Fortschritt durch Netzwerken - Schulen als Akteure in ihrer Stadt

Die Thematisierung des Klimawandels und die Aufgabe klimaneutral zu werden, stellen Schulen vor besondere Herausforderungen. Häufig fehlt es in Schulen schon an der personellen Ausstattung zur Umsetzung, oft aber auch an dem fachlichen Know-how zum Thema. Zudem gibt es organisatorische Herausforderungen wie eine oft fehlende Kooperationsstruktur mit externen Akteur*innen. Zwar kooperieren Schulen punktuell mit externen Partner*innen wie Naturpädagog*innen, Garten­arbeitsschulen und vielen anderen Anbieter*innen von Klima- und Umweltbildung. Häufig ist dies aber eher an den Interessen einzelner Lehrkräfte orientiert und weder langfristig, noch strukturell in den Schulen verankert. Hier gilt es anzusetzen und Schulen zu professionalisieren.

Im vorherigen Artikel wurde aufgezeigt, welche Verantwortung einerseits und wel­che Fülle an Aufgaben andererseits an Schulen herangetragen werden.Allerdings sind Schulen meist nicht eigenständig in der Lage, klimaneutral zu werden oder in naher Zukunft eigenständig Fahrpläne für eine klimaneutrale Zukunft ihrer Institution zu entwickeln. Vor dieser komplexen Aufgabe zu stehen, kann sogar demotivierend wir­ken. Wo fangen wir an, was ist wichtig? Schaffen wir das schnell genug? Sind wir dafür überhaupt verantwortlich. Wenn ja, wer kümmert sich dann um die Umsetzung?

Darüber hinaus kämpfen nahezu alle Schulen mit chronischer personeller Unter­besetzung. Für außerschulische Bil­dungs­partner*innen ist es deshalb schwer, einen verlässlichen Kontakt und langfristige Ko­ope­rationen aufzubauen. Klimaschutz­pro­jekte finden immer als „extra“ zum regulären Unterricht statt. Häufig gibt es zwar eine Lehrkraft, die sich dem Thema Klimaschutz annimmt. Doch dies neben der geforderten Lehrtätigkeit und für ein Kolle­gium mit teils über hundert Lehrkräften anzugehen, ist eine Mammutaufgabe. Wie kann dieser Prozess also in Gang gebracht und unter­stützt werden?

Zunächst muss dem Thema in der Schulorganisation der richtige Stellenwert gegeben werden. Dann braucht es, um die Schulen wirklich zum Handeln zu bewegen, personelle und fachliche Unterstützung sowie eine interne strukturelle Pro­fes­sionalisierung. Schulen sollten ihre Abläufe überprüfen, Bildung für nachhaltige Ent­wicklung (BNE) übergreifend in ihren Angeboten verankern und das Thema Klimaschutz somit nicht mehr nur dem Zufall überlassen. Da Klimaneutralität ein überge­ordnetes, für die Gesamtgesellschaft im­mens wichtiges Ziel ist, gilt es hier umzu­denken und Schulen neu aufzustellen. Aus diesem Grund ist das Projekt Kli­maVisionen nicht darauf ausgelegt, einfach nur einige Workshops anzubieten und die Schulen danach sich selbst zu überlassen, sondern viel breiter gedacht. Ein Projekt muss Struktur werden. Einzelne Maßnah­men gilt es zu verstetigen. Die mit den Schu­len jeweils entwickelte Roadmap ordnet und priorisiert die Vielzahl der Aufgaben und kann der Schule helfen, Ziele leichter in die Tat umzusetzen. Viele der Aufgaben, die sich aus den Roadmaps ergeben, bzw. Entwicklungen, die sich die Schulgemein­schaften wünschen, sind dennoch nicht ein­fach alleine zu bewältigen. Daher ist es wichtig, mit außerschulischen Akteur*innen zu kooperieren, sich zu vernetzen und ge­mein­sam die notwendigen Maßnahmen zu planen. Dabei zu bedenken ist, dass der Weg zur Klimaneutralität ein Prozess ist, der deutlich länger als nur ein Schuljahr dauert.

Im Umfeld der Schulen gibt es bereits zahlreiche Initiativen, Projekte, Vereine und pädagogische Angebote, die die Schulen unterstützen können. Diese kommen aber meist ungeordnet in der Schule an und versanden dadurch. Das Projekt Kli­maVisionen übernimmt hier Arbeit für die Schulen und zeigt auf, wie sie sich auch über Klimaneutralität hinaus besser aufstellen können. So können sie bei­spiels­weise Kontakte knüpfen, um zukünftig die Schul­kantine umzustellen, den Schulgarten umzubauen, klimaneutrale Mobilität zu för­dern oder ihre pädagogischen Angebote auszubauen. Dies geschieht über regel­mäßige Veranstaltungen und Netzwerk­treffen, aber auch zentrale gemeinsame Klimaaktionstage, an denen Schulen prä­sen­tieren können, welche Maßnahmen sie bereits umgesetzt haben.  

Auch die Initiative „Schule im Auf­bruch“ zeigt seit vielen Jahren, wie eine zukunftsfähige Schulkultur aussehen und gestaltet werden kann. Die Transformation der Gesellschaft erfordert auch die Trans­formation der Schule. Dem Netzwerken und den Kooperationen mit außerschulischen Part­nern kommt dabei eine sehr be­deutende Rolle zu. Wenn sich viele tausend Schulen in Deutschland auf den Weg machen, ist es wichtig, das gewonnene Erfahrungswissen zu teilen. So kann auch aus Fehlern gelernt werden und es können gemeinsam Lösungen gefunden werden, wie die Schule von morgen aussehen und gute Praxis in die Breite gebracht werden kann.

Neben der konkreten Unterstützung der Schulen müssen wir aber auch die Schulträger in die Pflicht nehmen. Schulen brauchen bessere personelle Ausstattung, um die Vielzahl an Aufgaben koordinieren zu können. Außerdem muss in den Berei­chen, die die Schule nicht selbst beein­flussen kann, viel mehr geschehen. Großen Handlungsbedarf gibt es beispielsweise beim Heizungsbau, der ener­ge­tischen Sa­nie­rung, der Fassaden­dämmung und -be­grü­nung sowie dem Einsatz von erneuerbaren Energien.

Letztlich ist dafür der Auf- und Ausbau von lokalen Bildungslandschaften notwendig, in denen Schulen als entscheidende Akteure dazu beitragen, in Kooperation mit anderen, Klimabildung und BNE vor Ort langfristig zu verankern und zu fördern.

 

Kontakt:

Florian Kliche, Projektleitung KlimaVisionen

E-Mail: florian.kliche@ufu.de