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Kleidung ist gerade für Jugendliche eines der spannendsten Themen im Bereich Nachhaltiger Konsum

Hundert Euro gibt jeder deutsche Haushalt statistisch gesehen jeden Monat für Kleidung und Schuhe aus. Bekleidung gehört, neben den Nahrungsmitteln, sowohl in mengen- als auch in wertmäßiger Betrachtung zu den wichtigsten Gütern im weltweiten Ausgabenbudget. Und zu den interessantesten Gebieten im Bereich nachhaltiger Konsum.
Gerade für Jugendliche ist der Teilaspekt „Kleidung“ ein spannendes und hochemotionales Thema, da Selbstdarstellung und Zugehörigkeit zur Peergroup noch stärker als beim Erwachsenen über die am Körper getragenen Textilien präsentiert werden.

Saubere Kleidung


Vom Anfang bis zum Ende des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks bieten sich für die schulische wie die außerschulische Bildung Anknüpfungspunkte. Woher kommt unsere Kleidung und wie wird sie produziert? Von gentechnisch veränderten Baumwollsamen, der Verwüstung von Anbaugebieten, der Verwendung hochgiftiger Farbstoffe über menschenunwürdige Fertigungsmethoden in der Näherei bis zur CO2-Bilanz lassen sich in diesem alltäglichen Themenfeld fächerübergreifende Bezüge herstellen. Ökoprojekt Mobilspiel beispielsweise hat Hintergrundinformationen und detaillierte Arbeitsabläufe für Schulprojekte ausgearbeitet und zum Download zur Verfügung gestellt. Unter dem Titel „Was ist (m)ein T-Shirt wert?“ hat auch das Dekadeprojekt Umweltlernen Frankfurt eine hochklassige Lernwerkstatt ausgearbeitet, die anhand verschiedener Stationen die unterschiedlichen Aspekte des Textilkonsums für SchülerInnen zugänglich macht. Mit Büchern wie „Weltreise einer Jeans“ oder der Werkmappe „Todschicke Kleidung – zu welchem Preis?“ kann sich jeder aber auch selbst die passenden Inhalte für zielgruppenspezifische Lehreinheiten zusammenstellen. Der mögliche Methodenmix aus Quiz, Rollenspielen, Gesprächsrunden, Filmen und Mitmachparcours hilft den SchülerInnen, auf die essentielle Frage „Wie können wir beim Produzieren, Handeln und Konsumieren - hier und anderswo - gemeinsam die Zukunft gestalten?“ ihre individuelle Antwort zu finden.
 In diesem Bereich engagiert sich auch die „Kampagne für Saubere Kleidung“, die sich vor allem mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen große Texilketten wie KiK, Lidl und H&M profiliert hat. Sie bietet speziell bei Discounttextilien gute Hintergrundinformationen und Projektideen. Zum Beispiel den Ad-Bust, bei dem die Werbung des Discounters optisch kopiert und mit kritischen Inhalten gefüllt wird um dann an Haushalte verteilt zu werden. Gerade ältere Kinder und Jugendliche haben an dieser Art der Guerilla-BNE eine diebische Freude.


Um Neues zu schaffen auf Altes zurückgreifen

Im Internet haben Tauschbörsen wie Kleiderkreisel.de Nachhaltigkeit im Umgang mit Kleidung zum Alltag gemacht. Der Gedanke des Flohmarkts oder privaten Tauschens im Freundeskreis funktioniert aber auch als Schulprojekt hervorragend. 25 Prozent des Inhalts eines jeden Kleiderschranks werden nicht getragen, also kann die nächste Weihnachtsfeier im Schul- oder Klassenverband problemlos mit einer Menge hochwertiger Kleidungsstücke zum Tauschen bestückt werden. Wem das nicht genug ist, der kann unter dem Motto „Pimp my shirt“ zusammen mit den SchülerInnen aus den alten Textilien in einer Workshopstunde neue Kleidungsstücke, Taschen oder Schmuckstücke entstehen lassen.

Komplett auf den Kauf von neuen Kleidungsstücken zu verzichten ist schon für Erwachsene eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Für Jugendliche ist es erfahrungsgemäß noch viel weniger vorstellbar. Hilfreich kann dann aber zumindest die Besprechung der verschiedenen Textil-Label mit Ökobezug sein, um den Konsum nachhaltig zu gestalten.
Dann kann Weihnachten kommen.
[Lisa Hübner]

http://www.umweltlernen-frankfurt.de/Dekade/t-shirt.htm
http://www.saubere-kleidung.de/
http://www.mobilspiel.de
http://www.greenpeace.de