Agenda 21 - Hundert Beispiele guter Praxis

Der ANU-Bundesverband hat von 1999 bis 2002 unter dem Titel "ANU 2000" ein von Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium gefördertes Projekt durchgeführt, das die Bildungsarbeit von Umweltzentren in Richtung nachhaltiger Entwicklung qualifizieren sollte. Hierzu wurden Einrichtungen vor Ort beraten, Tagungen und Workshops durchgeführt und viele Beispiele "guter Praxis" gesammelt. Zusammen mit Hintergrundinformationen zum Thema Nachhaltigkeit sind die Ergebnisse des Projekts nun als wahre Fundgrube auf CD erschienen.

Dass Umweltzentren und andere Initiativen der außerschulischen Umweltbildung viel zu bieten haben, zeigen die über hundert Berichte aus der Praxis. "Intelligente Energienutzung", "Scotland Yard in Bus und Bahn", "Kinderwald", "Mädchen-Mode-Internet" oder "Alles Banane" lauten einige Titel der dokumentierten Projekte, die sich mit Konsum, Lebensstilen oder der Beteiligung von BürgerInnen an lokalen Agenda-Prozessen befassen. Informationen zu Bildungspolitik, Bildungstheorie und einzelnen Fachthemen sind ebenso enthalten wie weiterführende Links und ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Dokumentiert sind auch wichtige Aktivitäten des Projekts "ANU 2000", darunter mehrere bundesweite Tagungen zu Naturpädagogik, Landwirtschaft und Qualitätsmanagement sowie regionale Workshops zu partizipativen Methoden. Die beiden Mitarbeiterinnen von ANU 2000, Annette Dieckmann und Birgit Paulsen, haben die Ergebnisse ihrer Arbeit zu einem Katalog von Aufgaben für "Umweltzentren der Zukunft" verdichtet, darunter die Förderung von Gestaltungskompetenz, die Einbindung der ökonomischen, sozialen und globalen Dimensionen, der Einsatz partizipativer Methoden, die Alltags- und Handlungsorientierung sowie eigene Schritte zur Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen.

Umweltzentren sind innovativ

Umweltzentren sind verstärkt neue Kooperationen mit Einrichtungen und Verbänden eingegangen und konnten so lokale Lernortnetze gründen. Sie ermöglichen es, Naturbegegnungen oder Besuche auf dem Bauernhof mit der Besichtigung einer Schreinerei, eines Baumarkts oder Eine-Welt-Ladens zu verbinden. Die naturpädagogische Arbeit, die bei Kindern und Jugendlichen wertvolle Grundeinstellungen mitprägt, bekommt somit einen Bezug zum Alltagshandeln, zur Wirtschaft und zur Globalisierung. Insbesondere Schulen können hiervon profitieren, wenn sie mit Umweltzentren kooperieren. Die Beispiele zeigen, dass Umweltzentren häufig Methoden einsetzen, die ein Mitmachen erfordern und Gestaltungskompetenz fördern. UmweltpädagogInnen planen und gestalten gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Schulhöfe oder Brachflächen in der Kommune. Sie moderieren den Abwägungsprozess zwischen den Bedürfnissen der zukünftigen Nutzer und den Erfordernissen der Ökologie. Vermittelt werden oft auch Wege zu einer guten Präsentation von Projekten, um PolitikerInnen und potenzielle SponsorInnen zu überzeugen.

Umweltzentren regen an

Die Evaluationsstudie zur außerschulischen Umweltbildung von Gerhard de Haan (FU Berlin, Datenbasis von 1998) bescheinigte den Umweltzentren noch, in Bezug auf nachhaltige Entwicklung erst am Anfang zu stehen. Die nun vorgelegte Projektsammlung von ANU 2000 zeigt, dass sich seitdem viel getan hat. In einer bundesweiten Umfrage gaben 150 Einrichtungen an, dass sie sich aktiv an Prozessen der lokalen Agenda 21 beteiligen. Eine andere Umfrage der ANU Bayern ergab, dass alle Umweltstationen ihre Arbeit am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Die Beispiele belegen, dass Umweltzentren - neben den notwendigen politischen Steuerungsmaßnahmen - gut geeignet sind, den gesellschaftlichen Wandel in Richtung nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Zweifelsohne ist die Zahl der Angebote von Umweltzentren noch zu gering, um durchgreifende Veränderungen zu erreichen. Umweltzentren wirken aber als unverzichtbare Kristallisationskeime und Verstärker in ihrem Umfeld, indem sie Schulen oder Vereine anregen, sich mit dem Leitbild Nachhaltigkeit zu befassen.

Umweltzentren brauchen Förderung

Das Projekt ANU 2000 konnte auch zeigen, dass die meisten Umweltzentren trotz ihrer Kreativität und ihres Engagements völlig unzureichend gefördert werden. Zugleich besteht unter den Zentren jedoch eine große Bereitschaft, den eigenen Betrieb noch effektiver zu organisieren und gezielte Qualitätssicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Der ANU-Bundesverband wird Umweltzentren auch nach Abschluss des Projekts ANU 2000 im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen. Er wird sich darüber hinaus bei der Bundesregierung, der BLK und der Kultusministerkonferenz mit Nachdruck dafür einsetzen, dass der außerschulische Bereich gleichberechtigt neben Schule, Hochschule und beruflicher Weiterbildung anerkannt wird und entsprechende Förderung erfährt.
Die CD zeigt, dass viele Umweltzentren auf der kommunalen Ebene Akteur oder gar Motor einer Bildung für nachhaltige Entwicklung sind und im wahrsten Sinne des Wortes Menschen bewegen. Sie werden dadurch - wie im Johannesburger Aktionsplan aufgeführt - zum unverzichtbaren Element bei der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung.

<i>Jürgen Forkel-Schubert</i>

Bezug: CD gegen Rückporto von 2,00 EUR in Briefmarken bei ANU 2000, Eisvogelweg 1, D-91161 Hilpoltstein, Fon ++49/(0)9174/4775-79, Fax -75, E-Mail infoanu2000de. Die komplette CD kann auch im Internet unter www.umweltbildung.de (Rubrik "Nachhaltigkeit") abgerufen werden.