2000 m2 - Wieviel Land braucht ein Mensch - und wie bestellen wir unseren gemeinsamen Acker?

Benny Haerlin, Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Berlin

Präsentation (nur zum privaten Gebrauch)

Zusammenfassung

Benny Haerlin stellte in seinem Vortrag das Projekt „2000 m2“ vor, das Fragen der globalen Landnutzung und der Welternährung aufgreift. Haerlin, Co-Autor des Weltagrarberichts von 2008, erklärte mit einfachen Worten das Prinzip „Weltacker“: Teile man die Ackerfläche dieser Welt durch die Zahl ihrer BewohnerInnen, ergäbe das etwa 2000 m². Davon müssen wir uns so ernähren, dass der Acker fruchtbar bleibt, und sich auch alle Mitbewohner darauf wohlfühlen. Wie das gehen kann, wird in einem Gemeinschaftsgarten auf 2000 m2 am Berliner Stadtrand erprobt.

2014 wurden auf dem Berliner Weltacker verschiedene Nutzpflanzen in einem Verhältnis angebaut, das die Anteile an der weltweiten Ackerfläche widerspiegele, berichtete Benny Haerlin. Über die Hälfte war mit vier Früchten bestellt: Weizen, Mais, Reis und Soja. Auch bei den Erdfrüchten und sonstigen Getreiden und Ölpflanzen dominierten wenige Kulturen. Für 2015 sei geplant, den Acker so bebauen, dass ein Mensch ein Jahr lang gut und gesund davon satt wird.

Für Benny Haerlin erfüllt der Weltacker eine ähnliche Funktion wie der ökologische Fußabdruck. Der Weltacker sei dabei aber noch anschaulicher und leite dazu über, mit den Menschen, die Interesse am gemeinschaftlichen Gärtnern haben, ganz praktische Lösungen für die offenen Fragen der Landwirtschaft zu finden. Die reich illustrierten Materialien, die in sechs europäischen Sprachen vorliegen, unterstützen die Auseinandersetzung mit der die Frage was global zu tun ist, damit auf den aktuell 1,4 Mrd. ha globaler Ackerfläche genug für alle Menschen sowie für Tiere und Pflanzen wachsen, die davon leben.

Der zu erhaltende Reichtum der biologischen Vielfalt stecke vor allem im Bodenleben eines Ackers: 2000 m2 Ackerboden in gutem Zustand böte Lebensraum für etwa 20 Billiarden Organismen von Mikroorganismen, Pilze, Algen und Einzeller, über Faden- und Borstenwürmer, Springschwänze und Milben bis zu Tausendfüßlern und Käfern, die alle zusammen etwa zwei Tonnen wiegen. Sie erfüllen eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit der Böden und damit für den Pflanzenbau, um den es den Menschen geht.

Zu den globalen Entwicklungen gehörten sinkende Anbauflächen bei einer steigenden Zahl von Menschen auf der Erde. Ein wachsender Anteil der Ackerflächen werde dennoch zur Produktion von Energie und Sprit verwendet. Die Entwicklung der Kauf- und Pachtpreise für Ackerland orientiere sich immer mehr am Ölpreis. Eine Form, die Verantwortung für die „eigenen 2000 m²“ zu übernehmen, könne auch darin bestehen, etwa mit Hilfe der GLS-Bank das Land zu kaufen, um es für ökologische Landwirte zu sichern. Wichtig für die Erträge ökologischer Landwirtschaft und die Klimawirkung der Landwirtschaft sei die verbesserte Fruchtfolge. Die energieintensive Herstellung von Düngemitteln und deren klimaschädliche Emission als Lachgas gehörten zu den wichtigsten Faktoren der Erderwärmung, aber auch der Überdüngung.

Fragen von Gerechtigkeit verdeutlichte Benny Haerlin u.a. durch Folgendes: Vergleiche man die für den Export von Agrarprodukten in der EU eingesetzte Fläche (14,1 Mio. ha) mit der für ihre Agrarimporte erforderlichen Fläche (48,99 Mio. ha), ergebe sich 2008 ein Defizit von 34,9 Millionen Hektar, also etwa einem Drittel der gesamten Ackerfläche der EU oder 700 m² pro Person. Den Löwenanteil machten dabei Futtermittel, vor allem Soja, aus.

Der Flächenbedarf sei stark von der Ernährungsweise bestimmt, in erster Linie vom Fleischverzehr. Um das Futter anzubauen, das ein Schwein bis zur Schlachtung verzehrt, seien etwa 9 m2 Acker pro Kilo Fleisch erforderlich. Hinzu komme die mangelnde Effizienz bei der Verwertung der angebauten Nahrungsmittel. Derzeit würden in der EU 30-40% der produzierten Lebensmittel weggeworfen. In Indien verrotte laut UNEP 20-30% der Ernte, bevor sie verarbeitet wird. Die globale Ernährungseffizienz liege insgesamt nur bei 44%, fasste Haerlin zusammen: Um die von einem Erwachsenen bei geringer körperlicher Anstrengung täglich benötigten 2000 Kilokalorien auf einen Teller zu bringen, müssten etwa 4600 Kilokalorien auf dem Acker geerntet werden, mehr als das Doppelte!

Benny Haerlin sucht für das Projekt 2000 m2 weitere Partner und warb dafür, dass auch in anderen Orten Weltäcker entstehen. Informationen sind erhältlich unter www.2000m2.eu, www.weltagrarbericht.de, www.arc2020.eu und www.meine-landwirtschaft.de.