Zertifizierung von Kindertagesstätten. KITA21 – Die Zukunftsgestalter

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ökopädNEWS
Juli 2010
Ausgabe Nr. 212

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Titelthema

Zertifizierung von Kindertagesstätten. KITA21 – Die Zukunftsgestalter


Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) kann in Kindertageseinrichtungen erfolgreich verankert werden. Das zeigt das Modellprojekt „KITA21 – Die Zukunftsgestalter“. Nach einer Fortbildung führen die pädagogischen Fachkräfte eigene Projekte durch, werden dabei gezielt unterstützt und am Ende mit einem Zertifikat belohnt. KITA21 soll nun auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden
Kitas sind wichtige Akteure, wenn es um die Förderung von Kompetenzen geht, die wir für eine ressourcenschonende und gerechte Mitgestaltung unserer Zukunft brauchen. Spielerisch setzen sich Kinder mit Alltagsthemen auseinander und lernen Zusammenhänge zwischen ihrem Handeln und den Auswirkungen auf ihre Umwelt kennen. Dabei sind die ersten Lebensjahre von großer Bedeutung, denn in dieser Zeit werden wichtige Grundlagen für die Entwicklung von Werten, Normen und Einstellungen gelegt.
Um engagierte Kitas bei dieser Arbeit zu fördern, hat die S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung aus Hamburg im Jahr 2008 das Modellprojekt „KITA21 – Die Zukunftsgestalter“ ins Leben gerufen. Rund 50 Kitas im Großraum Hamburg nahmen daran teil. Finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Vattenfall Europe Umweltstiftung.

BNE-Modellprojekt im Kindergarten
Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) handelt es sich nicht um eine zusätzliche Aufgabe, es sind auch keine zusätzlichen Materialien notwendig. Vielmehr sollen die Kinder im Kitaalltag für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen und für einen solidarischen und gerechten Umgang miteinander sensibilisiert werden.
Eine derartige Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Einrichtungen zu initiieren und zu verstetigen war das Ziel des S.O.F.-Modellprojekts. Es umfasste Fortbildungen, regelmäßige Vernetzungstreffen und individuelle Beratung. Daneben gab es einen KITA21-Newsletter und Praxistipps. Pro Einrichtung durften mehrere Personen teilnehmen. Außerdem stellte die Stiftung bis zu 750 Euro Fördermittel pro Projekt bereit. Durch intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde KITA21 bekannt gemacht.

Zertifizierung für zukunftsweisende Bildungsarbeit
Wer ein BNE-Projekt im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen hatte, konnte sich Anfang dieses Jahres für die Auszeichnung KITA21 bewerben. Dafür musste eine kurze Dokumentation eingereicht werden, die von einer hochrangig besetzten Jury auf BNE-Kriterien geprüft wurde.
Im vergangenen April wurden die ersten 35 Kitas im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Altonaer Rathaus von Dietrich Wersich, dem Senator der Behörde für Familie, Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz, als KITA21 zertifiziert. Die Einrichtungen erhielten eine Urkunde, eine KITA21-Plakette für den Außenbereich sowie die Rechte für die Verwendung des KITA21-Logos im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Das Projekt zeigt Wirkung
Das Modellprojekt wurde vom Institut für integrative Studien (Infis) der Leuphana-Universität Lüneburg evaluiert. Die Befragung von ErzieherInnen aus den ausgezeichneten Einrichtungen zeigte, dass die beteiligten Kinder und Erwachsenen für ein verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln im Alltag sensibilisiert werden konnten. Drei von vier ErzieherInnen bestätigten, dass KITA21 eine starke Veränderung ihrer pädagogischen Arbeit bewirkt hat. Fast 90 Prozent der Befragten sehen ihre Arbeit in der Gruppe jetzt verstärkt aus dem Blickwinkel einer nachhaltigen Entwicklung. Für mehr als 65 Prozent hatte das BNE-Projekt sogar eine deutliche Auswirkung auf die gesamte Bildungseinrichtung. So hat sich zum Beispiel bei jeder dritten Einrichtung die Lebensmittelbeschaffung verändert – hin zu ökologischen, saisonalen und regionalen Produkten.
Die Evaluation zeigt, dass die im Modellprojekt KITA21 eingesetzten Methoden einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen darstellen. Die Auszeichnung führt darüber hinaus zu einer verstärkten Wertschätzung bei Kollegen, Eltern, Trägern und Verbänden.

KITA21 geht weiter
Das Modellprojekt KITA21 wurde inzwischen abgeschlossen. S.O.F. stellte das Modellprojekt auf einer DBU-Fachtagung in Osnabrück vor. Am 10. Juni trafen sich 140 Multiplikatoren und Praktiker aus dem ganzen Bundesgebiet, um das Konzept und die Evaluationsergebnisse kennenzulernen und zu diskutieren. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen und der überzeugenden Evaluationsergebnisse wird die S.O.F. das Projekt weiterführen und ein jährliches Auszeichnungsverfahren durchführen. Ab September können sich Einrichtungen in der Metropolregion Hamburg wieder beteiligen. Auch eine erneute Teilnahme bereits ausgezeichneter Einrichtungen ist möglich.
Langfristig soll das Verfahren auch auf andere Regionen oder Bundesländer ausgeweitet werden. Hierfür werden Partner gesucht, die fachliche Kompetenzen, Netzwerke beziehungsweise finanzielle Mittel mitbringen. Dabei sind sie herzlich eingeladen, sich auch in die Umsetzung des Projektes mit einzubringen.

[Meike Wunderlich, Jürgen Forkel-Schubert]

S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung, Projektleiterin KITA21 Meike Wunderlich, Hamburg, Tel. +49 (0)40 / 240-634, Fax -640, E-Mail: wunderlich@save-our-future.de,

www.kita21.de, www.kinder-tun-was.de

Prof. Dr. Ute Stoltenberg, Universität Lüneburg, Institut für integrative Studien, Tel. +49 (0)4131 / 6771721, E-Mail: stoltenberg@uni-lueneburg.de, www.leuphana.de/institute/infis.html

 

 

 

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