Mehr Bildung für Klimaschutz in ganz Deutschland

In Deutschland gibt es mehrere Tausend außerschulische Bildungszentren. 16 Einrichtungen entwickeln sich nun gemeinsam zu „BildungszentrenKlimaschutz” und beraten weitere Zentren. Ziel des Projekts „BildungKlima-plus” ist es, die Anzahl der Bildungseinheiten zum Klimaschutz bundesweit zu erhöhen sowie qualitativ weiterzuentwickeln. 

Im Jahr 2015 haben sich beim Klimagipfel in Paris 195 Staaten dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Ein zentrales Thema von Bildung für nachhaltige Entwicklung muss daher auch die Beschäftigung mit den Folgen unseres Lebensstils auf das globale Klima sein. Bildung für Klimaschutz ist wichtig, weil klimafreundliches Verhalten im Alltag ein komplexer Abwägungsprozess sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene ist. Eine Rolle spielen beispielsweise soziale Normen, persönliche ökologische Normen, Kosten und Nutzen sowie Gewohnheiten, die teils unbewusst sind.(1)

In Deutschland gibt es mehrere Tausend außerschulische Bildungszentren, von denen viele noch aktiver in der Bildung für Klimaschutz werden können. Dazu zählen Nationalpark-, Biosphären- und Naturparkzentren, Schul- und Lernbauernhöfe, Schulbiologiezentren, umweltpädagogische Zentren, Biologische Stationen, Naturfreundehäuser sowie Jugendherbergen. Darüber hinaus gibt es viele außerschulische Bildungszentren, zum Beispiel der Kirchen und Wohlfahrtsverbände, Volkshochschulen oder Museen, die in sehr unterschiedlichem Umfang Umweltbildung anbieten.

Beispielsweise fanden im Arbeitsjahr 2016 in den bundesweit 900 Volkshochschulen 6,2 Prozent aller Kurse im Programmbereich Politik, Gesellschaft und Umwelt (PGU) statt. Nur 6,9 Prozent dieser Kurse gehörten zum Fachgebiet Umweltbildung. Traditionell hat der Sprachbereich ein besonderes Gewicht im Angebotsspektrum der Volkshochschulen.(2)

Um die Anzahl der Bildungseinheiten zum Klimaschutz bundesweit zu erhöhen und qualitativ weiterzuentwickeln, hat sich unter der Leitung des Umweltbildungszentrums NaturGut Ophoven in Leverkusen ein Netzwerk von „16 BildungszentrenKlimaschutz“ gegründet. Im Projekt „BildungKlima-plus“(3) – und darüber hinaus – setzt sich in jedem Bundesland ein Bildungszentrum für mehr Klimabildung ein. Das Projekt wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.

Nicht jedes Programm muss neu erfunden werden, um Bildung für Klimaschutz zu vermitteln. Stattdessen können einzelne Aspekte in bestehende Bildungsprogramme integriert werden. So hat das Ökowerk Berlin eine GPS-Rallye zum Schutz der Moore angepasst und als neues Klimaelement einen sogenannten „Klimataler“ eingeführt. Dieser ersetzt die Schokolade als Teil des Schatzes. Er besteht aus in Lehm eingeschlossenen Samentütchen. Auf den Tütchen stehen Klimaschutzinfos über Pflanzen und ihre Funktion bei der Bindung von CO2 aus der Luft. Ein anderes Beispiel ist die „Forschertour“ des Nationalparkzentrums Multimar Wattforum. Hier wurde eine thematische Einheit am Aquarium „Lebensraum Block- und Geröllgrund“ durch die Einbindung der Themenwand „Prima Klima?“ ersetzt. An ihr erforschen die Schülerinnen und Schüler die Folgen des Klimawandels für die Bewohner der Nordsee und entwickeln eigene Ideen zum Klimaschutz.

Eine vom NaturGut Ophoven durchgeführte Potenzialanalyse zu Klimabildung in Deutschland ergab, dass 50 Prozent der 392 untersuchten außerschulischen Lernorte bereits in der Klimabildung aktiv sind, die andere Hälfte aber laut Homepageauftritt noch nicht. Stichprobenartige Nachfragen bestätigten diese Analyse. Es zeigte sich außerdem, dass weniger als 5 Prozent der untersuchten außerschulischen Lernorte an Zertifizierungsmaßnahmen im Bereich Klimaschutz und Energieneutralität teilnehmen. Daher ist das Vorleben von Klimaschutz in der Einrichtung ein wichtiges Element des Projekts „BildungKlima-plus“. Beispielsweise hat das Netzwerkzentrum „Haus des Waldes“ in Sachsen-Anhalt durch Gespräche mit dem Land den Umstieg auf Ökostrom erreicht. Andere Zentren ermitteln nun ihren CO2-Fußabdruck und begeben sich auf den Weg in Richtung einer Zertifizierung zur Klimaneutralität.

Das Projekt „BildungKlima-plus“ zeigt auf, wie ganz unterschiedliche außerschulische Bildungseinrichtungen ihr großes Potenzial der Bildung für Klimaschutz noch mehr nutzen können. Das erste Projektjahr 2017 hat die 16 Bildungszentren als Netzwerk zusammenwachsen lassen und sehr viel kreatives Potenzial freigesetzt. Die Ergebnisse werden im Dezember 2018 auf einer Abschlusstagung vorgestellt und mit Fachpublikum diskutiert. 

Links und Literatur

(1) Hamann, K.; Baumann, A.; Löschinger, D.: Psycholo­gie im Umweltschutz. Handbuch zur Förderung nach­hal­tigen Handelns. oekom, München 2016, 144 S.,19,95 €, ISBN 978-3-86581-799-0. www.wandel-werk.org/docs/20171007-Handbuch_deutsch.pdf [Stand 24.04.2018].

(2) Huntemann, H.; Reichart, E.: Volkshochschul-Statistik. 55. Folge, Arbeitsjahr 2016. Bertelsmann, Bielefeld 2017, 96 Seiten. www.die-bonn.de/doks/2017-volkshochschule-01.pdf [Stand 18.04.2018].

(3) www.16bildungszentrenklimaschutz.de

Kontakt:

Sonja Fasbender, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Projekt „BildungKlima-plus“,
E-Mail: sonja.fasbendernaturgut-ophovende,
www.16bildungszentrenklimaschutz.de