Erster Bericht der Bundesregierung zur Umweltbildung enttäuscht

Vor dreieinhalb Jahren beschloß der Bundestag unter dem Tagesordnungspunkt "Umweltbildung und Umweltwissenschaften", daß die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag einmal je Legislaturperiode über die "Bemühungen" um die Umweltbildung berichten möge. Mit Datum vom 30. Oktober 1997 kam die Bundesregierung nun diesem Begehren nach und legte die Drucksache Nr. 13/8878 vor. Um es gleich vorneweg zu sagen: der Bericht enttäuscht! Zunächst enttäuscht er, weil der außerschulische Bereich, wie ihn z.B. die Umweltzentren abbilden, völlig fehlt. Warum eigentlich? Gibt es nicht entsprechende Empfehlungen diverser Beiräte der Bundesregierung? Und hatten die Umweltminister der Länder nicht sogar einstimmig im Juni 1996 eine Förderung der Umweltbildung mit Schwerpunkt im außerschulischen Bereich beschlossen?

Gibt es denn auch nichts zu berichten über bundesweite Aktionen, Kampagnen oder Tagungen mit internationaler Besetzung, die von den deutschen Dachverbänden für Umweltbildung (ANU, DGU, GbU) durchgeführt wurden? Weiß die Bundesregierung dies nicht oder will sie diese "Fremdarbeit" nicht durch eine Erwähnung aufwerten? Mitarbeit - nein danke?! Ehrlicherweise geben die Autoren zu, daß "die Ebenen der Länder, der Verbände und Organisationen, der Gemeinden und der Bildungs- und Forschungseinrichtungen nicht so ausführlich angesprochen werden, wie es an sich die Fülle der Materialien zuließe". Aber auch die mit Spannung erwarteten Aussagen über die Umsetzung des seit langem angekündigten "Gesamtkonzeptes zur Umweltbildung" (erster Entwurf von 1988!) sucht man vergebens. Die Bund-Länder-Kommission (BLK) für Bildungsplanung und Forschungsförderung hätte darüber noch nicht beraten, heißt es lapidar. Zum anderen befände sich noch ein "internationales Programm" zur Umsetzung von Kapitel 36 der Agenda 21 (Förderung von Schulbildung, des öffentlichen Bewußtseins und der beruflichen Aus- und Fortbildung) "in Vorbereitung". Dessen Veröffentlichung dauert dann wohl wieder 3 Jahre - sollte es überhaupt fertig werden, bevor das öffentliche Bewußtsein es wieder vergessen hat. Die vier Kapitel des Berichts beschränken sich im wesentlichen auf Aussagen zur Bundesebene. Akteure sind demzufolge nur die Bundesministerien (BMBF, BMU/UBA, BMZ und BMBWi), ansonsten wird die Verantwortlichkeit auf die Länder abgeschoben, die aber nicht erwähnt werden.

Das erste Kapitel führt rechtliche und politische Rahmenbedingungen auf und enthält hauptsächlich einen chronologischen Abriß von Beschlüssen zur Umweltbildung. Kapitel zwei enthält Konzeption und Förderung von Umweltbildung in Schule, beruflicher Bildung, Hochschule und Weiterbildung. Dann folgt im Kapitel 3 die sog. "Neuorientierung der Umweltbildung", indem die Autoren auf die Bedeutung der Agenda 21 hinweisen. Im Kapitel 4 "Zur gegenwärtigen Situation" sind die "Managementregeln der Nachhaltigkeit" aufgeführt, allerdings wird gleich eingeschränkt, daß, je nach dem, ob ökologische, ökonomische, globale, soziale oder kulturelle Dimensionen in den Vordergrund gerückt werden, sich bei der weiteren Konkretisierung andere Komponenten mit entsprechenden strategischen und praktischen Folgewirkungen ergeben. Was das nun wieder heißen soll, wird nicht klar. Dafür stellt die Bundesregierung die für sie wichtigen Handlungsfelder für die Zukunft dar: Umweltbildung soll globale Zusammenhänge erkennen, neue Leitbilder und neuen Lebensstil entwickeln, neue Formen und Instrumente des Lehrens und Lernens praktizieren und Umweltpolitik mit Umweltforschung verknüpfen. Na bitte - nun macht 'mal! Am spannendsten noch sind die Nachbemerkungen: "Um den Nutzen für die Praxis zu verstärken, sollen in der nichtamtlichen Veröffentlichung Übersichten und Hinweise zu überregionalen Verbänden, Stiftungen und Forschungseinrichtungen für die Umweltbildung, Serviceeinrichtungen, Wettbewerbe, Projekte und Modellversuche sowie Quellen für wichtige Texte veröffentlicht werden. Dieser Teil wurde allerdings nicht mitgeliefert und wird wohl irgendwann einmal im Buchhandel zu kaufen sein. Vielleicht kein Meilenstein in der Geschichte der Umweltbildung, aber vielleicht ein lesenswerter Stolperstein für zukunfts(un)fähige PoliterInnen.

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