„Das ist echt was Besonderes, auf so `nem hundert Jahre alten Schiff. Man sieht die anderen Leute auf ihren modernen Jachten rumschippern, aber wir setzen selbst die Segel. Wir kochen für uns und achten dabei auf gesunde und nachhaltige Ernährung. Wir lernen viel, entdecken die Ostsee und ihre Bedeutung im Klimawandel. Das ist wirklich was Tolles – auch weil wir an Bord eine gute Gemeinschaft sind.“
Lernen mit Kopf, Herz und Hand und das unterwegs an und auf der Ostsee: Das ist KlimaSail. Das im Jahre 2011 ins Leben gerufene Jugendumweltprojekt wird als Teil der Jugendklimaaktionen „Klar zur Wende“ vom Jugendpfarramt in der Nordkirche in Zusammenarbeit mit der Aktion Brot für die Welt im Diakonischen Werk Schleswig-Holstein organisiert und durchgeführt. Es ermöglicht jungen Menschen, an Bord eines Traditionsseglers die Ostsee zu erkunden und gemeinsam Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Suffizienz und Klimagerechtigkeit zu bearbeiten. Möglichkeiten des eigenen Handelns werden entwickelt und ein nachhaltiger Lebensstil wird gemeinsam ausprobiert. Rund 2000 Jugendliche mit ganz verschiedenen Bildungshintergründen haben bereits an den Fahrten teilgenommen.
KlimaSail versteht sich als Bildungsprojekt im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die didaktischen Prinzipien Visionsorientierung, vernetzendes Lernen und Partizipationsorientierung werden in den Mittelpunkt gerückt. Das Besondere an KlimaSail: Das Programm ist in dem erlebnispädagogischen Lernraum eines Traditionsseglers verankert. Das Schiff stellt in diesem Kontext sowohl Medium einer pädagogischen Methode als auch eine leitende Metapher dar. Neben dem gemeinschaftsbildenden Segeln bietet ein Traditionssegler ein relativ abgeschlossenes System, in dem die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt auf besondere Art erfahrbar werden. Die Ressourcen (Treibstoff, Wasser, Strom, Nahrung) auf dem Schiff sind begrenzt ebenso wie in der übrigen Welt , nur dass die Endlichkeit der Ressourcen und die Notwendigkeit zu Zusammenarbeit und Achtsamkeit hier auf dem engen Raum direkter erfahrbar werden. Dieses Bild des Schiffes als Welt im Kleinformat kann sowohl auf das Thema Ressourcenverbrauch als auch auf soziale, gerechtigkeitsrelevante Themen bezogen und in der pädagogischen Arbeit verwendet werden.
In dieser Kombination von BNE mit dem Lern- und Erlebnisraum eines Traditionsseglers liegt ein besonderes Potenzial im Sinne eines integralen und ganzheitlichen Ansatzes. Sie bietet die Chance, eine enge Verknüpfung von emotionalen, motivationalen und moralischen Aspekten mit kognitiven, handlungsbezogenen Bereichen herzustellen und so den Menschen als Ganzen anzusprechen. Denn es geht nicht nur um Erkenntnisse, sondern um Eindrücke, (Verbundenheits-)Gefühl und Neugier: Bei der meereskundlichen Erforschung des Ökosystems Ostsee mit Schnorchel, Bodengreifer und Mikroskop, den Naturerlebnisübungen, bei dem gemeinschaftlichen Segelsetzen und der gelebten Gemeinschaft an Bord werden alle Sinne angesprochen. Mitsegelnde (andere Teilnehmende oder BetreuerInnen) können Vorbilder in Wertefragen oder nachhaltigem Handeln werden.
KlimaSail ist ein Angebot für Jugendliche ab 14 Jahren. In dieser Phase ihres Lebens steht die individuelle Entwicklung für die jungen Menschen im Vordergrund. Sie handeln immer mehr selbstverantwortlich; dabei suchen und finden sie Leitbilder und Grundwerte ihres Handelns. Das gemeinsame Suchen nach einem besseren, weil umweltfreundlicheren, nachhaltigen und genussvollen (im Sinne der Suffizienz) Lebensstil trifft in dieser Lebensphase auf fruchtbaren Boden.
Im Herbst 2017 erscheint ein Methodenhandbuch mit Bildungsmaterialien für Bildung für nachhaltige Entwicklung an Land und am Meer, in dem viele bei KlimaSail eingesetzte und entwickelte Methoden vorgestellt werden. Weitere Informationen zu KlimaSail und den Jugendklimaaktionen „Klar zur Wende“ unter www.klar-zur-wende.org
Hannah Bahr und Leona Greve, Bildungsreferentinnen im Landesjugendpfarramt der Nordkirche
