Umweltbildung 2.0: Virtuelle Realität

Von Apps zur Pilzsuche über Carrotmobs zu GPS-Schatzsuchen - Die modernen (Kommunikations-)Medien und speziell das Web 2.0. haben den Alltag verändert. Wie können UmweltpädagogInnen und Verbände dieses veränderte Medienverhalten nutzen, um Kinder wie Erwachsene an eine Bildung für nachhaltige Entwicklung heranzuführen?

Vor kurzem hat Greenpeace sehr eindrucksvoll gezeigt, wie man die Möglichkeiten des web 2.0 für eine gute Sache nutzen kann. Als Protest gegen die Ölbohrungen der Firma Shell in Alaska bauten die Aktivisten vor einer Shell-Tankstelle eine riesige Leinwand auf, baten ihre Twitterkontakte um eine Protestnachricht gegen Shell und ließen die massenhaft eintrudelnden Tweets über die Leinwand laufen. Ein virtueller Protestmarsch, der auch in den klassischen Medien viel Aufmerksamkeit fand.

web 2.0 – was genau und wer eigentlich?
Der Begriff web 2.0 fasst sehr unterschiedliche Möglichkeiten zusammen, das Internet zu nutzen. Grundsätzlich geht es darum, dass die Nutzer die Möglichkeit haben, die Internetseite oder ihre Inhalte mit zu gestalten und sich untereinander auszutauschen. Die Bandbreite reicht dabei vom Internetlexikon Wikipedia, bei dem die Nutzer die einzelnen Beiträge („Wikis“) selbst verfassen, über Blogs von Politik bis Strickmuster, zu denen die Leser Kommentare abgeben können, bis hin zur (Selbst-) Darstellung einer Einzelperson oder Organisation auf Social Media-Portalen wie Twitter und Facebook.
So verschieden wie die Anwendungen sind auch die Endgeräte und deren Nutzer. Das statistische Bundesamt ermittelte 2012, das 53 Prozent der Internetnutzer auch Social-Media-Plattformen zur Kommunikation und Information nutzen. Andere Studien kommen auf bis zu 74 Prozent. Einig sind sich die Umfragen darüber, dass in der Altersgruppe 65+ kaum ein Drittel in diesen Netzwerken aktiv ist. Je geringer das Lebensalter, desto intensiver die Nutzung – bei den 19- bis 24-Jährigen sind es über 90 Prozent, die im web 2.0 aktiv sind.


Umweltbildung und Social Media

Die Möglichkeit, Menschen zu den verschiedensten Zeiten, unterschiedlichen Situationen und an entfernten Orten zu erreichen, bietet auch für die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) interessante Chancen. Der ANU-Bundesverband veröffentlicht auf seinen Facebook- und Twitterseiten regelmäßig Neuigkeiten aus dem Bereich Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Spektrum reicht von Stellenangeboten über neue Studien und Projekte der ANU bis hin zu Veranstaltungshinweisen. Auch die Nutzer können auf dieser Seite Diskussionsthemen vorschlagen, auf ihre eigenen Veranstaltungen und Projekte hinweisen und sich mit Gleichgesinnten vernetzen. Genutzt wird dieses Angebot des ANU Bundesverbandes vor allem von der nächsten Generation, jungen Interessenten an BNE ab Mitte 20 und etablierten Institutionen vom Umweltbundesamt bis zu Oro- Verde.
Eine solche Plattform lässt sich auch selbst gestalten: Der Umweltchecker richtet sich speziell an Jugendliche ab 12 Jahren. Sie können sich auf dieser Plattform registrieren um sich mit anderen naturinteressierten Jugendlichen anzufreunden, Bilder und Videos zu veröffentlichen, oder die Nachrichtenbeiträge zu verschiedenen Umweltthemen abzurufen. Besonders in Videos greift das Prinzip des „Digital Storytelling“. Eigentlich komplizierte Nachhaltigkeitsthemen werden in einer persönlichen Geschichte lebensnah dargestellt, um den Zuschauern abstrakte Fakten nahezubringen.

Umweltbildung 2.0
Auch jenseits klassischer Social-Media-Anwendungen bietet das web 2.0 spannende Optionen, um technikaffine Jugendliche an die Idee der Nachhaltigkeit heranzuführen. Bei einem „carrot mob“ zum Beispiel verabreden die Organisatoren mit einem Laden, dass ein Teil der Einnahmen aus einem bestimmten Zeitraum für die klima- gerechte Sanierung des Ladens verwendet werden muss. Über verschiedene virtuelle Kommunikationswege werden Teilnehmer informiert, um möglichst viele für den verabredeten Zeitraum zu aktivieren.
Hierzu zählen auch die von Umweltstationen bereits genutzten GPS-Rallyes. Mit einem GPS-Gerät ausgerüstet erhalten die Teilnehmer die Anfangskoordinaten einer Route durch die Natur. Um den Weg zum Zielpunkt zu finden, müssen sie unterwegs Fragen zu Pflanzen, Lebensräumen und ökologischen Besonderheiten beantworten. Die Weiterentwicklung der klassischen Rallye mit Schatzkarte begeistert Smartphone-gewöhnte Kinder und Jugendliche und bringt sie über ein für sie interessantes Medium zurück in die Natur.
Das web 2.0 kann aber auch über das sogenannte „crowd sourcing“, bei dem auf einer Internetseite jeder einen kleinen Betrag für ein Projekt spenden kann, für die Finanzierung von nachhaltigen Vorhaben genutzt werden. Um Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lebensrealität der nachfolgenden Generationen zu verankern, ist das web 2.0. aktuell ein leicht zu nutzen- des Werkzeug. Es liegt an den Institutionen und UmweltpädagogInnen, es sinnvoll zu gebrauchen.
[Lisa Hübner]

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