Essbare Stadt Andernach - ein Schritt zur nachhaltigen Versorgung von Städten?

Lutz Kosack, Stadt Andernach, Amt für Stadtplanung und Bauverwaltung

Präsentation

Zusammenfassung

Lutz Kosack berichtete zunächst, wie in der Kleinstadt am Rhein alles begann: Im Jahr der Biodiversität 2010 begann der ausgebildete Geoökologe auf öffentlichen Grünflächen mit der Pflanzung von 101 Tomatensorten. Damit wollte die Stadt zum Erhalt der genetischen Vielfalt von Kulturpflanzen. beitragen. Statt „betreten verboten“ hieß es „pflücken erlaubt“ und so sei bei der Bevölkerung schnell Akzeptanz geschaffen worden. Befürchteter Vandalismus blieb weitgehend aus. Andernach hatte sich auf den Weg zur „Essbaren Stadt“ gemacht“, in der mehr und mehr Grünflächen zu öffentlichen Gemüsebeeten umgewandelt wurden. Bei der Flächenauswahl, so erläuterte Lutz Kosack, habe das Amt gezielt „Angsträume“ gewählt - Orte, deren Aufenthaltsqualität vorher gering war und die dem städtischen Betriebshof viel Arbeit machten. Eine bundesweite Auszeichnung, die Goldme-daille im Wettbewerb „Entente Florale“ motivierte ihn und die übrigen Initiatoren zu weiteren Aktivitäten, und es folgten die Anpflanzungen von weiteren Gemüsepflanzen, Küchenkräutern, essbaren und ästhetisch ansprechenden Gehölzen oder Spalierobst. Unter dem Motto der „Essbaren Stadt“ laufen mittlerweile mehrere Teilprojekte. In einem etwas außerhalb gelegenen Stadtteil habe sich die Permakulturfläche „Lebenswelten“ zu einer weiteren Keimzelle der Essbaren Stadt entwickelt. Deren Produkte würden im eigenen Ladengeschäft „Fairegio“ in der Innenstadt zu günstigen Preisen verkauft werden. Auch seltene Haustierrassen von Schweinen und Schafen sowie Hühner kamen hinzu. Ehemalige Langzeitarbeitslose der „Perspektive GmbH“, die unter Anleitung mehrerer Gärtner die Kulturen pflegen, hätten sinnstiftende Arbeit gefunden und erhielten stärkendes Lob von außen, berichtete Lutz Kosack. Zur sozialen Dimension gehöre auch, dass die Stadt die öffentlichen Grünflächen den BürgerInnen zurückgäbe und so vermittle, dass die Stadt allen gehöre.

Viele Veranstaltungen begleiten die praktischen Projekte der Essbaren Stadt. Ein fahrbarer Schulgarten wurde eingerichtet. Lutz Kosack berichtete, dass sowohl Akzeptanz als auch das Wissen bei den BürgerInnen wachse. Sie lernen, wie Lebensmittel produziert werden und wie sie ökologisch im eigenen Hausgarten gärtnern. Man achte genau auf die Kommunikation: zum Beispiel sei „normales“ Gemüse eben ungespritztes Gemüse. Mehr Akzeptanz für Wildwuchs konnte geschaffen werden, denn, so Kosack, nur gewollte bzw. erkannte Wildnis würde als schön empfunden.

Auch die Verantwortlichen lernten hinzu: Etwa als die BürgerInnen verhindert haben, dass die angeschafften Hühner, die von ihnen eigene Namen bekommen hatten, geschlachtet wurden. Kosten konnten gespart werden, indem kostenintensive Wechselbeete durch pflegeleichte mehrjährige Staudenbeete ersetzt wurden.

Lutz Kosack resümierte zu den Erfolgskriterien des mehrfach ausgezeichneten Projekts der Kleinstadt Andernach: Es sei wichtig gewesen, möglichst kostenneutral zu arbeiteten. Und manchmal einfach zu machen statt lange zu fragen. Nicht der Kostenrahmen und der politische Raum seien ausschlaggebend für den Erfolg, sondern die Kreativität und der Mut der lokalen Akteure, neue Wege zu gehen.