Fachtagung 2014: Natur:Erleben für unsere Zukunft

alle Fotos: ANU Hamburg

20 Jahre ANU Hamburg und Tagung zum Naturerleben

Tagungsprogramm

Mit einem kurzweiligen Rückblick auf die "Geschichte des Naturerlebens in Hamburg" eröffnete Dr. Hans-Helmut Poppendieck die Tagung. Draußen sein, Phänomene und Veränderungen in der Natur direkt beobachten, war ihm auch als Hochschullehrer am Botanischen Institut in Hamburg immer ein wichtiges Anliegen.

Die Sozialpädagogin Christine Richter-Brüggen bezieht sich in ihrem Vortrag "Bedeutung des Naturerlebens für eine gesunde Kindesentwicklung" auf aktuelle Literatur zum Thema, z.B. auf das 2013 erschienene Buch "Wie Kinder heute wachsen - Natur als Entwicklungsraum, ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Fühlen und Denken" von Herbert Renz-Polster und Gerald Hüther.

Dr. phil. Andreas Weber kommt in seinen Büchern (z.B. "Mehr Matsch!" und "Das Quatsch-Matsch Buch") ebenfalls zu dem Schluss, dass Kinder Natur brauchen, vor allem als Spiegel ihrer Lebendigkeit. Dies ist auch die Essenz seiner Präsentation "Naturerleben gestern und heute"

Den Bogen zwischen "Naturerleben und BNE" schlägt die erste Vorsitzende der Bundes-ANU Annette Dieckmann und erläutert in ihrem Vortrag, wie Naturerleben Anlässe für "sachhaltiges Verstehen" schaffen kann.

In der kurzen, aber sehr angeregt geführten Podiumsdiskussion am Nachmittag knüpfte der Moderator Andreas Klotz mit Fragen an die Vorträge an, z.B. Wie schaffen wir es, die Menschen wieder "rauf auf die Bäume" zu bekommen, wenn wir doch wissen wie wichtig Natur für uns ist? Und wie kann man Veränderungen in den Institutionen bewirken? Für die Jüngsten schlägt Frau Richter-Brüggen vor, die Natur mehr in die Kitas zu holen - Naturmaterialien statt Plastikspielzeug. Kreativität ist gefragt und manchmal muss man sich vielleicht durch individuelle Selbstermächtigung über allgegenwärtige Vorschriften hinwegsetzen. Dabei ist es hilfreich, Bündnisse zu schmieden. Andreas Weber regt ein "Weißbuch der lebensfreundlich umgedeuteten Vorschriften" an, mit positiven Beispielen, wo sich Einrichtungen über allzu strenge Verordnungen kreativ hinweggesetzt haben. Hans-Helmut Poppendieck weiß, dass Systemveränderungen einen langen Atem brauchen, aber selbst anfangen ist der beste Weg (gemäß Mahatma Ghandi: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt."), also rausgehen mit den Kindern, Schülern, Studenten, nicht nur fachlich fokussiert sein, sondern neue Wege suchen ohne dilettantisch zu sein. Annette Dieckmann betont, dass die außerschulische Bildungsarbeit hier gute Beispiele liefern kann, z.B. das Projekt "Der Wald ist voller Nachhaltigkeit" des Bundesverbandes der Natur- und Waldkindergärten. Beim Dialogforum  "Biologische Vielfalt und Bildung für nachhaltige Entwicklung" Ende Oktober gibt es eine gute Gelegenheit für die ANU, weiter an diesem Thema zu arbeiten.

In sechs Praxis-Workshops konnten die TagungsteilnehmerInnen anschließend selbst "Naturerlebnisse" sammeln:

Hamburgs Wilde Küche
Das kreative Kochen mit selbst gesammelten Zutaten ermöglicht oft einen neuen Zugang zur Natur und einen bewussteren Umgang mit Ressourcen. Bei einem Rundgang über das Gelände von Gut Karlshöhe lernen wir einige Pflanzen kennen, aus denen wir knackige Salate, leckere Nachspeisen und mehr herstellen. Neben dem gemeinsamen Erlebnis und Erfahrungsaustausch untereinander ergänzen wir so ganz nebenbei das abendliche Büfett unserer Jubiläumsfeier mit ein paar kulinarischen Köstlichkeiten.

Natur trifft Kunst
Die Streuobstwiese mit ihren alten Apfelbäumen soll uns als Kulisse dienen für eine künstlerische Inszenierung. Welche Geschichten entlocken wir den eindrucksvollen Baumgestalten? Wie können wir die vielen heimlichen Bewohner einmal ins Rampenlicht rücken? Mit Neugier und Kreativität wollen wir den Lebensraum Streuobstwiese neu entdecken und künstlerische Akzente setzen.

Geocaching - Natur und Technik
Erfahren Sie eine spannende Methode, wie Sie die Faszination des Computers mit Naturerfahrungen kombinieren können. Sie lernen die wichtigsten Grundbegriffe der satellitengestützten Schatzsuche kennen und erhalten einen Einblick in die Handhabung der GPS (Global Positioning System)-Geräte. Im praxisorientierten Workshop suchen wir das FINAL und tauschen uns über die Anwendungsmöglichkeiten in Ihrem beruflichen Kontext aus.

Rund ums Seil
Niedrigseilaufbauten und Spiele mit Seilen stzen vielfältige Bewegungsreize und ermöglichen ein besonderes Naturerlebnis. Wir spielen Spiele mit dem Seil, lernen mit einfachen Knoten ein Seil zwischen zwei Bäumen zu spannen und tauschen uns über weitere Möglichkeiten aus. Dabei begleitet uns stets der achtsame Umgang mit der Natur.

Denksportspaziergang durch Wald und Wiese
Ein Naturerlebnisspaziergang mit Interessantem über Tiere und Pflanzen, Bewegung, Stimulation der Sinne und kniffelige Denksportaufgaben. Die Kombination aus Sinneseindrücken, Bewegungs- und Gedächtnistraining bringt die mentale Fitness auf Hochtouren und steigert Wahrnehmung, Konzentration und Merkfähigkeit.

Heilkräuter im Alltag
Seien es Brennesseln, Giersch, Löwenzahn, Beifuß, Johanniskraut, Gundelrebe oder Gänseblümchen - diese (Un-)Kräuter können uns an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Situationen gut tun. In diesem Workshop gibt es Tipps, wie man Wildkräuter nutzen kann, z.B. bei kleineren Verletzungen der Haut, bei Erkältungen, als leckeres Essen in Cremes oder als Inspirationsquelle.