Dem Klimawandel Gesicht und Stimme geben

In dem Projekt KlimaGesichter, gefördert durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI), werden Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und interessierte Klimaschützer*innen zu Klimaschutzbotschafter*innen ausgebildet. Durchgeführt wird das Verbundprojekt von der Deutschen KlimaStiftung in Bremerhaven (DKS), dem Bildungszentrum Jugendwerkstatt Felsberg bei Kassel (Juwesta) und dem Unabhängige Institut für Umweltfragen e.V. (UfU e.V.) in Berlin. Ziel des Projektes ist es, die persönlichen Erfahrungen mit dem Klimawandel über einen breiten, interkulturellen Austausch zu teilen und den Teilnehmenden eine berufliche Perspektive in dem Themengebiet zu ermöglichen.
 
Veränderungen von Klima und Umwelt haben schon immer Einfluss auf Migrationsbewegungen genommen, ob aufgrund von extremen Wetterereignissen oder knapper werdenden Ressourcen. Die Bewegungen, die der anthropogene Klimawandel auslöst, sind jedoch von einer anderen Dimension. Einer deutlich größeren, da der gesamte Planet zeitgleich betroffen ist.
Einig ist sich die Wissenschaft darin, dass extreme Umweltereignisse durch den Klimawandel verstärkt werden. Durch den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur kommt es häufiger zu Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürmen, Erdrutschen und Waldbränden, die wiederum gleichzeitig verhängnisvolle, aber schleichende Folgen nach sich ziehen. Das äußert sich u.a. im Verlust von Tier- und Pflanzenarten, abnehmendem Trinkwasservorkommen, in zunehmender Wüstenbildung sowie im ansteigenden Meeresspiegel. Diese Umweltschäden haben wiederum Auswirkungen auf die Lebensumstände lokaler Bevölkerungsgruppen. Ohnehin schon knappe Ressourcen wie Wohnraum, Trinkwasser und Grundnahrungsmittel werden zukünftig noch seltener und schwerer zu erreichen sein. Die Ernährungssicherung vieler Regionen kann dadurch nicht gewährleistet werden. Ebendiese Zusammenhänge und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage können eine Migrations- oder Fluchtentscheidung beeinflussen.
Genau bei dieser Vielzahl an Themen rund um den Klimawandel setzt das Verbundsprojekt KlimaGesichter an und qualifiziert Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und interessierte Klimaschützer*innen zu Klimaschutzbotschafter*innen. In den Mulitplikator*innen-Schulungen werden neben den komplexen Zusammenhängen des Klimawandels auch Methoden erprobt, um das Erlernte in eigenen Workshops zu vermitteln.  
Das Ziel dabei ist es, die Schulungen so vielfältig wie möglich zu gestalten, damit jede teilnehmende Person den eigenen individuellen Interessenschwerpunkt finden und mit einem gesammelten Spektrum an Bildungsmethoden einen eigenen Workshop konzipieren kann. Dafür werden Methoden und Lernformen vorgestellt und gemeinsam erprobt wie Schreibgespräche, Zukunftswerkstätte, Design Thinking, Rollenspiele, Experimente, das Stationenlernen, Feedbackmethoden oder Ice-Breaker. Somit werden bereits in der Fortbildung verschiedene Lernmethoden ausprobiert.  

Ganz nach den Ansätzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und der „peer-education“ können die Klimaschutzbotschafter*innen im Anschluss an die Qualifizierung in eigenen selbstkonzipierten Klima-Workshops über die Zusammenhänge von Klimawandel und Migration informieren und von ihren Perspektiven und Erfahrungen mit dem Klimawandel sowie der eigenen Arbeit im Umweltbereich in ihrem Herkunftsland berichten. Fachwissen und eigene Erfahrungen: Mit dieser Kombination erhofft sich das Projekt, mehr Menschen zu aktivem Handeln für den Klimaschutz zu inspirieren und zu bestärken. Denn für viele ist der Klimawandel immer noch ein abstraktes Phänomen.

Grundlage für das Projekt sind unter anderem die Sustainable Development Goals, die ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale Aspekte der nachhaltigen Entwicklungvereinen und bis zum Jahr 2030 Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpfen und beenden sollen. Die letztgenannten Probleme finden sich alle im Klimawandel wieder. Die Zusammenhänge zu erkennen und über die eigenen Handlungsauswirkungen zu reflektieren, verbindet das Thema mit der Bildungsarbeit. Denn dabei geht es um das Erfahren der Selbstwirksamkeit und das Erkennen der eigenen Person in ihrer Umwelt.
Ein weiterer Aspekt ist für das Thema Klimawandel und Flucht von Bedeutung: Durch die Verbreitung von Wissen und die aktive Ermutigung zu Klimaschutz-maßnahmen möchte das Projekt auch auf das Thema klimabedingte Migration und die politische Ebene aufmerksam machen.
Die Vereinten Nationen befürchten, dass bis zum Jahr 2050 weltweit mehr als 200 Millionen Menschen in Folge des Klima-wandels aus ihrer Heimat vertrieben werden - andere Studien gehen von noch höheren Zahlen aus.
Doch gibt es für Menschen, die in Folge des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen international noch keine Aner-kennung und keine Schutzrechte. Das in der Genfer Flüchtlingskonvention vereinbarte Asylrecht steht den Menschen zu, die vor Krieg, Diskriminierung oder politischer Verfolgung fliehen, nicht jedoch Menschen, die vom Klimawandel, von Naturkatastrophen oder sonstigen Umwelteinflüssen vertrieben werden. Das liegt unter anderem daran, dass eindeutige Zahlenangaben zu betroffenen Personen schwer zu prognostizieren sind, Fluchtursachen häufig multikausale Gründe beinhalten und sich somit nicht ausschließlich auf den Klimawandel zurückführen lassen.
Bildung, Klimawandel und Flucht werden in dem Projekt zusammenfassend thematisiert und gemeinsam diskutiert, damit die ausgebildeten KlimaGesichter über den Klimawandel und seine weitreichenden Folgen in Form von eigenen Workshops an Bildungseinrichtungen berichten und für diese sensibilisieren können. Einen vertieften Einblick in die Multiplikator*innen-Schulung gibt es im folgenden „Blickpunkt“.

Autorinnen: Carolin Glahe, Ulrike Dietrich, Ulrike Koch

Kontakt:

Deutsche KlimaStiftung
Dr. Annika Mannah
mannahdeutsche-klimastiftungde
Leitung Kooperationen & Projekte
Am Längengrad 8
27568 Bremerhaven

Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V.
Ulrike Koch
Ulrike.Kochufude
Fachgebietsleiterin
Klimaschutz & Transformative Bildung
Greifswalder Str. 4
10405 Berlin

Jugendwerkstatt Felsberg
Jutta Inauen
j.inauenjuwestade
Projektmanagerin       
Sälzerstraße 3a
34587 Felsberg