(M)Ein gutes BNE-Projekt - Wissenschaft und Praxis im Gespräch

Im Anschluss an die BNE-Einführung von Dr. Christa Henze kamen vier Akteure zu Wort, die ausgewählte Schlaglichter auf die Herausforderungen an Theorie und Praxis warfen.

Dr. Thorsten Richter, Fachdidaktiker der Universität Hildesheim ging insbesondere auf die Komplexität als eine fast erdrückende Herausforderung ein. Er betonte anhand von Beispielen den positiven Wert durch Naturerlebnisse, die die Motivation förderten, sich trotz der hohen Komplexität der Problemlagen für den Erhalt biologischer Vielfalt einzusetzen.

Den Ansatz politischer Bildung, zu der auch BNE gehöre, erläuterte Prof. Dr. Bernd Overwien von der Universität Kassel. Eine zentrale Bedingung für politische Bildung sei im sogenannten Beutelsbacher Konsens formuliert worden. Dazu gehöre unter anderem das Überwältigungsgebot, das sicher stellen soll, dass die Lernenden frei sind, eigene Urteile zu fällen und Entscheidungen zu treffen. PädagogInnen hätten die Aufgabe, die nötigen Informationen zu kontroversen Inhalten zugänglich zu machen. Prof. Dr. Overwien berichtete auch, dass dies leider nicht immer eingehalten würde.

Marina Hethke, ebenfalls von der der Universität Kassel und dort als Kustodin des Tropengewächshauses Witzenhausen tätig, berichtete von einem Beispiel, bei dem Entscheidungsfreiheit großgeschrieben würde. „Die Antworten nicht vor den Fragen geben“ sei pädagogisches Motto beim Urban Diversity Trail, einem Projekt für Globales Lernen. An acht verschiedenen Lernorten, darunter z.B. Apotheke und Supermarkt werde pflanzliche Vielfalt im Alltag entdeckt und globale Bezüge etwa zum traditionellen Wissen in den Herkunftsländern von Medizinpflanzen hergestellt. Durchgehendes Prinzip sei es, immer wieder die Perspektiven zu wechseln und ohne Schwarz-Weiß-Denken Ideen für eine fairere Welt zu sammeln.

Umweltpädagogin und Biologin Lore Otto stellte ein weiteres Praxisprojekt vor. Bei „Hamburgs wilder Küche“ gehe es darum, Wertschätzung der Natur nicht nur durch Erleben sondern auch durch Nutzung der gesammelten Pflanzen zu fördern. Die gemeinsame Zubereitung der Kräuter und Früchte spräche das Bedürfnis zahlreicher Großstädter nach dem Eingebunden sein in die Natur an. Ausgehend von den Praxisaktivitäten und durch geeignete Impulse würden sich Fragen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung auch mit globalem Bezug entwickeln, die von einer erfahrenen BNE-Pädagogin aufgegriffen und behandelt werden können.

Als gemeinsames Anliegen benannten die vier GesprächspartnerInnen das Erfordernis ausreichender Zeit, die für die komplexen, selbstgesteuerten und motivierende Bildungsprozesse benötigt würde.