Die 13. Shell-Jugendstudie schreibt der Jugend in Deutschland ein hohes Maß an Zukunftsfähigkeit zu. Das Stichwort "Umweltschutz" wird jedoch nur im Zusammenhang mit geschlechterspezifischen Interessen erwähnt - und bleibt damit weiterhin eine "weibliche" Domäne. Wer "Umwelt" als Meinungs- und Handlungsfeld insgesamt sucht, geht weitgehend leer aus. Unter den Favoriten der Jugendlichen lassen sich allerdings Ansätze finden, die durchaus in den Bereich Nachhaltigkeit und Agenda 21 gerückt werden können. Die Studie trägt den Titel "Zuversicht ohne Illusionen - die Jugend ist schon in der Zukunft angekommen". Gewachsen gegenüber der Vorjahres-Studie ist demnach die Zuversicht der Jugendlichen in ihre persönliche, vor allem aber in ihre gesellschaftliche Zukunft. Sie wird von zwei Dritteln der Befragten positiv gesehen. Die Einflüsse Arbeitslosigkeit, Flexibilisierung und Globalisierung werden weniger als Bedrohung denn als Herausforderung erlebt. Relativ zuversichtlich und überzeugt von der eigenen Leistungsfähigkeit versuchen sie mehrheitlich, aktiv ihre Lebensperspektive vorzubereiten. Als wesentliche Lebensbereiche nennen die Jugendlichen Beruf und Familie und sind der Überzeugung, beide Pole lassen sich vereinbaren. Elterliches Zutrauen ist für sie eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gelungene Lebensbewältigung. Die materielle Ausstattung, der Lebenstandard, wird von den jungen Menschen dagegen als nicht so wichtig erachtet. Besonders wichtig: Modernität Während die Jugendlichen im Westen Deutschlands besonders auf Menschlichkeit und Modernität setzen, stehen Attraktivität, materieller Erfolg, Authentizität und Autonomie in den Neuen Bundesländern besonders hoch im Kurs. Modernität als Teilhabe an Politik und technischem Fortschritt nimmt eine zentrale Rolle bei der Zukunftsfähigkeit ein. Handy und Internet sind Bestandteil eines besonders reichhaltigen und engagierten Soziallebens und Grundlage für aktive Freizeitgestaltung. Immer weniger gilt das Interesse der Politik. Das Vertrauen in den staatlichöffentlichen Bereich ist leicht angestiegen, das in die nicht-staatlichen Organisationen leicht gesunken. Der größte Vertrauensverlust geht an die polititischen Parteien - und das schon vor der Zeit der jüngsten (CDU-)Skandale. Jugend Ost - Jugend West Die Unterschiede zwischen der erlebten Welt der Jugend Ost und der Jugend West werden nicht kleiner, sondern größer. Die Jugendlichen im Osten Deutschlands erleben die Situation als belasteter und bedrückender. Größere Probleme bei der Lebensgestaltung beruhen auf den objektiv problematischeren Lebensvoraussetzungen, denn grundsätzlich werden der ostdeutschen Jugend höhere Einsatzbereitschaft, Motivation und Leistungsorientierung zugeschrieben. Ausländerfeindlichkeit gibt es unter der Jugend, besonders in Ostdeutschland. Sie ist aber weniger verbreitet, als oft behauptet wird. Nur eine geringe Minderheit ist stark ausländerfeindlich eingestellt. Die Feindlichkeit resultiert dabei nicht aus persönlichen Erfahrungen mit Ausländern, im Gegenteil: Gerade hochausländerfeindliche Jugendliche haben erheblich weniger Kontakte zu Nichtdeutschen. Es scheinen Deprivationsängste dahinter zu stecken, beziehungsweise die Furcht, in der wachsenden Konkurrenz um Arbeitsplätze und Zukunftschancen nicht bestehen zu können. Sowohl deutsche als auch ausländische Jugendliche sprechen den Deutschen eine gewisse Kälte und mangelnde Lockerheit und Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden und Fremdem zu. Beiträge der Umweltpädagogik Umweltpädagogen und Umweltzentren sollten den Inhalt der Jugendstudie kennen. Entgegen manchem Klischee erscheint die heutige Jugend als durchaus von traditionellen Werten geprägte und leistungsbereite Zielgruppe, die für Herausforderungen die Ärmel hochkrempelt. Die Umweltzentren haben das Zeug dazu, die erlebten Defizite an menschlicher Wärme zu füllen und Jugendliche an die Herausforderungen für eine Nachhaltige, zukunftsfähige Existenz im Lebensraum Erde heranzuführen. (bf)
Die Hauptergebnisse der Studie sind im Internet zu finden unter www.shell-jugend2000.de. Die komplette Studie (zwei Bände) kostet 27,50 Mark und ist im Buchhandel erhältlich, ISBN: 3-8100-2579-8