Bollerwagen-Projekt im Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe
(Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen - Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe)
Die Idee den Wald mithilfe eines „Bollerwagens“ zu entdecken, entstand bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern in verschiedenen Folgeunterkünften. Aus einem handelsüblichen Bollerwagen zum Transport von Materialien, hat sich eine Philosophie entwickelt.
Durch besondere Aktionen im Naturraum wird geflüchteten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, dem belastenden Alltag in den Unterkünften zu entgehen. In erster Linie wird dabei den Menschen Abwechslung, Ablenkung, Vertrauen, Selbstfindung und Entspannung durch waldpädagogisch begleitete Aktionen angeboten. Die Kulisse dafür bietet der Wald.
Diese Wald-Aktionen stellen dabei ausdrücklich nicht auf Inhalte eines außerschulischen Lernorts ab, sondern vielmehr darauf, die Menschen durch gemeinsames Spielen und Entdecken willkommen zu heißen, ihnen Freude zu vermitteln und ihnen vielleicht sogar ein wenig Seelenfrieden zu geben.
Unter den Teilnehmenden befinden sich vornehmlich Kinder und Jugendliche, doch auch Erwachsene nehmen an den Aktivitäten teil. Um altersgerechte Angebote bieten zu können, werden die Gruppen entsprechend aufgeteilt. Dabei steht ein menschlicher und vertrauensvoller Umgang mit den zum Teil traumatisierten Menschen im Vordergrund. Der Wald dient dabei als Ort, der durch seine Struktur und Vielfältigkeit, seine Auswirkungen auf die Sinne und durch seine Lebendigkeit vielfältige Möglichkeiten bietet. Daraus erwächst auch in der Kürze der Zeit mitunter ein wechselseitiges Vertrauensverhältnis und die Vermittlung erster Sprachkenntnisse.
Besonders zu Beginn des Projektes stellten fehlende Sprachkenntnisse eine Barriere dar, doch diesem Hindernis konnte durch einfache Inhalte und Aktivitäten, die die Sinne ansprechen und im Kontext des Waldes stattfinden, begegnet werden. Die Anwesenheit von ÜbersetzerInnen ist daher nicht unbedingt notwendig, wenn auch sehr hilfreich.
Eine weitere Herausforderung stellen bisweilen die unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründe der Teilnehmenden dar, denen ebenso mit Feingefühl begegnet werden muss. Das gilt in besonderem Maße für traumatische Erlebnisse oder gar physische Verletzungen. Aus diesen Gründen sind die BetreuerInnen (die keine therapeutischen Aufgaben wahrnehmen) nie alleine mit den Teilnehmenden im Wald unterwegs und für diese Aspekte sensibilisiert und – so gut es geht – vorbereitet.
Bei der Planung und Durchführung müssen dann noch intensiver als gewöhnlich Sicherheitsaspekte und Notsituationen bedacht werden. Außerdem ist verstärkt auf Gesundheitsvorsorge bei Teilnehmenden und Begleitungen zu achten. Leider sind die TeilnehmerInnen nicht immer angemessen für die Aktivitäten im Freien ausgestattet, weshalb die Möglichkeiten besonders im Winter limitiert sind.
Der Bollerwagen ist in dieser Situation mehr als ein Transportmittel. Er ist für die Menschen ein Symbol für Vertrauen und Willkommen geworden. Der Wagen selbst ist prall gefüllt mit entsprechenden Geräten (Seile, Bälle, Instrumente, Spiele, Vorlagen, Werkzeuge, usw.) sowie mit entsprechenden Hilfsmitteln (Erste-Hilfe-Tasche, Müllbeutel, Wasser, Getränk, Decken, Tücher) und kann im Notfall auch als Vehikel für den Kurztransport von kranken oder verletzten Teilnehmenden dienen.
Die Kontaktaufnahme zu den Geflüchteten findet ausschließlich über Hilfsorganisationen und Vertretern der Bezirksregierung statt. Das Projekt wird durch den Landesbetrieb Wald und Holz NRW unterstützt – er stellt sowohl Personal als auch Material für das Projekt zur Verfügung.
Kontakt:
Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen
Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe
c/o Andreas Roefs
Bleichstraße 8
32423 Minden
Ansprechpartner: Andreas Roefs
E-Mail: andreas.roefs(at)wald-und-holz.nrw.de
Tel: 05 71 – 83 78 688
Mobil: 01 71 – 587 35 22
(Eintrag vom 04.08.2016)