Qualitätsentwicklung in der Umweltbildung - Ausstellungen früher evaluieren!

Wenn Evaluation zur Qualitätsentwicklung in Umweltbildungsstätten eingesetzt wird, dann meist zu spät. Präventive Maßnahmen sind ein bislang unterschätztes Einsatzfeld, ergab eine Umfrage unter 150 Einrichtungen in Deutschland. Ein Ratgeber stellt geeignete Methoden und Anwendungsbeispiele vor.

Bis zur letzten Minute wurde an der Ausstellung gearbeitet. Nach der Eröffnungsveranstaltung folgt dann manches Mal die Ernüchterung. Leider kommt es nicht selten vor, dass die Ausstellung doch nicht so gut bei den Besuchern ankommt, wie die Macher sich das vorgestellt hatten. Eine Evaluation kann nun zwar noch helfen, Schwachstellen aufzudecken, viel nützlicher wäre sie dagegen im Planungsprozess gewesen. Mangelnder Erfolg oder eine teure Überarbeitung hätten wahrscheinlich vermieden werden können.

Diese Erfahrungen waren für die Evaluatorinnen Patricia Munro, Eva Siekierski und Monika Weyer Anlass, zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein Buch herauszubringen, das Wege aufzeigt, wie sich mit Evaluation bessere Ausstellungen realisieren lassen.

Am Anfang steht die Kundenbefragung

Wie bei einem Ausstellungsvorhaben sinnvoll, führten die Evaluatorinnen auch für ihr Buchvorhaben zunächst eine Kundenbefragung durch. Dabei interessierte sie vor allem, wie verbreitet Evaluation oder weitere Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung tatsächlich sind und wozu sie eingesetzt werden. Per E-Mail wurden Naturkundemuseen, Umweltbildungszentren, Zoos, Science Center und weitere Umweltbildungseinrichtungen angeschrieben und gebeten einen Internetfragebogen auszufüllen. Die 150 Antworten kamen überwiegend aus Museen und Umweltbildungseinrichtungen, sie wurden vor allem von Leitungskräften, aber auch von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Pädagogen verfasst.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Evaluation oder weitere Verfahren zur Qualitätsentwicklung überwiegend zur Erfolgskontrolle im laufenden Betrieb angewendet werden (78 Prozent). In jeder zweiten Einrichtung dient sie der Konzeptentwicklung und in jeder dritten zur Zieldefinition. Mehr als die Hälfte benötigen sie als Argumentation gegenüber Geldgebern.

Am häufigsten werden Fragebögen eingesetzt (83 Prozent). Auf den weiteren Plätzen landen Besucherzählung, Interviews, Besucherbeobachtung, Beratungsgespräche mit externen Fachleuten und Gruppendiskussionen. Auffallend selten sind formative Verfahren: Nur jede fünfte Bildungsstätte testet ihre Ausstellungselemente vor dem Start.

Wie verbreitet ist Evaluation?

Nur für acht Prozent der Befragten ist Evaluation selbstverständlich. Von häufigem Einsatz sprechen immerhin 23 Prozent. Dagegen haben rund zwei Drittel noch nie oder nur ausnahmsweise eine Evaluation durchgeführt.

Als Gründe gegen den Einsatz werden an erster Stelle Unkenntnis über geeignete Verfahren und das Vorgehen aufgeführt (76 Prozent), danach folgen Zeit- und Geldmangel. Viele Einrichtungen wissen die Ergebnisse einer Evaluation nicht zu interpretieren und sehen daher auch nur wenig Nutzen darin. In fast jedem dritten Fall tragen Widerstände im Team dazu bei, auf Evaluation zu verzichten.

Festhalten lässt sich: Evaluation ist noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Am häufigsten wird noch die Erfolgskontrolle zum Projektabschluss praktiziert. Seltener sind qualitätsfördernde Maßnahmen in früheren Projektphasen - und das, obwohl doch die meisten Befragten mit einer Evaluation eine Produktverbesserung erreichen (83 Prozent) oder die Besucherorientierung steigern wollen (52 Prozent).

Fünf Möglichkeiten

Die Autorinnen raten dazu, lieber rechtzeitig in der Planungsphase zu agieren, anstatt per Erfolgskontrolle zu reagieren. Sie schlagen ein Evaluationsmodell vor, das sich am Ablauf der Projektplanung orientiert. Es verbindet die drei klassischen Formen der Evaluation - Vorab-, formative und summative Evaluation - mit zwei neuen Formen - der Basis-Evaluation und der Weiterentwicklungs-Evaluation:

Eine Basis-Evaluation dient zur Festlegung der Ziele und weiteren Weichenstellungen zu Beginn eines Ausstellungsprojekts.

Mit einer Vorab-Evaluation lassen sich in der Konzeptionsphase Informationen über die Zielgruppe gewinnen.

Die formative Evaluation hilft in der Umsetzungsphase, einzelne Module einer Ausstellung zu optimieren.

Mit einer summativen Evaluation lässt sich nach einer Ausstellungseröffnung die Wirkung auf die Besucher ermitteln.

Eine Weiterentwicklungs-Evaluation wird - im Sinne des Wortes - eingesetzt, um Anregungen und Argumente für die Weiterentwicklung von Museen und Umweltbildungseinrichtungen und ihren Ausstellungen zu liefern.

Ende des Jahres soll das Buch "Wegweiser Evaluation - Von der Projektidee zum bleibenden Ausstellungserlebnis" im oekom verlag erscheinen. Das Buch wird mit praktischen Anregungen und Anwendungsbeispielen zeigen, in welchen Fällen und in welcher Weise Einrichtungen und ihre Teams von Evaluation profitieren können. Dabei wird auch auf die unterschiedlichen Interessen der Teammitglieder - Projektmanager, Fachwissenschaftler, Gestalter und Umwelt- oder Museumspädagogen - eingegangen. Herausgeber ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.

[Jürgen Forkel-Schubert]

Monika Weyer, Münster, Tel. +49 (0)251 / 277616, www.ausstellungsmacherin.de

Eva Siekierski, Brietlingen, Tel. +49 (0)4133 / 4465, www.ausstellungsberatung.com

Patricia Munro, München, Tel. +49 (0)89 / 74663051, www.zephyrus.net