Beschäftigungsverhältnisse in der Umweltbildung

Die Umweltbildung ist ein wichtiger Ansatz für das Handlungsprinzip der Nachhaltigkeit. In Deutschland gibt es eine Vielfalt von Umweltbildungszentren. Wie sind sie für ihre gesellschaftliche Aufgabe aufgestellt? Wie sind die Qualifikationen und die Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeitenden? Diesen Fragen gingen Forscherinnen der Universität Bremen in Kooperation mit dem ANU-Bundesverband nach und befragten Umweltbildungseinrichtungen und ihre Beschäftigten.

„Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Umweltbildung“ – unter diesem Projekttitel befragten wir im Oktober 2015 bundesweit die beteiligten Institutionen und Personen. Finanziert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Ergebnisse der Onlinebefragung der Leitungspersonen von Umweltbildungseinrichtungen (n=191) sowie der Befragung der Einzelpersonen (n= 197) aus der Umweltbildung liegen nun vor. Für die Befragung wurden insgesamt 846 Einrichtungen beziehungsweise Bildungsabteilungen der außerschulischen Umweltbildung und 750 Einzelpersonen aus der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) angeschrieben. Zudem erfolgte ein Teilnahmeaufruf an 3.200 AbonnentInnen des Online-Infodienstes der ANU. Die Studie fokussiert durch die Verteiler eher Einrichtungen und Einzelpersonen, die Umweltbildungs- und BNE-Arbeit zu ihrem Kerngeschäft zählen, denn Michelsen et al.(1) identifizierten in der Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) etwa 67.000 Personen bei 1.157 Anbietern.

Qualifikationen

Die Ergebnisse zeigen, dass mit 75,4 Prozent ein Großteil der Befragten einen Hochschulabschluss besitzt. Die hohe fachliche Qualifizierung lässt sich bei allen Statusgruppen feststellen. Die Ausrichtung der Studienabschlüsse liegt vornehmlich im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Beachtlich ist nach unserer Ansicht, dass ein Fünftel der Beschäftigten sowohl einen Berufsabschluss als auch einen Hochschulabschluss besitzt. Das bedeutet, dass sie einen relativ zeitaufwendigen Qualifizierungsweg gewählt haben. Bei den meisten Berufen lassen sich aufgrund des vielfältigen Aufgabenspektrums Schnittmengen zu Bildungs- oder Verwaltungs- oder Managementaufgaben in der Umweltbildung erkennen.

Beschäftigungsverhältnisse und Einkommen

Zu den Beschäftigungsverhältnissen der nicht leitenden MitarbeiterInnen antworteten 37 Prozent, als Angestellte zu arbeiten. Insgesamt gaben 67,2 Prozent an, dass ihr Aufgabenbereich hauptsächlich in der Umweltbildung beziehungsweise Bildung für nachhaltige Entwicklung liegt. Bei 22,1 Prozent liegt der Aufgabenbereich nicht vorwiegend in der Bildungsarbeit.

In unserer Studie gaben mit 35,2 Prozent mehr Personen an, als Angestellte beschäftigt zu sein, als in der früheren Studie.¬(1) Hier waren es gerade einmal 24 Prozent aller Beschäftigten. Der Großteil der Beschäftigten sind mit 59 Prozent Honorarkräfte. Diese geben mit 64,9 Prozent an, ihr Haupteinkommen nicht in der Umweltbildung zu verdienen. Nur etwa ein Drittel (35,1 Prozent) verdienen ihr Haupteinkommen hingegen in diesem Bereich.

In unserer Studie gaben 55 Prozent der Angestellten an, vollzeitbeschäftigt zu sein. 36 Prozent der Angestellten sind teilzeitbeschäftigt. Befristete Beschäftigungsverhältnisse sind mit rund 24 Prozent bei den Angestellten höher als bei den Leitungspersonen (13,1 Prozent).

Zu ihrem monatlichen Nettoeinkommen gaben insgesamt 228 Personen Auskunft. Ein Einkommen von 101 bis 500 Euro erhalten 19,3 Prozent, etwa ein Viertel der befragten Personen verdient demnach 501 bis 1.500 Euro monatlich. Ein Monatseinkommen von 1.501 bis 2.000 Euro beziehen 11,1 Prozent, 7,8 Prozent 2.001 bis 2.500 Euro und rund 6 Prozent verfügen über mehr als 2.500 Euro. 7,8 Prozent der Befragten gaben an, unter 100 Euro im Monat zu verdienen.

Ausblick

Die personelle Ausstattung der Zentren mit einem Großteil an akademisch ausgebildeten MitarbeiterInnen – sowie einem Fünftel zusätzlich mit einem dualen Berufsbildungsabschluss – bietet großes Potenzial. Dennoch wird auch deutlich, dass die Art der Beschäftigungsverhältnisse – mit einem Großteil von Honorarkräften und nicht adäquater Bezahlung – nicht durch Stabilität oder gesellschaftliche Anerkennung gekennzeichnet sind, was die Professionalisierung des Sektors gefährdet. UmweltbildnerInnen bringen hohe Motivation und viele Kompetenzen in ihren Beruf ein.(2) Wenn sich jedoch die Beschäftigungsverhältnisse verbessern sollen, sind gesellschaftliche Diskussionsprozesse anzustrengen.

Quellen

(1) Michelsen, G. Rode, H.; Wendler, M.; Bittner, A. (2013): Außerschulische Bildung für nachhaltige Entwicklung – Eine Bestandsaufnahme am Beginn des 21. Jahrhunderts, München.

(2) Blings et al. (2017): Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Umweltbildung 2017 [erscheint in Kürze]

Dr. Jessica Blings, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut Technik und Bildung der Universität Bremen, E-Mail: blingsuni-bremende

Lilith Wilkening, Master Bildungswissenschaften, E-Mail: lilith1uni-bremende