen Strukturen dem handlungsorientierten, alltagsrelevanten Lernen, dem interdisziplinären Lernen und dem Lernen in Projekten Raum geben kann. Ich hoffe, dass sich BNE in allen Bildungsbereichen durchsetzen wird und sich möglichst viele auf den Weg eines solchen Qualitätsentwicklungsprozesses machen – das möchte ich als Mitglied der NUN-Zertifizierungskommission unterstützen.

Kontakt:
Katharina Henne,
katharina.henneanu-hh-shde
www.nun-zertifizierung.de/hamburg