AG 3 Junge Menschen als "Change Agents"

Arbeitsgruppe 3: Junge Menschen als „Change Agents“

Das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (WAP) nennt die Zielgruppen der „Jungen Menschen“ als einen prioritäres Handlungsfeld: Sie habe ein besonderes Interesse an einer besseren Zukunftsgestaltung und sei in zunehmendem Maße eine Antriebskraft für Bildungsprozesse. Das WAP fordert die Unterstützung der Jugend in ihrer Rolle als Change Agents mit Hilfe der BNE.

 

Präsentationen

Junge_Menschen_Birthe_Hesebeck_oroverde.pdf

5.3 M

Zusammenfassung

In der AG diskutierten junge Menschen mit BNE-Anbietern darüber, was sie als Change Agents brauchen und von BNE erwarten: Wichtig für junge Menschen seien der Zugang zu Netzwerken mit Gleichgesinnten, Austausch mit ExpertInnen und die Identifikation von Vorbildern. Von ihnen wünschten sie sich Wissens- und Erfahrungstransfer, konkrete Beratung bei eigenen Projekten sowie Zutrauen, dass auch „die Jungen“ es richtig machen. Des Weiteren forderten sie die Stärkung von Zukunftsberufen, insbesondere auch in der BNE und Umweltbildung und mehr Berufsorientierungsbörsen für Nachhaltigkeits- und Umweltberufe. Von der Politik erwarten junge Menschen ein langfristigeres Denken und Agieren sowie vermehrt Möglichkeiten, sich in demokratischen Strukturen ausprobieren zu können. Für eigene Aktivitäten wünschen sie sich verstärkt Begegnungsmöglichkeiten, um neue Ideen und Projekte zu entwickeln und experimentelle Räume, um diese umsetzen zu können. Auch internationale Aktionen Jugendlicher sollten mehr gefördert werden.

Der Kongress „Jugend Zukunft Vielfalt – Biodiversität 2014“ (www.jugend-zukunft-vielfalt.de) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), vorgestellt von Dr. Alexander Bittner, bot einen experimentellen Raum: Zahlreiche Initiativen junger Menschen stellten dort Ideen und Projekte vor, suchten Beratung und Mitstreiter und bewarben sich um eine Mikroförderung der DBU. Die Bewertung nahmen junge Kongressteilnehmer selbst vor, und die Gewinner haben ein Jahr Zeit, ihre Projekte umzusetzen. Drei dieser Projekte stellten sich in der Arbeitsgruppe vor: „g-Roofs – Potenzial von Dachflächen und Fassaden zur Erhöhung urbaner Biodiversität und Lebensqualität“/Alice Weiland und Robert Feller, „Bunte Wiese Tübingen und Kinder in Bunter Wiese“/Birgit Reichel, "Biodiversität und kulturelle Vielfalt"/Nadine Böttcher und Hanna Weber. Die Projekte „g-Roofs“ und „Bunte Wiese“ präsentierten sich auf dem Marktplatz des Dialogforums.

Dirk Hennig, Sprecher des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Ökologisches Jahr (www.foej.de), stellte das FÖJ als wichtigen Raum und wichtige Zeit für junge Menschen vor, sich als Change Agents auszuprobieren und Gestaltungserfahrungen zu sammeln. Der Freiwilligendienst sei mit dem Sprechersystem auf Landes- und Bundesebene auch ein Feld, sich politisch zu bilden und in demokratischen Strukturen auszuprobieren. Aktuell werden von Teilnehmenden des FÖJ z.B. Camps gegen Rechtsextremismus im Naturschutz organisiert. Die Arbeit in den Einsatzstellen und die Gestaltung der Seminare verbinde praktisches Handeln mit Austausch, inhaltlicher Auseinandersetzung und Reflexion. TeamerInnen seien als BetreuerInnen stets ansprechbar und unterstützten bei Bedarf.

Aus der Perspektive der BNE-Akteure wurde diskutiert, wie vor allem Jugendliche bildungsferner Schichten erreicht werden können: BNE-Akteure müssten in die Lebenswelt der jungen Menschen gehen, Kontakt zu ihnen suchen und bieten. Der Kontakt solle zu jungen Zielgruppen aller Milieus entstehen, nicht nur zu ausgewählten. Wichtig sei, dass die Akteure einen tiefen Einblick in die Lebenswelt sowie Kompetenz in der Ansprache der Zielgruppen hätten. Lokalität und Partizipation wurden als wichtige Kriterien in der Arbeit mit den jungen Menschen herausgestellt: „Wir PädagogInnen und Institutionen müssen selbst Demokratie lernen und üben“, hielten die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe fest. Die Akteure sollten zieloffen sein, Experimentierfelder und -räume ermöglichen und ressourcenorientiert denken. Sie wünschten sich Fortbildungsangebote für geeignete Methoden in der Ansprache Jugendlicher und Strukturen von Bundes- bis auf Landesebene, die diese Arbeit unterstützen.

Birthe Hesebeck von OroVerde – die Tropenwaldstiftung (www.regenwald-schuetzen.org) stellte in diesem Zusammenhang zunächst das Projekt „Weil wir es wert sind!“ vor. Das Projekt, das sich an bildungsferne Jugendliche, häufig mit Migrationshintergrund, richtete, zeige, dass ein konkretes Ziel, z.B. ein fertiges Produkt oder ein Event wie auch spannende Medien die jungen Menschen motivierten. Mit musischen und alltagsbezogenen Aktionen wie Rappen, Graffiti oder Kochen, die an die konkrete Lebenswelt der jungen Menschen anschlossen, seien tolle Werke geschaffen worden. Im Prozess von Lernen, Bearbeiten und Darstellen sei ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit erfahren worden.

Im zweiten OroVerde-Projekt „Green Movie. Green Media.“ produzierten Jugendliche und junge Erwachsene Filme zur biologischen Vielfalt für verschiedene Zielgruppen. Für die Ansprache der sehr unterschiedlichen Zielgruppen beschäftigte sich OroVerde mit einem Konzept des Neuromarketings. Die „Limbic Types“ teilen die Menschen ähnlich den Sinus-Milieus in Gruppen mit unterschiedlich geprägten Wertvorstellungen ein. Daraus könne eine zielgruppengerechte Ansprache abgeleitet werden, die die Motivationslage der Zielgruppe stark berücksichtigt. Ziel sei es, neue Impulse für die Umweltkommunikation zu erhalten, um endlich auch Zielgruppen zu erreichen, die bisher vom Thema Umwelt kaum berührt wurden.

Abschließend appellierten alle, den Weg vom Projekt zur Struktur zu gehen, denn meistens gingen die positiven Effekte der Projekte, die entstandenen Bindungen und Netzwerke mit dem Projektende wieder verloren. Verlässliche Strukturen und Netzwerke seien aber für die jungen Change Agents eine wichtige Basis für die Gestaltung des Wandels.