Münchens Klimapartnerschaft mit den peruanischen Asháninka

Im kommunalen Schutz von Klima und Regenwald steckt viel Potenzial. Die Stadt München baut dabei auch kulturelle Brücken und unterstützt seit 18 Jahren in einer Klimapartnerschaft das Regenwaldvolk Asháninka. Projekte und Initiativen verschiedenster Akteure füllen die Partnerschaft mit Leben und bieten Materialien für die Bildungsarbeit an.

Seit 1997 kooperiert die Stadt München in Form einer Klimapartnerschaft mit dem Volk der Asháninka aus dem peruanischen Regenwald. Der Name bedeutet „Brüder der Menschen“. Vorausgegangen war bereits 1991 der Anschluss an das Netzwerk „Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e.V.“. Darin sind über 1.600 Kommunen, u. a. aus 24 europäischen Städten mit dem gemeinsamen Ziel vertreten, das Weltklima zu schützen. Zu den Zielen gehören die Reduktion der CO2-Emissionen um zehn Prozent alle fünf Jahre und eine Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2013 (auf Basis von 1990). Die tropischen Regenwälder sollen außerdem geschützt werden, indem darauf verzichtet wird, Tropenholz zu nutzen. Das Bündnis unterstützt zudem Projekte und Initiativen der indigenen PartnerInnen.

Drei Säulen der Unterstützung

In der Partnerschaft setzt die Stadt München auf Aufklärung, Hilfe bei konkreten Projekten im Regenwald sowie politische Unterstützung der Asháninka. Bildungsarbeit und Informationen sollen die Münchner Bevölkerung für das Thema sensibilisieren und anstehende Aktionen im Regenwald – nach Schwerpunkten der Asháninka – gefördert werden. Dazu zählen etwa Wiederaufforstungsprojekte, für die in München zum Beispiel im Rahmen des Regenwaldprojekts von Ökoprojekt MobilSpiel e. V. Baumpatenschaften angeboten werden. Und schließlich gilt es, die Asháninka politisch zu unterstützen, um den Schutz von Regenwald und Lebensraum auch gegen starke wirtschaftliche Interessen zu verteidigen. Denn die Zerstörung geht immer noch weiter: Firmen roden Waldgebiete um das Tropenholz zu fördern, andere für die Anlage von Ölpalmenplantagen. Durch den Rohstoffabbau werden zudem Böden und Flüsse vergiftet, durch den Bau von großen Wasserkraftwerken sind ganze Regionen von Überschwemmung bedroht.

Berichte aus dem Regenwald

Persönliche Kontakte zwischen Asháninka und MünchnerInnen beleben die Partnerschaft. So nahmen VertreterInnen des Regenwaldvolks an der Baumpflanzaktion im Rahmen des Regenwaldprojekts von Ökoprojekt MobilSpiel e.V. teil. Die Asháninka Jhenny Munoz und Teresita Antazu sind die diesjährigen Delegierten der Indigenen aus dem peruanischen Regenwald für die Münchner Klimapartnerschaft. Im Oktober 2015 reisten sie als „Botschafterinnen für einen naturverträglichen Lebensstil“ zu Projektpartnern in Györ und Nagykanizsa (Ungarn), Tirgu Mures (Rumänien) und Daruvar (Kroatien). Fünf Wochen lang berichteten sie den Menschen vor Ort von ihrem Leben im Regenwald, über Holzfäller, Farmer, Bergbau- und Energieunternehmen und ihre Bemühungen, ihren Lebensraum zu erhalten. Dabei stießen sie auf überraschende Parallelen: Viele jahrhundertealte Wälder in Rumänien etwa sind inzwischen genauso massiv von Abholzung bedroht wie die tropischen Regenwälder. Die Landnahmeproblematik besteht in Osteuropa genauso wie am Amazonas. Teresita Antazu erhielt für ihre Rede im ungarischen Parlament von den anfangs skeptischen Politikern Applaus. Diese waren zuvor davon ausgegangen, dass die Indigenen den Regenwald selbst zerstörten. Antazu war ihrerseits erleichtert, dass die Sorge um den Regenwald auch hierzulande viele Menschen bewegt – ihr schien es vor der Reise, dass es die Europäer nur wenig beschäftigt, dass für ihren Konsum Regenwald zerstört wird. Die Beschreibung der Reise stammt von Bernadette Felsch, zuständige Koordinatorin für das EU-Projekt im Umweltreferat der Stadt München.

Projektbeispiele aus der Schule

Zahlreiche Münchner Praxisprojekte zu Regenwald und Klimaschutz knüpfen an die Partnerschaft an und bieten Informationsveranstaltungen, Aktionen und Bildungsprojekte für verschiedene Zielgruppen an, unter anderem Ökoprojekt MobilSpiel mit „Regenwaldschutz und nachhaltige Lebensweisen in Europa“ (siehe auch „Die Schatzkammer der Erde besichtigen“, S. 41). Es gehört zum Projektbereich „Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen“ des EU-Projekts „Kommunen handeln für die Millenniumsentwicklungsziele – Europa für mehr Entwicklung“, in dem die Landeshauptstadt München Partner ist.

In der Broschüre „Schatzkammer der Erde – Regenwald und Klimaschutz, Handbuch zum Bildungsprojekt „Regenwaldschutz und nachhaltige Lebensweisen in Europa – Aktionen mit Kindern und Jugendlichen“ von Ökoprojekt MobilSpiel wird auf die Vielfalt an Informationen, Materialien und Wissen rund um die Münchner Partnerschaft mit den Asháninka zurückgegriffen. Das Handbuch versammelt zahlreiche Aktionen und Projekte, um Zusammenhänge zwischen dem Schutz des Regenwaldes und des Weltklimas sowie der Lebensweise und Bekämpfung der Armut in indigenen Völkern zu vermitteln. Zielgruppe sind zum einen die 3. bis 5. sowie die 6. bis 10. Jahrgangsstufen. Die Übungen sind an die vier Module des Projekts (Achtsamkeit üben, Regenwaldaspekte erleben, Erlebtes übertragen, exemplarisch Handlungsmöglichkeiten erproben) angelehnt. Sie reichen vom Schaffen einer Regenwaldatmosphäre durch Geräusche und Gerüche, Anschauungsobjekte aus dem Regenwald, über Spiele und Texte bis zum Nachempfinden des Klimas mit Orff-Instrumenten oder Experimenten wie dem Miniregenwald im Glas.

Hintergrundbroschüre zur Partnerschaft

Zu der Partnerschaft mit den Asháninka ist die Themenbroschüre „Regenwaldschutz – Schutz für Klima und Mensch – Was hat unser Konsum mit dem Leben der Asháninka im peruanischen Regenwald zu tun?“ erschienen und im Internet frei verfügbar. Sie enthält nicht nur spezielle Informationen zu diesem Projekt, sondern erläutert auch allgemein die Zusammenhänge rund um Konsum, Klimaschutz und Regenwald.

www.muenchen.de/klimapartnerschaft

www.nordsuedforum.de (Arbeitskreise und Ausleihmaterial)